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Landwirtschaftspreis geht nach Ramerberg

Tanzende Kühe und krümelige Böden: So erntet Bio-Bauer Käsweber Vorteile durch Klimaschutz

Zwei, die sich gut verstehen: Bio-Bauer Ludwig Käsweber aus Ramerberg und seine Kuh „Rumpunsch“.
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Zwei, die sich gut verstehen: Bio-Bauer Ludwig Käsweber aus Ramerberg und seine Kuh „Rumpunsch“.

Ihre Kühe dürfen tanzen und in Würde altern, sogar ihre Böden „leben“. Die Käswebers sind „klimafreundliche Milcherzeuger“, ausgezeichnet von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber. Ein Besuch auf dem Biohof in Ramerberg, wo der Beweis angetreten wird, dass sich Klimaschutz auszahlt.

Ramerberg – Ludwig (49 Jahre) und Barbara Käsweber (51 Jahre) betreiben in Ramerberg einen Hof mit 28 Hektar Ackerland und 24 Hektar Weidefläche. Sie haben aktuell 54 Milchkühe und 40 Jungtiere. 2019 haben sie ihren Bauernhof auf Biobetrieb umgestellt. Ein Jahr später investierten sie bereits in einen Laufstall. „Das war eine Geldanlage, die sich erst sehr langfristig rechnet“, erklärt Barbara Käsweber. „25 Jahre muss man da schon rechnen, deshalb ist es für manchen Landwirt heute auch gar nicht so einfach, wenn die Anbindehaltung verboten wird, der Landwirt aber nicht weiß, ob er überhaupt noch 25 Jahre Milchkühe halten wird“, macht sie deutlich. Sie sieht „in den ständig neuen Vorschriften“ ein großes Problem. „Deshalb stirbt die Tierhaltung“, warnt sie.

Streicheleinheiten für die Jüngsten auf dem Bio-Hof Käsweber.

Auf dem Käsweber-Hof in Ramerberg allerdings werden das Tierwohl und die artgerechte Tierhaltung groß geschrieben. Der Laufstall sei super, so Ludwig Käsweber. Die Milchkühe genießen ihren Auslauf auf Bio-Weiden und unter schattenspendenden Apfelbäumen. Alle Kühe tragen fantasievolle Namen, von „Ipanema“ über „Savannah“ bis zu „Rumpunsch“. „Das ist uns wichtig, denn sie sind ja nicht nur eine Nummer und haben alle auch ihre eigenen Charaktereigenschaften“, weiß der Bio-Bauer.

„Qualität rechnet sich nur, wenn der Preis stimmt“

Außerdem haben er und seine Frau lange Zeit, sich die Namen der Kühe einzuprägen, denn hier werden die Kühe 8 bis 9 Jahre alt und nicht nur 5 Jahre, wie sonst üblich. „Wir hoffen, dass unsere Kühe sogar 10 Jahre alt werden, dann können sie mehr Kälber bekommen und wir steigern die sogenannte Lebenstagleistung, ein oftmals unterschätzter Parameter für die Wirtschaftlichkeit und Tiergesundheit“, erläutert Barbara Käsweber. Ihr Mann ergänzt, dass in seinem Stall, als er noch konventionell betrieben wurde, die Kühe durchschnittlich etwa 9.000 Liter Milch im Jahr gaben, nach der Umstellung auf Biobetrieb seien es 6.800 Liter pro Jahr. Dieser Unterschied bedeute, dass die Bio-Milch teurer sein müsse. „Qualität rechnet sich nur, wenn der Preis stimmt.“ Aber zugleich wirke sich die geringere Milchleistung auch positiv aus auf die Gesundheit der Kühe und die Kraftfuttermenge, die sie benötigen würden, berichtet er.

Die lila blühende Luzerne – auf diesen Baustein für den Bodenaufbau setzen Ludwig und Barbara Käsweber.

Das Futter spiele ebenfalls eine zentrale Rolle im Einsatz für das Klima. Der Humusaufbau im Boden ist für Familie Käsweber dabei ein entscheidender Baustein. „Dauerhafte Begrünung, mehrjährige, tiefwurzelnde Pflanzen in bunter Mischung, das senkt den CO2-Fußabdruck in meiner Landwirtschaft“, freut sich der Bio-Bauer. Die lilablühende Luzerne, eine überwinternde Leguminose mit einem tiefreichenden Wurzelsystem, gehört für ihn unbedingt dazu. Und auch seine Frau schwärmt: Die Pflanze sammelt Stickstoff und dadurch ist sie für uns die Königin der Futterpflanzen.“ Humus macht den Boden klimafit, bei starken Regenfällen kann der Untergrund das Wasser besser aufnehmen und dann auch besser speichern, was für trockene Perioden wichtig ist.

Die beiden Ramerberger setzten dafür auf eine Luzerne-Klee-Grasmischung, die sie als Bestandteil in der Fruchtfolge über drei Jahre wachsen lassen. „Und den Kühen schmeckt‘s“, berichtet die Bio-Bäuerin. Beim Getreideanbau setzten die beiden auf Untersaat, unter anderem mit Weißklee. „Das Bodenleben ernährt sich von dem Zucker, den die Pflanzen ausscheiden, und so können Feuchtigkeit und Nährstoffe auch hier besser im Boden gehalten werden“, erklärt sie das Prinzip.

Maßnahmen sollen zu Nachahmung anregen

Die Milch liefert der Betrieb an die Andechser Molkerei. Dort arbeitet Ludwig Käsweber an einem Projekt mit, das wissenschaftliche Maßnahmen erarbeitet, die individuell auf die einzelnen Betriebe zugeschnitten sind und dann umgesetzt werden. Käsweber ist begeistert: „Es hat sauber funktioniert.“ Die Molkerei habe ihn auch auf die Bewerbung für den Bayerischen Klimapreis aufmerksam gemacht. „Jeder Berufszweig musste dazu genau vorgerechnet werden: Wiese, Kühe, Jungtiere, Mais, Getreide. Alles musste mit CO2-Zahlen hinterlegt werden“, beschreibt Ludwig Käsweber. Doch es hat sich gelohnt. Sein Betrieb bekam einen Sonderpreis.

„Unsere Maßnahmen, die wir für den Klimaschutz ergriffen haben, sollen natürlich für andere Landwirte transparent sein und sie zur Nachahmung anregen“, erklärt der Bio-Bauer. Die Nutzung von regenerativen Energien durch eigenen PV-Strom gehört unbedingt dazu. „Für einen MIlchviehbetrieb, der morgens und abends hohen Energiebedarf hat, ist das gar nicht so einfach, doch wir haben es geschafft“, macht er deutlich. Auf dem Stalldach hat er die Photovoltaikanlage nach Ost-West ausgerichtet. „Dadurch haben wir genügend Strom für die Melkmaschinen, die Milchkühlung und das Licht im Stall“, freut sich Käsweber. Ein Batteriespeicher wurde ebenfalls installiert und es gibt auf dem Hof eine Eiswasserkühlung, die einen Kältevorrat für die Milchkühlung aufbaut und in der Nacht abgerufen wird. Das Trinkwasser für die Kühe fließt außerdem durch einen Vorkühler mit Wärmetauscher und kühlt damit die Milch von 35 auf etwa 20 Grad Celsius. Gesenkter Energieverbrauch , an vielen einzelnen Stellen, gewinnbringend eingesetzt. „ Die stromintensive Kühlung rechnet sich auf diese Weise innerhalb weniger Jahre“, freut sich Barbara Käsweber.

Urkundenverleihung zum Klimapreis 2023 durch Ministerin Kaniba: Barbara und Ludwig Käsweber mit ihrem Sohn Leonhard (von rechts) sowie weiteren Preisträgern.

Ein Heißwasserspeicher bereitet mittags schon das heiße Wasser für die Reinigung der Geräte am Abend vor. Eins greift ins andere bei den Käswebers., die sich künftig auch vermehrt dem Thema Agroforst beschäftigen wollen. „Schattenspender auf der Weide, das ist ein Thema der Zukunft“, glaubt der Bio-Bauer. Damit es eine Zukunft für Landwirte geben könne, müsse allerdings der Flächenverbrauch drastisch eingeschränkt werden. „10 Hektar werden in Bayern pro Tag zugebaut. Von Montag bis Freitag, der Flächenverbau reicht aus, da bin ich mit meinem Betrieb weg – und in einem Monat ist die Fläche von Ramerberg zubetoniert“, mahnen Ludwig und Barbara Käsweber.

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