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Stipendium „Talent im Land“

Vom Kriegsflüchtling zur Abiturientin: Wie Sidona Demeke (18) in Rosenheim durchstartet

Sidona Demeke
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Sidona Demeke hat eine bewegte Vergangenheit – und große Pläne für die Zukunft

Sidona Demeke hat eine bewegte Vergangenheit. Die Schülerin musste vor Kriegen in Äthiopien, Eritrea und dem Sudan flüchten und kam schließlich in Rosenheim an. Hier macht sie ihr Abitur. Warum sie jetzt ausgezeichnet wird.

Rosenheim – Sidona Demeke (18) kann sich nicht an ihre traumatische Kindheit erinnern. Sie weiß nur, dass sie in Äthiopien zur Welt kam. Mit ihrer Mutter floh sie vor Kriegen und Konflikten nach Eritrea, dann in den Sudan und schließlich mit acht Jahren nach Deutschland zu entfernten Verwandten. „Es ist schade, dass ich mich an gar nichts mehr erinnern kann, aber wenigstens habe ich so auch keine traurigen Erinnerungen“, sagt sie. Seit 2016 lebt sie in Rosenheim und besucht die elfte Klasse des Karolinen-Gymnasiums.

Ein Multitalent mit bewegter Geschichte

Doch der Weg bis dahin war für Demeke alles andere als einfach. „Ich hatte keine Deutschkurse und musste mir die Sprache selbst beibringen“, sagt sie. Heute spricht sie akzentfreies Deutsch. Demeke musste bereits in der Vergangenheit Sprachen lernen. „Im Sudan musste ich mir auch selbst Arabisch beibringen“, sagt sie. Ihre Muttersprache ist Tigrinisch – eine Sprache, die in Äthiopien sowie Eritrea gesprochen wird. Bei der Flucht ließen ihre Mutter und sie die Familie in Eritrea zurück. „Ich sehe meine enge Familie nie, aber ich bin es nicht anders gewohnt“, sagt Sidona Demeke. Nur wenn ihre deutschen Freunde Familientreffen haben, sehnt sich Demeke nach einer ähnlichen Normalität.

Sie sei in Deutschland meist freundlich aufgenommen worden, habe schnell Freunde gefunden. Trotzdem hat auch sie Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Sie habe bemerkt, dass ihre Freunde beim Bäcker sowie den öffentlichen Verkehrsmitteln freundlicher behandelt werden. „Manchmal sagt mir auch jemand, ich sei gar nicht so wie andere Ausländer“, sagt sie. Demeke stört dieses Stereotyp vom „asozialen Ausländer“ sehr. Der Wahlerfolg der AfD macht ihr Angst. „Ich habe Angst, weil meine Mutter keinen deutschen Pass hat“, sagt sie. Trotzdem fühle sie sich in Deutschland gut aufgehoben.

Demeke interessiert sich für viele Dinge, sie schreibt Gedichte und Lieder auf Deutsch, zeichnet, spielt Klavier und Gitarre. Zu ihren weiteren Interessen zählen auch Taekwondo und alles, was mit Naturwissenschaften zu tun hat. „Ich will später Medizin studieren“, sagt sie. Für ihren Lebensweg wurde sie mit dem Stipendium „Talent im Land – Bayern“ des bayerischen Kultusministeriums ausgezeichnet. Eine Lehrerin sei auf Demeke zugekommen und habe ihr von dem Stipendium erzählt. „Ich hatte nie das Gefühl, dass mein Lebensweg etwas Besonderes wäre“, sagt Demeke. Trotzdem bewarb sie sich. Das Stipendium habe ihr neuen Mut und Selbstvertrauen gegeben. „Erst da habe ich realisiert, was ich bisher geschafft habe“, sagt sie.

Sidona Demeke (vierte von links) bei der Stipendiumsverleihung

Hilfe für Abiturienten mit schwierigem Lebensweg

Das Stipendium ist laut dem bayerischen Kultusministerium für alle Schüler, die aufgrund ihrer sozialen Herkunft einen schwierigeren Weg zum Abitur haben. „Die Aufnahme in das Programm richtet sich nach Begabung und Talent, soziale Lage und gesellschaftliches Engagement“, sagt die stellvertretende Pressesprecherin des Ministeriums auf OVB-Anfrage. „Frau Demeke erfüllt die Kriterien voll und ganz“. Stipendiaten werden finanziell unterstützt und erhalten die Chance auf Weiterbildung. Dazu gehören Seminare, Studienreisen, Sommerakademien sowie individuelle Studienberatung.

Demeke hat schon ein paar dieser Seminare hinter sich. „Am meisten gefallen hat mir eine Online-Schulung zum Thema Perfektionismus“, sagt sie. Dort habe sie erst gemerkt, wie hoch ihre Erwartungen an sich selbst sind. Als Nächstes steht für Demeke eine Studienfahrt nach Regensburg an. „Ich freue mich schon darauf, die anderen Stipendiaten besser kennenzulernen“, sagt sie.

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