Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Ehrenamtliche Gärtner willkommen

Der Rosengarten in Schloßberg - eine innerstädtische Idylle braucht Hilfe

Dagmar Stamp liebt den Rosengarten am Schloßberg. Weil er so viel mehr ist, als eine Rosenausstellung. Ein Idyll - in Gefahr, denn die Kümmerer gehen aus.
+
Dagmar Stamp liebt den Rosengarten am Schloßberg. Weil er so viel mehr ist, als eine Rosenausstellung. Ein Idyll - in Gefahr, denn die Kümmerer gehen aus.

Das erste zarte Grün sprießt. Eine dicke Hummel taumelt summend umher. Die letzten Hagebutten hängen an den Sträuchern. Auch ohne blühenden Rosen ist der Schloßberger Rosengarten ein buntes Idyll. Ein Idyll mit einem Problem.

Stephanskirchen - „Was man heute in Blumenläden kauft, das hat mit Rosen nicht mehr viel zu tun“, sagt Dagmar Stamp energisch. Grinst und bekennt: „Da bin ich Hardliner“. Ja, sie ist Biologin. Promovierte noch dazu. Aber mit Rosen hatte Dr. Dagmar Stamp seit ihrem Studium nichts mehr zu tun. Bis ihr ein Buch in die Hände fiel. Über englische Rosen. Dicht gefüllt und duftend.

Die Mikrobiologin war verliebt. Besuchte Rosarien in halb Europa und entdeckte dabei die alten Rosen für sich. „Der Duft! Das hat mich einfach begeistert!“, erzählt sie lachend. Sie brachte von ihren Touren Pflanzen mit, bis im eigenen übersichtlichen Reihenhausgarten mehr als 60 Rosenarten wuchsen. „Rosen sind Sträucher - und zwar üppige“. Da war der Garten irgendwann voll. Und außerdem wollte Dagmar Stamp ihr Begeisterung für Rosen teilen.

Das brach liegende Grundstück am Schloßberg, auf dem einst Schloss Rosenheim stand, bot sich förmlich an. Beim örtlichen Obst- und Gartenbauverein, beziehungsweise dessen damaligem Vorsitzenden, blitzte Dagmar Stamp ab. Also gründete sie den „Rosen-Heim“ e.V. Dem überließ die Gemeinde die Nutzung des Geländes und Dagmar Stamp und ihre Mitstreiter machten sich an die Umsetzung eines Rosengartens oberhalb Rosenheims.

Vier große Beete gibt es dort: „Karl der Große“ mit Rosen und andern Pflanzen, die schon rund ums Jahr 800 nachgewiesen sind. Darunter die „Essigrose“, die ursprüngliche europäische Rose. Die gab‘s nur in weiß und in rot. Rosa brachten dann die Damaszener Rosen mit, gelb die China-Rosen. Nebenan ist „Hildegard von Bingen“ mit Pflanzen ab 1100, der „Garten von Eichstätt“ erinnert an einen botanischen Garten der Renaissance und das Quartett macht das Beet mit alten Gartenpflanzen komplett. „Ein schwieriges Beet, weil die Pflanzen kaum zu finden sind und viel Quellenforschung in Büchern und Gemälden notwendig ist“, erklärt Dagmar Stamp.

Die China-Rosen blühen öfter im Jahr, sind aber ein bisschen zickig, was ihre Lebensbedingungen angeht

Dr. Dagmar Stamp, Vorsitzende des Rosen-Heim e.V.

Es ist kein regelmäßig gestutzter, womöglich mit Buchsbaumheckchen umwachsender Rosengarten dort auf der Schloßbergkuppe. Es ist ein bunter Lebensraum. Mit Pflanzen, denen es dort so gut gefällt, dass sie sich fröhlich ausbreiten. Und von den Rosen-Heim-Gärtnern zum Beispiel an den Zaun des benachbarten Kindergartens versetzt werden, damit die Beete nicht übervoll werden. „Wer schon einmal dort war, womöglich ein Konzert im Rosengarten erlebt hat, weiß, wie phantastisch schön es dort ist“, schwärmt Gemeinderat Hubert Lechner.

„Und es ist ein echtes Biodiversitätsprojekt“, sagt Dagmar Stamp. Weil die Rosen sowie die Kräuter und Stauden, die ihnen Gesellschaft leisten, übers ganze Jahr weg Insekten, Eidechsen und anderem kleinen Getier sowie Vögeln Heim, Schutz und Nahrung bieten. „Biodiversität“? Da war doch was? Genau: Stephanskirchen ist eine von zehn Biodiversitätsgemeinden in Bayern. Also wandte sich Dagmar Stamp an die Gemeinde, als sie Hilfe brauchte.

Den Rosengärtnern fehlt der Nachwuchs

Denn: Die Corona-Pandemie hat auch in die Reihen der anpackenden Rosenenthusiasten Lücken gerissen. „Wir sind zwar begeisterte Gärtner, haben aber leider nicht genug genauso begeisterten Nachwuchs“, bedauert Dagmar Stamp. Wenn die Gemeinde dieses Biodiversitätsprojekt zukünftig erhalten möchte, müsse eine Lösung gefunden werden wie das auch mit schwindenden ehrenamtlichen Gärtnern - Durchschnittsalter knapp oberhalb von 60 - zu machen ist.

Gemeinde hilft mit Geld

Sie bat bei der Gemeinde um ein Budget für den Einsatz von fachlich geeigneten Gartenbaubetrieben, die die Rosenfans unterstützen. „Denn ein Weilchen mag es nur mit Vereinsmitgliedern noch gehen, aber auf Dauer nicht“, erklärte Dagmar Stamp den Stephanskirchner Gemeinderäten. Sie lief bei diesen offene Türen ein. „Der Rosengarten ist ein Blickfang in der Gemeinde“, findet Uwe Klützmann-Hoffmann. Bürgermeister Karl Mair, selbst Gartenenthusiast, findet ihn „sehr attraktiv“ und ein „Kleinod in der Gemeinde“. Sehen die anderen Räte offensichtlich genauso, der Verein bekommt Geld.

Ehrenamtskoordinatorin hilft mit Rat und Tat

Und für Dagmar Stamp und den Rosengarten hat sich die Zusammenarbeit mit Giulia Giardina schon gelohnt. „Ich lerne gerade, wie man einen Verein managt“, erzählt Dagmar Stamp schmunzelnd. Von Giulia Giardina, der Ehrenamtskoordinatorin des Landkreises. Erste Lektion: Die Förderung für die Beratung beantragen. „Klappte“, sagt Dagmar Stamp und lacht.

Als „Hilfe zur Selbsthilfe“ bezeichnet Dagmar Stamp die Beratung. Ob zur Gestaltung einer Broschüre oder der Internetseite des Rosen-Heim e.V, ob beim Finden von Fördermitteln oder der Öffentlichkeitsarbeit. Oder bei Satzungsänderungen und steuerrechtlichen Fragen - zwei Themen, mit denen Dagmar Stamp nie etwas zu tun haben wollte, wie sie leicht verschämt gesteht. „Ich lerne aber auch, besser zu delegieren“, lacht sie.

Jubiläumsfeier Anfang Juni

Zum Beispiel bei den Vorbereitungen des Festes zum zehnten Geburtstag des Rosengarten. Zwar wurden die ersten Rosenbüsche schon 2011 gepflanzt, offizielle Eröffnung war aber 2013. Im Juni, zur Zeit der Rosenblüte. Und natürlich wird auch das Jubiläum im Juni gefeiert. Am 3., einem Samstag, von 15 bis 19 Uhr.

Kommentare