Mietvertrag ist unterzeichnet
Landkreis Rosenheim plant Dauerunterkunft für 100 Flüchtlinge in Stephanskirchen
100 neue Nachbarn auf einen Streich: In Stephanskirchen sollen jetzt Dutzende Flüchtlinge auf Dauer unterkommen. Aber wohin mit den vielen Menschen? In diese Gewerbeimmobilie sollen sie einziehen.
Stephanskirchen – Knapp neun Jahre ist es her, dass die Gemeinde im ganzen Ortsgebiet in kürzester Zeit ein Dutzend Holzhäuser errichtete – und dort Asylbewerber und Geflüchtete einzogen. Jetzt sieht die Lage anders aus.
Seit Dienstag, 5. März, weiß Bürgermeister Karl Mair, dass das Landratsamt Rosenheim in der Gemeinde eine Dauerunterkunft für bis zu 100 geflüchtete Personen einrichten möchte. Das Landratsamt hat dafür, so die Aussage von Landrat Otto Lederer gegenüber Mair, die derzeit leerstehende Gewerbeimmobilie in der Hofmühlstraße 34 im Ortsteil Murnau für mehrere Jahre angemietet. Der Mietvertrag sei von beiden Seiten unterschrieben, bestätigt Michael Fischer, der Sprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage des OVB, der Vermieter baue die Immobilie noch passend um.
Was in Stephanskirchen auf wenig Gegenliebe stößt. Nicht, weil man keine geflüchteten Menschen aufnehmen will. Da liegt die Gemeinde laut Bürgermeister jetzt schon über dem Landkreis-Durchschnitt. Sondern, weil man sie nicht so untergebracht wissen will. Kommunalpolitiker und Verwaltung sehen seit Jahren die Unterbringung von so vielen geflüchteten Personen an einem einzigen Standort sehr kritisch. „Seit der Flüchtlingskrise 2015/16 setzt die Gemeinde auf kleinteilige Konzepte und dezentrale Lösungen“, sagt Mair.
Damals errichtete die Gemeinde an fünf Standorten, verteilt über das ganze Gebiet des Ortes, ein Dutzend Häuser in Holzbauweise mit insgesamt 20 Wohneinheiten, die an das Landratsamt vermietet wurden. „Dieses Konzept erleichterte die Integration der geflüchteten Personen ganz wesentlich“, ist Mair – damals schon Gemeinderat – sicher. Angenehmer Nebeneffekt für Stephanskirchen: Die 2015 und 2016 investierten 3,7 Millionen Euro haben sich mittlerweile amortisiert und die Häuser gehören längst der Gemeinde.
Auch die Flüchtlinge aus der Ukraine sind über den Ort verteilt. Die größte Gruppe, etwa 16 Personen, lebt in zwei Wohngemeinschaften im alten Pfarrhaus in Schloßberg, alle anderen in privaten Quartieren. Und so dezentral hätte es die Gemeinde gerne auch in Zukunft. „Die Verwaltung wird daher dem Gemeinderat vorschlagen, eine Nutzung der Gewerbeimmobilie in der Hofmühlstraße als Flüchtlingsunterkunft abzulehnen, sobald ein entsprechender Antrag vorgelegt wird“, kündigt Mair an. Egal, ob es der Bauantrag des Immobilienbesitzers ist oder der Antrag auf Umnutzung.
2175 Quadratmeter für 21.000 Euro im Internet
Die Gewerbeimmobilie in der Hofmühlstraße 34 beherbergte früher TGW, ein Unternehmen für Logistik-Zubehör. Die Firma ist mittlerweile in die Gemeinde Rohrdorf umgezogen. Auf einer Immobilienseite im Internet war die Immobilie am Mittwoch, 6. März, noch zu finden. Für 21.073,50 Euro Miete für 2175 Quadratmeter Büro- und Lagerflächen.