So teuer wird es für die Gemeinde
Stephanskirchen: Beim Brunnenausbau ein Schritt weiter – mit dieser fetten Kostensteigerung
Stephanskirchen ist einen entscheidenden Schritt weiter beim Thema eigenes Trinkwasser: Der Ausbau des Brunnens im „Ödenwald“ sowie der dazugehörigen Infrastruktur ist beschlossen. Allerdings schlägt dieser mit dicken Mehrkosten zu Buche. Woran das liegt und wer das alles zahlen soll.
Stephanskirchen – Das Projekt eigenes Trinkwasser für Stephanskirchen beschäftigt die Gemeinde bereits seit über einem Jahrzehnt. 2012 wuchs der Wunsch nach einer eigenen Trinkwasserversorgung, nachdem es zu einer Verunreinigung bei den Stadtwerken, von denen die Gemeinde ihr Wasser bislang bezieht, gekommen ist. Den Brunnenschacht im Ödenwald östlich von Högering gibt es bereits. Bislang schaut dort ein Rohr aus einer Kiesfläche. Nun sind auch der Bau des Brunnenhauses, der Leitung sowie die Errichtung eines Saugbehälters beschlossene Sache.
Fünf Jahre später, 1,5 Millionen mehr
Losgehen mit dem Bau könne es aber noch nicht. Denn wie Bürgermeister Karl Mair (Parteifreie Bürger) dem Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung erklärte, laufen derzeit noch Gespräche bezüglich Einwendungen gegen das geplante Wasserschutzgebiet sowie mit Privateigentümern. „Es sieht aber ganz gut aus, dass wir dies bald abschließen können.“ Dennoch wolle man das Projekt vorantreiben, damit dann schnell mit dem Bau begonnen werden kann.
Gleich vier Beschlüsse mussten die Gemeinderäte dazu fassen: den Bau des Brunnenhauses, der Leitung, des Saugbehälters – und der wichtigste kam direkt vorab: Die Zustimmung zu den Kosten. Denn die haben sich, so Mair, „erheblich gesteigert“. Bei der letzten Kostenvorstellung 2020 lagen diese noch bei knapp 2,4 Millionen. Jetzt, fünf Jahre später, berechnen sie sich auf rund 3,8 Millionen.
Zunächst stellte Ingenieur Eduard Steiner vom beauftragten Ingenieurbüro INFRA Rosenheim die technischen Daten rund um den Ausbau vor. Er stellte das Brunnenhaus vor, das als technisches Gebäude eher unscheinbar und einfach daherkommt. Ausgestattet wird der Brunnen mit zwei Pumpen, die unabhängig voneinander arbeiten. Sollte eine ausfallen, fördert die andere weiter Wasser. Eine 2,5 Kilometer lange Wasserleitung – nur in öffentlichen Flächen verlegt – soll das Wasser dann zum bestehenden Pumpwerk nach Waldering fördern. Auch ein fahrbares Notstromaggregat soll im Notfall die Wasserversorgung sicherstellen. Darüber hinaus, so Steiner, bestehe der Notversorgungsvertrag mit den Stadtwerken, wodurch auch ein Anschluss an deren Versorgung eingeplant ist.
Sorge um Sicherheit bei Gremium
Anschließend stellte er sich den Fragen des Gremiums. Neben einigen technischen Fragen sorgten vor allem die Themen Sicherheit und Kosten für Fragezeichen: So erkundigten Christian Ladner (Parteifreie Bürger) und Jacqueline Aßbichler (CSU) nach dem Sicherheitskonzept für die gesamte technische Anlage. Hubert Lechner (Parteifreie Bürger) äußerte sogar den Wunsch nach einer Videoüberwachung. Steiner erklärte, dass der Bereich rund um das neue Brunnenhaus mit Zäunen und einer Sicherheitsanlage ausgestattet wird. „Im Fall eines Einbruchs wird das zuständige Sicherheitspersonal verständigt“, erklärte er. Dass teure Technik schnell entwendet würde, dafür sei sie zu groß. Auch wenn jemand versuchen sollte, Wasser abzuzapfen, bleibe dies nicht unbemerkt.
Wie kommt es eigentlich zu der massiven Preissteigerung? Und wer soll das bezahlen? Bürgermeister Mair stellte vorab fest, dass er eine Einmalzahlung durch die Bürger, so wie es andere Landkreisgemeinden gemacht haben, ablehne. „Die Baukosten sollen sich über die Wassergebühren amortisieren“, so der Rathauschef. Sprich: Der Verbraucher zahlt.
Hochgetrieben worden seien die Baukosten durch die enormen Preissteigerungen der Baubranche. Seit 2020 sei viel passiert: Die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg hätten einerseits dazu beigetragen. Aber auch zusätzliche Maßnahmen, die 2020 nicht einkalkuliert waren, kamen hinzu. Darunter Sanierungsarbeiten am bestehenden Pumpwerk, die Umzäunung sowie eine zusätzliche Leitung im Bereich Schömering und die Straßenwiederherstellung.
Wann kommt denn nun das eigene Wasser?
Christian Helget (FW) wollte wissen: „Wie lange beträgt die Amortisationszeit?“ Eine Frage, die Bürgermeister Mair nicht eindeutig beantworten konnte. Eine genaue Kalkulation der Gebühren würde noch folgen. Die Kalkulation im Jahr 2021 habe zum damaligen Zeitpunkt ergeben, dass der Betrag für die eigene Trinkwasserversorgung durch den tatsächlich kalkulierten Wasserpreis gedeckt war. Wie hoch dieser nach der Baukostensteigerung ausfällt, müsse nun berechnet werden. Gleichzeitig spare sich die Gemeinde das Geld, das sie für das Wasser der Stadtwerke ausgegeben hat. 2024 seien es 420.000 Euro gewesen.
Auch der Brenner-Nordzulauf kam zur Sprache. Allerdings verwies Mair in diesem Zusammenhang auf die Zusicherung der Bahn, dass es zu keinerlei Beeinträchtigungen der Trinkwasserqualität kommen soll. „Die geplante Doppeltunnelröhre soll etwa 400 Meter entfernt vom Brunnenschacht verlaufen.“ 2023 sei bei der Trassenauswahl der Schutz des Trinkwassers berücksichtigt worden, sodass diese nicht, wie ursprünglich vorgeschlagen, durch die Schutzzone verläuft. „Ein Restrisiko bleibt aber immer.“
Abschließend fragte Robert Zehetmaier (Bayernpartei): „Wann bekommen wir denn nun unser Trinkwasser? Wie lange wird der Bau dauern?“ Sobald alles geklärt sei, müsse für den Bau mit etwa 2,5 Jahren gerechnet werden, erklärte Ingenieur Eduard Steiner. Das Gremium ging bei allen Beschlüssen einstimmig mit.
