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Eröffnung des Stephanskirchener Otfried-Preußler-Jahres

Ein Abend voller Magie: Wie sich Räuber Hotzenplotz und Landrat Otto Lederer kennenlernten

Bürgermeister Karl Mair (Mitte) kann stolz sein auf den gelungenen Auftakt ins Otfried-Preußler-Jahr, den die Gemeindebücherei ausrichtete. Die Mitwirkenden (von links) Peter Panhans, Steffi Panhans, Monika Hauser-Mair, Christian Ladner und Hannes Herzog. Landrat Otto Lederer war einer der rund hundert Gäste, die sich durch die Lesung in die Bücherwelt ihrer Kindheit zurückversetzen ließen.
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Bürgermeister Karl Mair (Mitte) kann stolz sein auf den gelungenen Auftakt ins Otfried-Preußler-Jahr, den die Gemeindebücherei ausrichtete. Die Mitwirkenden (von links) Peter Panhans, Steffi Panhans, Monika Hauser-Mair, Christian Ladner und Hannes Herzog. Landrat Otto Lederer war einer der rund hundert Gäste, die sich durch die Lesung in die Bücherwelt ihrer Kindheit zurückversetzen ließen.

Das Otfried-Preußler Jahr in Stephanskirchen ist offiziell eröffnet: Los ging es mit einem Vorleseabend zur „Dunkelstunde“ in der Gemeindebücherei. Warum die Veranstaltung Otfried Preußler wohl besonders gefallen hätte und was Räuber Hotzenplotz damit zu tun hat.

Stephanskirchen - Es ist das Erzählen, das die Menschen zusammenbringt, ein magisches Band zwischen ihnen spannt, ausgehend von einer erzählten Geschichte, sei sie nun erfunden oder tatsächlich passiert. Jeder der einmal Kindern, Enkeln oder auch Geschwistern vorgelesen hat, weiß davon.

Über Menschen mit Zauberkräften

Von daher hätte man keinen schöneren Einstieg ins Stephanskirchner Otfried-Preußler-Jahr finden können als mit einem Vorleseabend zur „Dunkelstunde“. Dunkelstunde – das ist die Zeit, in der man eigentlich schon Licht bräuchte, aber noch keines anmacht, so dass alles mehr und mehr im Dämmer versinkt. Und es war diese Stunde, in der auch das Kind Otfried Preußler von seiner Großmutter Dora Geschichten erzählt bekam, damals im böhmischen Reichenberg. Die Großmutter wusste schier unerschöpflich von Gespenstern, Hexen, Riesen, Räubern, sprechenden Tieren, Menschen mit Zauberkräften zu erzählen – eben genau jene Geschichten, die man als Kind zur Dunkelstunde hören will. Und Otfried Preußler hat vielen von Ihnen in seinen Büchern zu einem ewigen Weiterleben verholfen.

Auch beim Vorleseabend wurden sie wieder lebendig, der kleine Wassermann, die kleine Hexe, das kleine Gespenst und natürlich Räuber Hotzenplotz. Der Raum in der Gemeindebibliothek dabei mehr und mehr ins Dunkel des beginnenden Abends getaucht, nur die Vorlesenden von einer Tischlampe erhellt. Und es zeigte sich an den Reaktionen der etwa hundert Gäste, dass der magische Bann der Geschichten heute noch wirkt, auch bei Erwachsenen.

Vorleseabend zur „Dunkelstunde“: Hannes Herzog liest aus Räuber Hotzenplotz.

Und das nicht nur, weil viele dadurch in ihre Kindheit entführt wurden, wie etwa Landrat Otto Lederer. Der sagte, auch er sei im Alter des ersten „Selber Lesen Könnens“ natürlich dem Räuber Hotzenplotz begegnet und er freue sich deshalb außerordentlich darüber, dass es ihm von seinen Terminen her so ausgegangen sei, dass er zu dem Abend habe kommen können. Das, was die Geschichten auch ganz ohne solche Erinnerungen wirkungsvoll macht, sind sie selbst: In ihrem Gehalt alles andere als banal und in einer Sprache erzählt, die keine Altersgruppen kennt. Kinder wie Erwachsene fühlen sich dadurch gleichermaßen angesprochen.

Am Krabat die Zähne ausgebissen

Dies kommt, auch das erfuhr man an dem Abend, nicht von ungefähr. Denn wenn die Geschichten sich auch lesen oder anhören, als wären sie mit leichtem Herzen aus einem Guss dahingeschrieben – es steckte harte Arbeit und ein durchaus zähes Ringen um die besten Formulierungen dahinter. Peter Panhans erzählte an dem Abend zwischen den einzelnen Lesungen vom Menschen Otfried Preußler. Und er berichtete, dass dieser zu den Zeiten, an denen er am Schreiben war, ziemlich ungenießbar gewesen sein muss. An einem Buch, dem Krabat, habe sich Otfried Preußler auch fast die Zähne ausgebissen, zehn Jahre Arbeit, ohne dass er mit dem Text und mit sich selbst ins Reine kam.

Preußler habe dann, so berichtete Peter Panhans aus den Erinnerungen des Schriftstellers, quasi aus der Not heraus und um am Ende nicht krank zu werden, etwas Leichtes, nämlich den Räuber Hotzenplotz geschrieben. Der wurde an dem Abend von Hannes Herzog gelesen und eigentlich ist es unfair, ihn eigens hervorzuheben, denn alle Lesungen von Monika Hauser-Mair, Christian Ladner und Steffi Panhans waren ein Erlebnis. Doch in Hannes Herzog wurde der Räuber besonders lebendig, man sah ihn in Person geradezu selbst am Pult sitzen.

Phantasie wird zum Leben erweckt

Womit auch deutlich wird, warum Lesen, warum Erzählen nie durch Kino oder Fernsehen ersetzt werden kann: Weil nur Lesen oder Erzählen die Phantasie so richtig zum Leben erweckt, die dabei Bilder schafft, viel bunter und facettenreicher als alle fertig vorgesetzten je sein könnten. „Ich bin ein Geschichtenerzähler“ so hat sich Otfried Preußler deshalb immer wieder selbst beschrieben und der Vorleseabend in der Bücherei eine Veranstaltung, die ihm sicher gut gefallen hätte, als Auftaktveranstaltung zu seinem Geburtstagsjahr.

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