Die Zukunft einer kniffligen Kreuzung
Stau, Stress, Verkehrschaos: Wie Bad Aibling stark befahrene Straßen optimieren will
Die starke Nachverdichtung im Stadtgebiet führt immer häufiger zu Rückstau und langen Wartezeiten für Autofahrer. Um der schwierigen Entwicklung entgegen zu wirken, soll nun ein besonders kniffliger Verkehrsknoten entlastet werden. Wie das funktionieren soll und warum Ampeln und Verkehrskreisel nicht nur Vorteile haben.
Bad Aibling – Mehr Nachverdichtung führt zu mehr Verkehr. Diese einfache Rechnung lässt sich auch auf Bad Aiblings Stadtgebiet anwenden. Wenn mehr Wohnraum entsteht, sind meist automatisch auch mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs. Und für Thomas Gems, Sachgebietsleiter Tiefbau bei der Stadt Bad Aibling, ist zudem klar: „Es wird künftig noch schlimmer.“
Rückstau in Kauf nehmen
Folglich ist die Leistungsfähigkeit einer viel befahrenen Aiblinger Kreuzung (Ellmosener Straße, Thürhamer Straße, Dieselstraße) in den vergangenen Jahren stetig gesunken. Wie dort führt die Entwicklung an mehreren Kreuzungen im Stadtgebiet häufig zu längeren Wartezeiten, zu Rückstau.
Laut Gems sei der Rückstau in der Thürhamer Straße bis zur Eichenstraße und teilweise noch weiter mehrmals täglich zu beobachten. Alleine die Ellmosener Straße befahren täglich über 11 000 Kraftfahrzeuge. „Mit dem neuen Baugebiet Ellmosener Wies sowie dem geplanten Bauvorhaben an der Ellmosener Straße /Dieselstraßewird das Verkehrsaufkommen nochmals spürbar zunehmen“, so Gems.
Aufgrund dieser zu erwartenden Zunahmen hat die Stadt eine Verkehrsuntersuchung an der genannten Kreuzung beauftragt. Dabei wurde das neue Baugebiet bereits mitberücksichtigt. „Wir haben also gar keine andere Möglichkeit, als dort umzubauen“, betont Gems.
Aiblinger Kreuzung „künftig nicht mehr leistungsfähig“
Die Thematik ist nicht neu. Das Verfahren sei vor einiger Zeit zunächst abgesetzt worden, bis die Verkehrssituation (Ampelgutachten) endgültig geklärt ist, erläuterte Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) in der jüngsten Bauausschusssitzung. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, verdeutlichen die Gutachten nun, dass die Kreuzung künftig ohne einem Umbau zum Kreisverkehrsplatz oder zu einer Ampel „nicht mehr leistungsfähig“ sein wird.
„Sowohl Sie, als auch die Verwaltung sind der Meinung, dass wir einen Kreisverkehr wollen – und keine Ampel“, richtete sich Schlier ans Gremium. Der „Kreisverkehrsplatz“ biete gegenüber der Lichtsignalanlage einen sicheren Verkehrsfluss und geringere Unterhaltskosten. Unter anderem deshalb solle nur die Kreisel-Umbauvariante weiterverfolgt werden. Außerdem sei der Umbau der Kreuzung zum Kreisverkehrsplatz – etwa zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und Optimierung des Verkehrsflusses – grundsätzlich förderfähig.
Vorhandene Verkehrsflächen reichen für einen Umbau nicht aus
Thomas Gems machte jedoch auch deutlich, dass die ungünstig gelegene Straßenführung dazu führe, dass die vorhandenen Verkehrsflächen für einen Umbau nicht ausreichen würden. Um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer verbessern zu können, kann ein geeigneter Umbau beziehungsweise Ausbau der Einmündung nur mit zusätzlichem Grunderwerb erfolgen. Dies sei auf mehreren benachbarten Grundstücken notwendig (siehe Grafik). „Nach aktuellem Stand wären die betroffenen Grundstückseigentümer bereit die notwendigen Flächen abzutreten“, so Gems.
Da es sich bei der Ellmosener Straße um eine Kreisstraße handelt, muss zudem eine entsprechende Vereinbarung mit dem Landkreis Rosenheim getroffen werden. Angesprochen auf die Kosten, die ein Kreisel nach sich ziehen würde, wollte Bürgermeister Schlier noch keine Angaben machen, da etwa die Höhe der Förderung noch nicht feststehe.
„Ich bin davon überzeugt, dass der Kreisel eine Verbesserung bringen wird“, betonte Grünen-Stadträtin Martina Thalmayr. Auf die Frage nach dem Radverkehr kündigte Sachgebietsleiter Gems beim geplanten Kreisverkehr eine „komplette Veränderung“ an. Demnach soll der Radfahrer künftig entscheiden können, „ob er die Straße oder den Gehweg nutzen will“. Diese Entscheidungsfreiheit könne beispielsweise Eltern mit ihren Kindern mehr Sicherheit bieten.
Baustart frühestens im Jahr 2024 möglich
Laut Kirsten Hieble-Fritz (ÜWG) sind sich alle einig, dass der Kreisverkehr „die bessere Lösung ist“. Sie wies darauf hin, dass der Kreisel jedoch „gut sichtbar“ sein müsse, damit durch die Vorfahrtsveränderung keine Gefährdung entstehe. Außerdem betonte Hieble-Fritz, dass die Ersatzpflanzungen, die durch die Baumaßnahme erforderlich würden, unbedingt umgesetzt werden müssten. „Uns ist es sehr wichtig, so wenig wie möglich in den Baumbestand einzugreifen“, antwortete darauf Rathauschef Schlier.
Auf die Frage von Thomas Höllmüller (CSU) nach dem Zeitplan, stellte Sachgebietsleiter Gems zwar klar, dass man 2024 starten könnte. „Allerdings nicht, wenn wir auf eine mögliche Förderung warten.“ Letztlich beschloss der Bauausschuss einstimmig (11:0), die Planung für den Umbau der Kreuzung zum Kreisverkehrsplatz an ein geeignetes Ingenieurbüro zu vergeben. Dem Ausschuss sollen Varianten mit Kosten für einen möglichen Ausbau demnächst vorgestellt werden.
