Fahrschüler verlor Kontrolle
Fahrschul-Auto verunglückt bei Innbrücke – Bauamt will die Unfallstelle bei Griesstätt prüfen
In Griesstätt war ein Fahrschulauto bei der Innbrücke in die Böschung gestürzt. Das Auto musste aufwendig mit dem Kran geborgen werden. Fahrlehrer und -schüler kamen mit dem Schrecken davon. Doch die Frage ist: Wie konnte das passieren und wer haftet? Was das Bauamt zu der unfallträchtigen Stelle sagt.
Update vom 12. Dezember:
Auf Anfrage äußert sich nun auch das Staatliche Bauamt zu der Unfallstelle. Im Zuge der Berichterstattung war Kritik wegen einer angeblichen Lücke in der Leitplanke aufgekommen, durch die mehrfach bereits Fahrzeuge hindurch gerauscht waren, weswegen es immer wieder zu Unfällen gekommen war. Ursula Lampe, Pressesprecherin des Staatlichen Bauamts, erläutert nun, dass eine Verlängerung der Schutzplanke nicht möglich sei, da hier der Geh-und Rad von der Innbrücke kommend in die Gemeindestraße münde. „Dennoch wurde entschieden, das Thema in die Unfallkommission einzubringen, um zu prüfen, ob eine Handlungsnotwendigkeit besteht“, so Lampe.
Erste Meldung vom 6. Dezember:
Griesstätt – Das ist wohl der Horror eines jeden Fahrlehrers und Schülers: ein Unfall in der Fahrstunde. So geschehen am Donnerstag (5. Dezember) gegen 18 Uhr auf der Staatsstraße 2079 bei Griesstätt. Ein 27-jähriger Fahrschüler aus München war mit dem Pkw und seinem Lehrer, einem 62-jährigen Fahrlehrer aus dem Kreis Ebersberg, von Griesstätt kommend in Richtung B 15 bei Rott unterwegs. In einer Kurve vor der Innbrücke kam der Pkw zunächst ins Bankett ab, woraufhin der Fahrschüler die Kontrolle verlor. Der Wagen streifte noch die Leitplanke und fuhr dann circa 50 Meter weit die Böschung zum Inn hinunter, wo er zum Stehen kam, wie die Polizeiinspektion Wasserburg mitteilt.
Unfall bei Griesstätt am 5. Dezember




15.000 Euro Schaden
Das Fahrzeug war laut den Beamten zu diesem Zeitpunkt schon so weit abgebremst, dass es glücklicherweise nicht mehr zum Sprung kam. Der Schüler blieb unverletzt, sein 62-jähriger Fahrlehrer aus dem Kreis Ebersberg wurde leicht verletzt, so die Beamten. Das Auto musste aufwendig per Kran geborgen werden, die Polizei schätzt den Sachschaden auf rund 15.000 Euro.
Wie schnell ein Unfall im Fahrschulauto geschehen kann, weiß Andreas Zerbin, Inhaber von „Andys Fahrschule“ in Wasserburg aus eigener Erfahrung. Auffahrunfälle seien laut seiner Einschätzung die häufigsten Vorfälle. Dass er einem Fahrschüler ins Lenkrad greifen müsse, sei eigentlich „der Regelfall“. Das sei sowohl bei Anfängern, als auch bei Fortgeschrittenen „normal“ –„gerade kurz vor der Prüfung flattern vielen nochmal die Nerven.“
Die Krux dabei: Bei Crashs ist immer der Fahrlehrer schuld, der Schüler gelte rein rechtlich gesehen als „Beifahrer und Zeuge“. Bei Fahrten mit dem Pkw „geht das ja noch“, sagt Zerbin. „Aber beim Motorrad ist es ja dasselbe. Deswegen wollen das viele gar nicht mehr unterrichten“, sagt der 36-Jährige. Sollten Unfälle passieren, haftet der Lehrer. So seien schon einige im Gefängnis gelandet, man stehe praktisch immer mit einem Fuß im Knast.
Zerbin ist am 5. Dezember zufällig an der Unfallstelle vorbeigekommen. Er könne nur mutmaßen, was genau passiert sei. „Bei Fahrschülern kommt es auch mal vor, dass sie plötzlich nach rechts lenken, beispielsweise, wenn der Gegenverkehr zu weit herüberkommt. So schnell kann man gar nicht reagieren“, weiß er. In diesem Fall sei glücklicherweise niemand ernsthaft verletzt worden. In der Regel seien die Fahrzeuge Vollkasko versichert, die Schüler über einen Schutzbrief.
Auffahr-Unfälle kommen häufiger vor
Auch Uwe Eggerl, Inhaber der Fahrschule Eggerl mit Filialen in Wasserburg, Grafing, Traunreut und Seebruck, weiß, dass „schnell mal was passieren“ kann. Seit 36 Jahren ist er schon Fahrlehrer und hat seinen Schülern „schon oft“ ins Lenkrad greifen oder auf die Bremse steigen müssen. „Man muss eben immer parat sein“, sagt der 59-Jährige. Er bestätigt Zerbins These, dass Auffahrunfälle die häufigste Unfallart sei: „Allerdings sind wir im Fahrschulauto diejenigen, auf die aufgefahren wird“, betont er. Das komme daher, dass die Schüler überall stehen bleiben würden, „an jedem Stopp-Schild, an den Kreuzungen“. Da dies nach der Fahrschule viele nicht mehr machen würden, komme es so vermehrt zu Crashs. Erst neulich habe eine seiner Kolleginnen eine Vollbremsung wegen eines Rehs machen müssen und der dahinter fahrende Pkw habe nicht mehr rechtzeitig bremsen können, so Eggerl.
Ein so schwerer Unfall wie in Griesstätt sei Eggerl aber noch nie passiert. Eher sei im Wasserburger Brucktor „der ein oder andere Außenspiegel geflogen“, sagt er lachend. Glücklicherweise aber nie etwas Gravierendes. Beim Auto-Führerschein, also Klasse B, komme es aber grundsätzlich zu wenig Vorfällen. Auch dass der Münchner, der den Unfall bei der Innbrücke verursacht habe, bereit 27 Jahre alt sei, sei für Eggerl „wenig überraschend“. „Es kommt immer häufiger vor, dass die Schüler älter werden. Gerade im Kreis Ebersberg oder Grafing ist die öffentliche Anbindung recht gut. Da braucht man nicht unbedingt einen Führerschein“, erklärt er.


