Schwerpunkt am Bernauer Berg
Sommerreifen auf Blitzeis? Das rät die Polizei nach der Unfallserie auf der A8 und in der Region
Graupelschauer, Schnee und Blitzeis-Alarm: Der Winter meldete sich am Wochenende (21./22. April) zurück und überraschte viele Autofahrer. Vor allem auf der A8 sorgte das für Unfälle und Chaos. Das sagt die Polizei zu den Ursachen und wie sich Fahrzeuglenker verhalten sollten.
Bernau – Und plötzlich war der Winter wieder da: Am Samstag sorgten Graupelschauer und Blitzeis stellenweise für chaotische Verhältnisse auf den Straßen in der Region. Besonders betroffen: die A8 bei Bernau.
Unfall auf der A8 am Bernauer Berg am 20. April 2024




Am Bernauer Berg kam es in den Mittagsstunden aufgrund von Blitzeisbildung zu mehreren Unfällen, zahlreiche Autos kamen ins Rutschen und standen quer. Plötzlich auftretende Graupelschauer und Regen hätten die Autobahn gegen 12.30 Uhr in diesem Bereich „in eine reine Rutschbahn“ verwandelt, so die Polizei.
Massenkarambolage in Richtung Salzburg
In Richtung Salzburg kollidierten neun Fahrzeuge miteinander und blockierten dadurch die Fahrbahn komplett. Wie durch ein Wunder wurde bei der Massenkarambolage niemand verletzt. Den dabei entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf rund 200 000 Euro.
Im Bereich der Richtungsfahrbahn München standen zeitweise drei Sattelzüge quer, sodass auch diese Fahrbahn blockiert war.
Die Glätte machte auch den Einsatzkräften selbst zu schaffen. Auf Anweisung der Verkehrspolizei wurde die Autobahn in beide Fahrtrichtungen wegen Rutschgefahr gesperrt. Rund um Bernau kam es zu langen Rückstaus. Verunsicherte Autofahrer – viele waren bereits mit Sommerreifen unterwegs – blieben an Straßenrändern oder in Haltebuchten stehen, um den Graupelschauer abzuwarten.
Die Einsatzkräfte unter Federführung der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim mit den freiwilligen Feuerwehren der Umgebung, dem THW und den Autobahnmeistereien aus Rosenheim und Traunstein blieben den ganzen Nachmittag gefordert. Zudem waren diverse Streifen der umliegenden Dienststellen und der PI Zentrale Ergänzungsdienste im Einsatz. Kräfte der Feuerwehr Bernau brachten die von der Massenkarambolage betroffenen Personen zur Feuerwehr nach Bernau, wo sie mit Getränken versorgt wurden. Die Autobahn blieb bis 16.15 Uhr voll und danach noch einspurig zu Bergungszwecken und Winterdiensttätigkeiten gesperrt.
Mit Sommerreifen und zu schnell
Nicht nur am Bernauer Berg krachte es. In Richtung München schepperte es gegen 12.30 Uhr bei Felden ebenfalls mehrmals. Eine 44-jährige deutsche Autofahrerin war zusammen mit ihrer 14-jährigen Beifahrerin auf dem Heimweg. Kurz nach der Anschlussstelle Felden kam die Porschefahrerin, die bereits auf Sommerreifen und zudem mit einer der Witterung nicht angepassten Geschwindigkeit unterwegs war, rechts von der Fahrbahn ab und kam nach rund 60 Metern auf einer angrenzenden Wiese zum Stillstand. Beim Einfahren in die Wiese passierte der Porsche einen kleinen Bach. Das Fahrzeug prallte daher mit der Fahrzeugfront gegen den Abhang. Durch den Aufprall wurde die 14-jährige Beifahrerin leicht an der Brust verletzt. Den entstandenen Sachschaden schätzt die Polizei auf ungefähr 25 000 Euro.
Unmittelbar danach ereignete sich ein weiterer Unfall. Ein 47-jähriger aus Darmstadt war zusammen mit seinen Eltern und einem Freund unterwegs nach München. Er kam ebenfalls aufgrund seiner Sommerreifen und nicht angepasster Geschwindigkeit von der Fahrbahn ab, kam jedoch wieder auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Alle vier Insassen blieben unverletzt. Der entstandene Sachschaden wird auf rund 5000 Euro geschätzt. Die A 8 wurde im Bereich der Unfälle auf eine Fahrspur begrenzt.
Kurzzeitige Graupelschauer stellten Autofahrer und Einsatzkräfte den ganzen Samstag hinweg noch vor Probleme. So krachte es in Richtung Salzburg am späteren Nachmittag nochmals auf Höhe Frasdorf. Hier kamen nach Informationen der Polizei zwei Autofahrer aufgrund ihrer Sommerbereifung alleinbeteiligt ins Rutschen und von der Fahrbahn ab. Bei beiden Unfällen wurde niemand verletzt. Nach ersten Schätzungen entstand hier ein Schaden von 10 000 Euro.
Die Wettervorhersagen prognostizieren auch für die kommenden Tage wechselhaftes Wetter mit Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich. Viele Autofahrer sind bereits auf Sommerreifen umgestiegen.
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Auto lieber stehen lassen
Joachim Blank, Dienstgruppenleiter der Verkehrspolizei Traunstein, äußert dafür Verständnis. Es sei eine Herausforderung um diese Jahreszeit, den richtigen Zeitpunkt für den Reifenwechsel zu wählen. „Die Fahrbahn war am Samstag innerhalb von fünf Minuten schneebedeckt. Das ist einfach blöd gelaufen.“ Es sei dann schwer, schnell zu reagieren. Allerdings rät die Polizei dazu, bei Wetterkapriolen wie denen vom Samstag die Geschwindigkeit zu drosseln oder bei Unsicherheit lieber ganz stehen zu bleiben. „Wer schon Sommerreifen hat und nicht unbedingt fahren muss, sollte das Auto bei solchen Wetterbedingungen lieber stehen lassen“, betont Blank. Und wer noch keine Sommerreifen auf dem Auto hat, sollte damit vielleicht doch noch ein bisschen warten.