Die Emotionen kochten hoch
Heftige Debatte im Gemeinderat: Soll Bernau den Strandbad-Kiosk einem Investor übergeben?
Auch wenn er inzwischen alt und marode ist: Die Bernauer hängen an ihrem Strandbad-Kiosk. Die Emotionen kochten entsprechend hoch in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats, als es um die Zukunft des Gebäudes ging.
Bernau – Soll die Gemeinde den Kiosk beim Strandbad Felden in Eigenregie bauen oder an einen Investor vergeben? Dieser Grundsatzbeschluss führte in der jüngsten Sitzung des Bernauer Gemeinderats zu einer hitzigen Debatte. Nach langem Hin- und Herrollen der verschiedensten Argumente einigte sich das Gremium auf einen Kompromiss.
Bei der Gegenstimme von Sascha Klein (WMG) sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die Planung selbst in Auftrag zu geben.
Bauamt hat keine Ressourcen frei
Helmut Wachter (WMG) bezeichnete es als „fatal“, den Kiosk aus der Hand zu geben. Ein privater Investor müsse auf Maxime schauen und den Kiosk ausbauen, so gut er könne: „Wir hätten keinen Einfluss auf das Gebäude.“ Er sorgte sich vor einer jahrzehntelange Vertragsbindung und dass der Kiosk im Laufe der Zeit vielleicht sogar an einen Dritten verkauft werden könnte.
Biebl-Daiber sagte: „Ich kann ihre Schmerzen nachvollziehen.“ Doch könne sich die Gemeinde ein Vorkaufsrecht sichern. Außerdem könne mit dem Investor abgestimmt werden, wie der neue Kiosk aussehen soll. Woraufhin Wachter betonte: „Das muss ein ganz normaler Kiosk bleiben.“ Er plädierte dafür, angesichts der begrenzten Personalressourcen im Rathaus die Planungen an eine externe Firma zu vergeben.
Ausschreiben und Vergaben für die Verwaltung zu aufwändig
Die Bürgermeisterin hielt entgegen, dass das „Hand in Hand“ mit der Gemeinde gehen und überwacht werden müsse. Alleine Ausschreibung und Vergaben seien aufwändige Prozesse. „Ein Investor kann privat vergeben und baut günstiger“, argumentierte sie.
Das personelle Argument wollte Wachter nicht gelten lassen, dafür wolle er den Kiosk nicht aus der Hand geben: „Da stecken viele Emotionen drin.“ Gerhard Jell (CSU) dagegen sah „nicht ansatzweise“ Zeit im Bauamt für eine solche Aufgabe. Er teilte Wachters Bedenken bezüglich der Kiosk-Gestaltung nicht: „Das kann man vertraglich lösen.“ Die Gemeinde lege die Richtlinien fest.
Kann sich die Gemeinde im Notfall einen Rückkauf leisten?
Thomas Deinzer (SPD) dagegen schloss sich ausdrücklich den Worten Wachters an: „Was tun, wenn wir uns einen Rückkauf nicht leisten können?“, fragte er. Und fuhr fort: „Ich bin absolut dagegen, den Kiosk für 30 Jahre oder länger aus der Hand zu geben. Das ist das Filetstück im Chiemseepark. Dann müssen wir eben so groß bauen, wie wir es uns leisten können.“
Ursula Zeitlmann (Grüne) bezeichnete das Strandbad in Felden als „Zugpferd für alle touristische Einnahmen“. Sie sprach sich dafür aus, im Rathaus Mittel und Wege zu finden, damit die Gemeinde den Neubau in Eigenregie durchführen kann. Sie schlug im Sinne eines gleichlautenden Antrags von Josef Genghammer (Grüne) vor, als Gemeinde den Rohbau zu stellen und dem Pächter den Innenausbau zu überlassen.
Neuer Kiosk soll nicht zu Lasten der Badewiese gehen
Außerdem gab sie zu Bedenken, dass jede Vergrößerung des Gebäudes zu Lasten des Strandbads gehen würde. Größe und Lage seien für sie de facto festgelegt, wie sie seien. Thomas Herian (BL) bezeichnete Kiosk und Strandbad als „touristisches Aushängeschild“ und damit als Pflichtaufgabe der Gemeinde. Auch er konnte sich mit Genghammers Vorschlag anfreunden, wie er sagte. Bürgermeisterin Biebl-Daiber argumentierte, ein Rohbau müsse so angefertigt werden, dass der Pächter etwas damit anfangen könne: „Dann lieber ganz vergeben und man hat ein in sich stimmiges Projekt.“ Sascha Klein (WMG) erklärte, ein Investor bekomme genaue Vorgaben, was die Gemeinde haben wolle. „Lasst das den Profi machen“, lautete sein Appell. Er warb „dringend“ für eine Vergabe.
Ideenwettbewerb und Markterkundung
Peter Steindlmüller (CSU) warb für ein seetypisches und funktionales Gebäude. Die Gemeinde solle zumindest die Planung selbst in die Hand nehmen. Denkbar sei ein Ideenwettbewerb. An diesem Vorschlag fand auch Franz Schnaiter (CSU) Gefallen. Peter Pertl (CSU) hielt eine Markterkundung für sinnvoll, um überhaupt zu wissen, ob und welche Betreiber sich interessieren würden für den Kiosk.
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Das Gremium tauschte in seiner Beratung noch eine Reihe weiterer Argumente aus und spielte Szenarien durch. Die Frage, ob ein Investor oder die Gemeinde selbst bauen soll, blieb am Ende offen. Die Planung aber wird die Gemeinde per Beschluss nun selbst in Auftrag geben.