Mit sieben zu zwei Stimmen
Gemeinderat Seeon-Seebruck gibt grünes Licht für Luxus-Hotel-Neubau am Malerwinkel
„A bisserl noch an der Optik feilen“: Im Gemeinderat rumort es, vor allem was die Architektur betrifft. Mit sieben zu zwei Stimmen brachte das Gremium aber den vorhabenbezogenen Bebauungsplan „Malerwinkel“ auf den Weg.
Seeon-Seebruck – Mit der Entscheidung, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen, hat der Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung im Seebrucker Rathaus das Bauleitverfahren für den Neubau des Hotels Malerwinkel eingeleitet. Sieben der neun anwesenden Räte, inklusive Bürgermeister, stimmten dafür, den bestehenden qualifizierten Bebauungsplan „Malerwinkel“ auf einen Neubau abzustimmen. In dem Beschluss ist auch verankert, mit dem Bauherrn „meine Volksbank Raiffeisenbank eG“, zu den geforderten Auflagen einen städtebaulichen Vertrag beziehungsweise Durchführungsvertrag zu schließen.
Einheimische sollen sich zuhause fühlen
Wie berichtet, entsteht an dem angestammten Platz am nördlichen Chiemseeufer ein Fünf-Sterne-Hotel Superior, in dem sich auch im Gastronomie- und Wellnessbereich gleichzeitig Einheimische zuhause wohlfühlen sollen. Inspiriert von der Architektensprache der Umgebung hat der Traunreuter Architekt Georg Brüderl einen u-förmigen Baukörper gewählt, der sich zum See hin öffnet und eine große Freiterrasse umschließt. Charakteristisch ist die Fassadenverkleidung durch ein umlaufendes Bundwerkmuster aus Lärchenholz.
Vor allem an der Fassadenverkleidung scheiden sich jedoch die Geister. Nach dem der Neubau öffentlich präsentiert wurde, gab es massive Kritik, was die Optik betrifft und Befürchtungen, dass von dem Fünf-Sterne-Hotel nur ein erlauchter Kreis profitieren könnte.
Aufwertung für die Gemeinde
Auch im Gemeinderat rumort es, vor allem was die Architektur betrifft. „Jeder Neubau bringt eine Veränderung und für einen so prägnanten Ort wie den Malerwinkel ist das eine große und grundlegende Sache“, räumte Bürgermeister Martin Bartlweber (FW) ein. Die Verwaltung habe im Laufe des letzten Jahres mit dem Architekten und den Projektanten intensiv darüber beraten, wie man so was angehe. Der Gemeinde sei auch wichtig gewesen, dass das geplante Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt werde. Dies sei auch im Rahmen einer Präsentation geschehen. Die Auffassung des Bürgermeisters, dass das Bauvorhaben mit einer hochwertigen und qualitativen Gastronomie eine Aufwertung für die Gemeinde und die ganze Region sei, teilte die große Mehrheit.
Sepp Daxenberger (CSU) stellte klar, dass von außen nicht nur negative Kritik komme: „Ich möchte schon dementieren, dass nicht alle die Architektur kritisieren“, sagte Daxenberger. Für ihn bringe das Projekt einen absoluten Mehrwert, auch für die Region.
Sein Fraktionskollege Franz Wörndl erinnerte daran, dass – hätte ein privater Investor das Anwesen gekauft – mit ziemlicher Sicherzeit kein Seezugang mehr möglich wäre. Für ihn sei nicht nur das Genossenschaftsinstitut der richtige Partner sondern auch der Architekt.
„Für mich ist das Konzept absolut schlüssig“, erklärte Dr. Christine Kosanovic (FW). Ein wesentlicher Aspekt seien auch die über 100 Arbeitsplätze, die dadurch ganzjährig geschaffen würden.
Öffentliche Toilette festgeschrieben
Martha Gruber (FW) wies auf die sensible Landschaft hin, auf die auch entsprechend „aufgepasst“ werden müsse. „Mir gefällt, dass das das Gebäude nicht höher als die Bäume ist“, sagte Gruber.
„Über die Optik lässt sich streiten, aber ich finde das Konzept schlüssig“, sagte Zweiter Bürgermeister Norbert Maier (PWT). „A bisserl an der Optik zu feilen“, wäre auch der Wunsch von Manuela Kral (CSU).
Die Vertreter der Grünen, Anton Mayer und Angelika Wolfertstetter stimmten gegen den Beschlussvorschlag. Ein Fünf-Sterne-Superior würde sich nach Ansicht Wolferstetters negativ auf die Natur auswirken. Anton Mayer, der die Bedenken der Bevölkerung herausstellte, bezweifelte, dass sich der Leitfaden des Projekts „Heimat, für Heimat bewahren“ auch bewahrheiten werde. Bei der Architektur störe in die Riegelwirkung, die er an der Stelle eher als Fremdkörper sehe.
In der Sitzung wurde auch dem „Urlaub-auf-dem-Bauernhof“-Vertreter, Matthias Untermayer sowie Hermann Namberger Rederecht eingeräumt.
Untermayer begrüßte das Projekt und schwärmte davon, welche Bereicherung das Vorhaben für die Gemeinde wäre. Namberger aus Truchtlaching mahnte an, bei der Architektur keinen faulen Kompromiss einzugehen.
Bartlweber erklärte abschließend, dass der direkt am bestehenden Chiemsee-Rundweg geplante Radlertreff mit Kiosk und E-Bike-Ladestation sowie eine öffentliche Toilette juristisch festgeschrieben würden.