Tiere als mutmaßliche Lebensretter
„Ein enormer Einsatz“: So hat die Hundestaffel den vermissten 85-Jährigen bei Bad Endorf gefunden
Am Sonntag, 18. Juni, wurde ein 85-Jähriger aus Höslwang als vermisst gemeldet. Es kam zu einem Großeinsatz der Polizei bei Bad Endorf – inklusive Hundestaffeln. Wie die Tiere den Vermissten gefunden haben und wozu ein Mitarbeiter der Johanniter in solchen Fällen rät.
Höslwang/Bad Endorf – Ein Hund kann nicht nur Haustier, sondern auch Lebensretter sein. Das zeigte ein Einsatz bei Bad Endorf. Ein 85-Jähriger aus Höslwang erschien am Sonntag, 18. Juni, nicht zu einem Termin um 14 Uhr. Gegen 21.45 Uhr meldeten die Angehörigen den Mann als vermisst. Und der Großeinsatz von Polizei und Hundestaffeln begann.
Suche an den Lieblingsorten des Mannes
„Zunächst hat die Polizei den Nahbereich abgesucht“, sagt Gerhard Bieber, Pressesprecher der Johanniter-Unfall-Hilfe Oberbayern Südost. Damit sei das Zuhause des Verschwundenen, sein Umfeld und seine „Hotspots“ gemeint – also die Orte, an denen er sich gerne aufhält.
Ein Polizeihubschrauber hat Bieber zufolge das Fahrzeug des Gesuchten gefunden. Es habe in der Nähe eines Waldgebiets südöstlich von Bad Endorf in Mauerkirchen gestanden. Gegen 2 Uhr sei dann ein größerer Sucheinsatz der Rettungshundestaffel initiiert worden. „Das ist immer Teamarbeit von Staffeln mehrerer Hilfsorganisationen“, sagt der Sprecher.
Es seien Teams der Johanniter aus Rosenheim und Wasserburg, der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bad Aibling, vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) Miesbach und Traunstein vor Ort gewesen: 37 Personen mit Einsatzleitung und Gruppenführern sowie neun Hunde. Die Rosenheimer Johanniter haben den Einsatz geleitet.
Gemeinsame Ausbildungsstandards erleichtern Suche
„Ein Team besteht aus zwei Menschen und einem Hund“, sagt Gerhard Bieber. Der Hundeführer konzentriere sich nur auf das Tier und beobachte, wie das Tier das Gebiet absucht. Der Einsatzhelfer sei zuständig für die Kommunikation über Funk und die Navigation. Es sei wichtig, dass die Aufgaben geteilt sind. Jeder müsse sich auf seine Aufgabe fokussieren.
Die Zusammenarbeit mit den anderen Hundestaffeln war laut dem Sprecher der Johanniter kein Problem. „Die Hilfsorganisationen haben einheitliche Regeln“, sagt Bieber. Es sei deutschlandweit festgelegt, was die Hunde können müssen und wie die Suche abläuft. „Wegen der Ausbildungsstandards können wir so gut zusammenarbeiten.“
Bei der Suche nach dem 85-Jährigen waren Bieber zufolge unterschiedlich trainierte Tiere im Einsatz: Flächensuchhunde und Mantrailer. Erstere seien für jegliche menschliche Witterung zuständig. „Die Mantrailer folgen einer konkreten Geruchsspur“, sagt der Sprecher. Sie riechen an „Trägermaterial“. In dem Fall des Vermissten aus Höslwang war das Kleidung aus seinem Auto. Dadurch nähmen die Tiere eine Geruchsspur auf. Neben den Hunden setze die Rettungsstaffel eine Drohne mit Wärmebildkamera ein. Damit könnten Freiflächen wie Wiesen und Felder abgesucht werden.
Doch diesmal haben weder Drohne noch Mantrailer den Gesuchten gefunden, sondern ein Flächensuchhund der DLRG. Das Tier hat laut Gerhard Bieber eine Fährte aufgenommen und den Mann gegen 5 Uhr im dichten Wald entdeckt. „Der Senior war etwas verwirrt“, berichtet der Sprecher. „Er ist aber auch gestürzt.“
Der Mann hatte kein Telefon dabei
Die Einsatzkräfte hätten den 85-Jährigen versorgt, aus dem Wald getragen und ins Krankenhaus gebracht. „Augenscheinlich hatte er keinen größeren Schaden“, sagt Bieber. Es habe zudem keine Gefahr der Unterzuckerung bestanden, da der Mann kein Diabetiker sei. Ein Beamter der Polizeiinspektion Prien am Chiemsee bestätigt, dass es dem Mann gut wieder gutgeht. Mehr Informationen wollte der Polizist nicht preisgeben.
Obwohl alles gut ausgegangen ist, hätte die Situation Sprecher Bieber zufolge gefährlich werden können: „Er hat kein Mobiltelefon und konnte keine Hilfe rufen.“ Es sei immer gut, in so einer Situation ein Telefon dabei zu haben. „Ich würde absolut dazu raten“, betont Gerhard Bieber. Es gebe sogar Telefone mit Notruffunktion, die eine Ortung ermöglichen. Das sei sinnvoll, wenn Menschen viel unterwegs sind – gerade im Wald.
Durch diese Funktion könnten Personen in Gefahrensituationen sofort mit der Notrufleitstelle verbunden werden. Das sei viel einfacher als eine Ortung durch die Polizei. „Das ist nur bei Gefahr im Verzug möglich“, teilt der Sprecher mit. Zudem sollten Bürger immer jemandem Bescheid geben, wohin sie gehen. Ob Nachbarn, Freunden, Familie oder Bekannten.
Und im Notfall kommen die Tiere und ihre Trainer zum Einsatz. Bieber ist es ein „Herzensanliegen“ den Freiwilligen für die kostenlosen und lebensrettenden Einsätze zu danken: „Das ist ein wahninniges ehrenamtliches Engagement der Hundetrainer und wirklich ein enormer Einsatz.“ Zwei mal die Woche trainieren sie. Im Notfall rücken sie um 2 Uhr nachts aus. Und morgens müssten sie häufig trotzdem ins Büro.