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„Senioren geben mir Lebensinhalt“

Sozialpreis-Trägerin 2022: Anne Höffer von Loewenfeld über ihre Arbeit bei der AWO Wasserburg

Anne Höffer von Loewenfeld (stehend, rechts) ist stellvertretende Vorsitzende der AWO Wasserburg und veranstaltet seit Jahrzehnten das Café Ratsch.
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Anne Höffer von Loewenfeld (stehend, rechts) ist stellvertretende Vorsitzende der AWO Wasserburg und veranstaltet seit Jahrzehnten das Café Ratsch.

Anne Höffer von Loewenfeld hat den Sozialpreis des Landkreises Rosenheim erhalten. Was für die Preisträgerin bei ihrer Arbeit bei der Wasserburger AWO besonders schön ist und warum Altersarmut auch für Rentner in Wasserburg ein Thema ist.

Wasserburg – Sie sprechen über alles Mögliche – was es Neues gibt in der Stadt, was in der Zeitung steht, was der Nachbar so macht. Weniger über Familie, Politik oder Ukraine. Das Café Ratsch ist einmal in der Woche, jeweils donnerstags, ein offener Treffpunkt für Seniorinnen und Senioren im Cafesito, organisiert von sozialen Einrichtungen wie der Tafel, dem Sozialverband VdK, dem Bürgerbahnhof, dem Elternnetz - und natürlich von Anne Höffer von Loewenfeld, der stellvertretenden Vorsitzenden der AWO Wasserburg.

Im Café Ratsch fühlen sich die Teilnehmer wohl, hier wird nach Herzenslust geplauscht. Dem Treff, den es schon seit Jahrzehnten gibt, verleiht die 74-Jährige den nötigen Zusammenhalt. Spenden helfen ihr dabei, die Integration zu fördern, etwa Ausgaben im Rahmen der Aktivitäten zu übernehmen, die den Einzelnen überfordern würden.

Für ihr Engagement wurde sie bereits 2020 mit der Ehrenmedaille des AWO-Kreisverbands Rosenheim ausgezeichnet. Im Dezember 2022 erhielt Höffer von Loewenfeld den Sozialpreis des Landkreises Rosenheim. Einen Preis, den sie als Würdigung für alle sieht, die sich in der AWO engagieren: „Ich habe bei der Verleihung gesagt, dass wir ein Team sind.“

Anne Höffer von Loewenfeld bei der Preisverleihung des Sozialpreises.

Wasserburgs Bürgermeister Michael Kölbl hielt die Laudatio für die ehemalige Seniorenreferentin der Stadt: „Mit Leidenschaft und Idealismus hat sie sich über so viele Jahre hinweg engagiert und durch ihre ruhige, ausdauernde, verbindliche, aber auch hartnäckige Art so manch gute und innovative Idee auf den Weg gebracht.“ So habe sie in ihrer Zeit im Amt vieles bewegt, um das Leben für Senioren in Wasserburg leichter zu machen. Als Beispiele nannte Kölbl den Stadtbus, seniorengerechtes Wohnen und die Senioren-WG. Nach ihrem Einsatz im Stadtrat trat Anne Höffer von Loewenfeld in die AWO ein.

Die 74-Jährige betreut den Ratsch-Treff seit fast 40 Jahren, der für die älteren Menschen in der Stadt zu einer festen Institution geworden ist. Früher war Anne Höffer von Loewenfeld Grundschul-Lehrerin und die Kreativität, die sie in diesem Beruf entwickelt hat, hat sie sich bis heute bewahrt – mit den Gästen im Cafesito löst sie gerne selbst erdachte Rätsel, lässt etwa Buchstaben zu Wörtern ergänzen, was der Runde sichtlich Spaß macht.

Mit dem notwendigen Schuss Autorität

Die gebürtige Müncherin ist motiviert, sie strahlt Wärme und gute Laune aus, mit dem notwendigen Schuss Autorität, die die Gruppe zusammenhält. „Kinder waren für mich immer das Allerschönste“, sagt die ehemalige Lehrerin, „und meine Senioren ersetzen sie mir, sie geben mir einen neuen Lebensinhalt. Wenn ich mit ihnen zusammen bin, stelle ich fest, wie lustig sie sein können. Manche können es kaum erwarten, bis der Nachmittag beginnt, kommen schon eine halbe Stunde früher“, erzählt sie.

Programm müsse nicht unbedingt sein: „Ratschen geht immer.“ Aber Höffer von Loewenfeld kennt auch so manche Schattenseiten im Leben der Älteren. „Ja, Altersarmut gibt es schon in Wasserburg“, sagt sie. Und unter dem Deckmantel einer scheinbar soliden Häuslichkeit würde sich Einsamkeit einschleichen. „Allein in einer Wohnung sitzen, da fällt einem doch die Decke auf den Kopf. Das finde ich schrecklich.“ Deshalb erfülle das Cafè Ratsch eine wichtige Funktion: „Wenn sich meine Seniorinnen und Senioren einmal in der Woche zusammensetzen, können sie sich alles von der Seele reden.“

Das Preisgeld, das mit dem Sozialpreis verbunden ist, will sie am „Unsinnigen Donnerstag“ in einen vergnüglichen Nachmittag investieren und einen Zauberer einladen. Gute Laune mit Anne, könnte das Motto lauten.

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