Model und Influencerin kommt nach Bad Aibling
„Das ist seelische Gewalt“: Ex-GNTM-Star Lijana spricht über ihre Mobbing-Erfahrungen
Mit ihrem freiwilligen Ausstieg aus dem Finale bei „Germany‘s Next Topmodel“ sorgte sie im Jahr 2020 für Aufsehen. Dahinter steckten massive Cybermobbing-Attacken, die Lijana Kaggwa zu dem Schritt bewegten. Bevor sie nun nach Bad Aibling kommt, spricht sie mit dem OVB über ihre persönliche Geschichte.
Bad Aibling – Als Lijana Kaggwa vor vier Jahren im Finale der ProSieben-Show „Germany‘s Next Topmodel“ vor die Jury trat und völlig überraschend ihren Ausstieg erklärte, sorgte ihre Geschichte für Aufsehen. „Ich werde nicht mehr das Futter sein für mehr Hass. Denn ab jetzt höre ich nur noch auf mein Herz. Und deswegen verzichte ich auf das Finale“, sagte sie während der Live-Übertragung zu Heidi Klum und Co. und bezog sich dabei etwa auf Morddrohungen, die sie und ihre Familie in den Wochen zuvor erhalten hatten. Während der Topmodel-Staffel polarisierte die junge Frau und erntete vor allem in den Sozialen Netzwerken Kritik, die oftmals unter die Gürtellinie ging.
Mittlerweile ist Lijana Kaggwa eine bekannte Influencerin, die selbst von massiven Auswirkungen durch Cybermobbing und Mobbing berichtet. Als Autorin des Buches „Du verdienst den Tod“ reist sie seit Längerem durch Deutschland und spricht mit Betroffenen, Prominenten und Nichtprominenten, mit Psychologen, Polizisten sowie Experten zum Thema „Cybermobbing“. Kaggwa hat den Verein „Love always wins e.V.“ gegründet. Nun macht sie auch in der Kurstadt Bad Aibling Halt. Am Montag (25. November) wird Kaggwa am Themenabend „Gewalt gegen Frauen“ in der St. Georg Grund- und Mittelschule (Einlass ab 19 Uhr) teilnehmen. Am darauffolgenden Dienstag liest sie im Rahmen der 36. Bad Aiblinger Literaturtage Buch (Einlass 19 Uhr) in der Aula der St. Georg Grund- und Mittelschule
Wie Lijana Kaggwa Mobbing erlebt hat
Doch wie kommt es, dass jemand, der selbst so stark von Mobbing und Cybermobbing betroffen war, nun anderen bei der Bewältigung helfen kann? „Ich selber wusste nicht, was Cybermobbing ist, bevor es mir passiert ist“, sagt Kaggwa gegenüber dem OVB. So hätten ihr in der schlimmsten Phase Handlungsmöglichkeiten gefehlt, um darauf adäquat reagieren zu können. „Deshalb ist es mir so wichtig, aufzuklären, damit Menschen rechtzeitig eingreifen können, wenn sie Mobbing sehen.“
Laut Kaggwa ist Cybermobbing „seelische Gewalt, die die Begründung nie in der betroffenen Person sucht“. Da sie diese Information damals jedoch nicht hatte, erklärt die Influencerin, habe sie einen Schuldigen für die Situation gesucht. „Für mich und meine Psyche war es dann am leichtesten, mich selbst als die Schuldige darzustellen“, erzählt Kaggwa. In ihr sei damals das Gefühl herangereift, andere dürften ihr solch schreckliche Dinge antun, „weil ich so ein furchtbarer und schrecklicher Mensch bin“.
Die Gefahr der seelischen Gewalt
Laut Kaggwa könne diese seelische Gewalt grundsätzlich sehr gefährlich für Betroffene sein. „Wenn man sich also bei psychischen Auswirkungen nicht ganz bewusst professionelle Hilfe sucht, können ganz viele Krankheiten auftreten“, sagt Kaggwa und nennt beispielhaft Drogensucht, Depression, Isolation, Selbstverletzung bis hin zu Suizidgedanken.
Doch Lijana Kaggwa ist es dennoch gelungen, sich aus der Spirale des Mobbings zu befreien und sogar noch einen Schritt weiterzugehen. „Mir hat damals vor allem die Hilfe meiner Familie geholfen, die mir auch eine professionelle Organisation gesucht hat.“ Als Kaggwa selbst den Mut gefunden hatte, mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit zu gehen, hätten sich tausende Betroffene bei ihr gemeldet, die von ähnlichen Situationen erzählt haben.
Kaggwa: „Eine Macht haben wir alle“
„Ich habe dann begonnen zu recherchieren und gemerkt, dass ich nur eine von Millionen bin, die von dem Thema betroffen sind“, sagt Kaggwa, die fortan den Menschen helfen und deren Schicksale sichtbar machen wollte. Die junge Frau rät deshalb allen, die selbst Opfer von Mobbing oder Cybermobbing werden, sich Hilfe zu suchen. Sei es bei der Familie, bei Freunden, Lehrkräften oder professionellen Stellen. Und eines will Kaggwa dann noch „an alle Menschen da draußen“ richten, die selbst auch von psychischen Folgen von Mobbing betroffen sind: „Eine Macht haben wir alle. Das ist, selbst zu entscheiden, wer wir sind und was wir wert sind.“ Diese Macht sollte man niemals anderen Menschen überlassen, „und ganz bestimmt nicht irgendwelchen Hatern“, so Kaggwa.
Die Lesung in Bad Aibling am 26. November wird vom Verein „Mut und Courage Bad Aibling“ organisiert. Der Eintritt liegt bei zehn Euro, mit dem Grünen Pass der Stadt Bad Aibling kann man kostenfrei teilnehmen. Eine Platzreservierung wird empfohlen unter info@muttutgut.org oder telefonisch unter 0179-7325938 (Mailbox).
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