Jäger machen sich Sorgen
Schüsse mitten in der Nacht und Teile von toten Tieren: Treiben sich Wilderer am Samerberg rum?
Schüsse mitten in der Nacht, verunsicherte Samerberger und ein ausgenommenes Reh in der Törwanger Filze: Oberjäger Christian Irger ist besorgt, die Polizei ermittelt. Gibt es in der Gemeinde einen Wilderer?
Samerberg – Als im vergangenen Jahr die ersten Meldungen von seltsamen Geräuschen bei Christian Irger ankamen, reagierte der Oberjäger der Jagdgenossenschaft Törwang zunächst gelassen. Doch mittlerweile ist sich der Pächter, dessen Revier sich Richtung Hochries erstreckt, sicher. „Irgendwas stimmt hier nicht.” Immer wieder berichteten ihm Samerberger von ungewöhnlichen Lauten in der Nacht. Auch er selbst habe einmal gegen 23 Uhr Schüsse gehört. „Aber aus der Ferne war es schwer zu beurteilen, wo genau das herkam.”
Totes Reh in Törwanger Filze
Doch die Vorfälle häuften sich. Im Oktober 2023 wurde in der Törwanger Filze ein totes Reh gefunden. Eigentlich nichts Besonderes, könnte das Wild doch durch einen Sturz oder eine Krankheit gestorben sein. Doch von dem Tier war laut Irger nicht mehr viel übrig. „Da hat sich jemand ganz schön Zeit gelassen”, meint der Jäger.
Der ungewöhnliche Vorfall landete sogar bei der Polizei. „Dabei gehen wir quasi so vor wie bei einem Tötungsdelikt”, meint ein Sprecher der Inspektion Brannenburg. Dementsprechend wird das „Opfer“ ins Labor geschickt. Dort wird das Tier obduziert, eventuelle Einschusslöcher überprüft und mögliche Todesursachen abgeklärt. „Außerdem wird die Gegend anschließend mit mehr Streifen besetzt“, betont der Polizeisprecher. Gerade in den Abendstunden seien die Beamten nun vermehrt am Samerberg unterwegs und hoffen, den Täter auf frischer Tat zu erwischen. Doch auf viel mehr als einen Zufallstreffer könne man in der Regel nicht hoffen.
Wilderer sind nicht leicht zu stellen
„Einen Wilderer im Nachhinein zu erwischen ist nicht leicht”, sagt auch Irger, der deswegen auf den Fall aufmerksam machen möchte. Auch bei der diesjährigen Versammlung der Törwanger Jagdgenossenschaft brachte er das Thema zur Sprache. Denn je mehr Einwohner von einem möglichen Wilderer wissen, desto größer sei die Chance, dass jemandem etwas auffällt. Was den Oberjäger wundert: Der Wilderer scheint vorläufig nur zu Fuß durch die Wälder zu streifen. „Normalerweise schießen sie heutzutage mit Nachtsichtgeräten aus dem Auto raus”, sagt Irger. Die Täter nutzen dabei teilweise die Scheinwerfer des Fahrzeugs, in dessen Licht das Wild wie paralysiert stehen bleibt. „Und einen Schalldämpfer hat mittlerweile auch fast jeder”, fügt der Grainbacher Jäger hinzu. Auch das mache die Sache nicht einfacher.
Bis zu drei Jahre Gefängnis drohen
Falls der Wilderer geschnappt wird, droht ihm laut Paragraf 292 Strafgesetzbuch eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Zudem werden ihm Jagdscheine und Waffen entzogen. „In jedem Fall”, so der Brannenburger Polizeisprecher, „ist das kein Kavaliersdelikt mehr.“