Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Dettendorfer liefert mobile Wärme aus eigener Herstellung

„Schnell, reibungslos, unbürokratisch“: Jetzt können noch mehr Kolbermoorer grün heizen

Bürgermeister Peter Kloo (Mitte) nimmt die mobilen Wärmespeicher gemeinsam mit allen Akteuren offiziell in Betrieb: (von links) Rainer Mahrla, Georg Dettendorfer, Tobias Schmid, Heiko Peckmann, Frank Quaas und Johannes Dettendorfer.
+
Bürgermeister Peter Kloo (Mitte) nimmt die mobilen Wärmespeicher gemeinsam mit allen Akteuren offiziell in Betrieb: (von links) Rainer Mahrla, Georg Dettendorfer, Tobias Schmid, Heiko Peckmann, Frank Quaas und Johannes Dettendorfer.

Viele Kolbermoorer können jetzt mit mobiler, grüner Wärme heizen. Die Abwärme des Biomasseheizkraftwerkes in Hornau wird in Containern angeliefert und ins Fernwärmenetz eingespeist. Wie nachhaltig das ist und wie das Pilotprojekt der INNergie GmbH funktioniert, lesen Sie hier.

Kolbermoor – Die Kunden werden es gar nicht bemerken: Mehr als 500 Haushalte sowie Kindergärten und Schulen beziehen rund um die Uhr Wärme aus dem Fernwärmenetz der Stadt Kolbermoor. Bislang wurde die Wärmeenergie im Heizkraftwerk nahe der Pauline-Thoma-Schule zu 100 Prozent aus Erdgas erzeugt. Jetzt rollt Biowärme aus Hornau nach Kolbermoor, kann ein Teil des Gases abgelöst werden. Am Donnerstag, 13. Juli, wurde der offizielle Startschuss für das Pilotprojekt gegeben. „Wir sind auf dem richtigen Weg, denn wir verdrängen jetzt 20 Prozent der fossilen Energie mit Biomasse“, würdigte Kolbermoors Bürgermeister Peter Kloo die Initiative aller Akteure, die sich „darauf eingelassen haben“ .

„Starke Typen und starke Entscheider“

Für das Pilotprojekt hatten sich innovative Köpfe zusammengetan: die Stadt Kolbermoor und die INNergie GmbH als Partner in der kommunalen Wärmeversorgung, die Dettendorfer GmbH als Wärmelieferant und Spediteur sowie die Swilar eetch GmbH als Hersteller der Latentwärmespeicher-Container. „Wir haben nach der Initialzündung schnell, reibungslos und unbürokratisch einen gemeinsamen Weg gefunden, das ist bärig“, blickte Georg Dettendorfer, Geschäftsführer der Spedition Dettendorfer, auf die vergangenen Monate zurück. „Wir sind hier auf eine optimale Situation gestoßen: auf einen starken Standort mit Wärmeüberschuss, auf starke Unternehmertypen und starke Entscheider“, betonte auch Tobias Schmid von der swilar eetec GmbH.

Regionale Wertschöpfung

Gemeinsam schlugen sie nun ein neues Kapitel regionaler Wertschöpfung auf: Mit der Biowärme aus Hornau werden pro Wärmecontainer etwa 200 Kubikmeter Erdgas eingespart und circa 800 Kilogramm CO2 vermieden. Da im Sommer der Wärmebedarf geringer ist, wird das Pilotprojekt nicht sofort auf Volllast gefahren. „Wir starten im Zwei-Tages-Rhythmus. Im Winter wird täglich morgens und abends Wärme eingespeist“, so Heiko Peckmann, Geschäftsführer der INNergie. Mit dem Einsatz von zwei Wärmecontainern, die wechselnd be- und entladen werden, können in Kolbermoor dann also 400 Kubikmeter Gas pro Tag eingespart werden.

Energie aus Waldhackgut

Doch wie wird die Biowärme erzeugt, und wie kommt sie ohne Verluste ins 16 Kilometer entfernte Kolbermoor? Die Dettendorfer Rohstoff GmbH betreibt in Hornau ein Biomasseheizkraftwerk. Aus der Verbrennung von Waldhackgut und Landschaftspflegematerial werden hier 10 Millionen Kilowattstunden Strom – das entspricht dem Bedarf von 3500 Haushalten – und 40 Millionen Kilowattstunden Wärme pro Jahr gewonnen. Mit der Wärme werden im Sommer Gras und im Winter Holzhackschnitzel getrocknet werden. Die überschüssige thermische Energie wird ab dem kommenden Jahr direkt vor Ort für die „AdBlue“-Herstellung genutzt. „Weitere 20.000 Kilowattstunden können wir als mobile Wärme an verschiedene Wärmenetze im Landkreis Rosenheim liefern“, erklärt Geschäftsführer Rainer Mahrla.

In Hornau wird die Wärme in die mobilen Wärmespeicher „gefüllt“. Dafür wird in die Leitungen des integrierten Rohrbündelwärmetauschers Wasser mit einer Temperatur von etwa 85 Grad Celsius gepumpt. Dadurch verflüssigt sich das Wärmemedium (Salzlösung), das ihn umgibt. Nach sechs bis acht Stunden ist der Container voll und mit etwa 2500 Kilowattstunden Wärme beladen.

Auf dem Weg nach Kolbermoor verbraucht der Lkw durch den Kraftstoff etwa 80 kWh Energie. Diese gehen zwar in der „Gesamtenergiebilanz“ verloren, nicht aber im Wärmecontainer. Der kommt am Heizkraftwerk in Kolbermoor mit 2500 kWh an.

Martin Strein (rechts) bringt die Wärme aus Hornau nach Kolbermoor. Er versteht es nicht nur, zwei Container auf engstem Raum nebeneinander zu platzieren. Er schließt die mobilen Wärmespeicher auch ans Leitungssystem des Wärmespeichers am Heizkraftwerkes in Kolbermoor an.

Hier wird nun kaltes Anlagenwasser durch den Wärmetauscher gepumpt. Dabei sinkt die Temperatur im Speicher von 85 auf etwa 40 Grad Celsius, die Salzlösung kristallisiert wieder. „Beim Übergang von der flüssigen Lösung in einen Feststoff wird sehr viel Energie freigesetzt“, erklärt Heiko Peckmann. So können dem mobilen Wärmespeicher innerhalb vier bis fünf Stunden etwa 2200 Kilowattstunden (kWh) Wärme entzogen. „Damit wärmen wir das Wasser im Rücklauf des Fernwärmenetzes vor und sparen so Gas für die Erwärmung des Vorlaufs auf 80 Grad Celsius ein“, erläutert Frank Quaas, kaufmännischer Geschäftsführer der INNergie. Im Pilotprojekt wird nun auch untersucht, wie die gesamte Kapazität des mobilen Speichers genutzt werden kann.

„Ich bin seit vielen Jahren überzeugt davon, dass wir in einer eng besiedelten Stadt wie Kolbermoor mit 20.000 Einwohnern auf 19 Quadratkilometern ein Fernwärmenetz brauchen“, betont Bürgermeister Peter Kloo. „Wärme als netzgebundene Energie ist die richtige Zukunft.“ Für den weiteren Ausbau von Netzen und erneuerbaren Energien brauche es aber stabile politische Rahmenbedingungen und klare Entscheidungen, an denen sich die Akteure orientieren können.

In Kolbermoor schreitet der Ausbau des Fernwärmenetzes weiter voran. „Wir haben inzwischen die Mangfall unterquert, die Spinnerei versorgt und arbeiten uns in Richtung Innenstadt vor“, informierte Peckmann. Das Fernwärmenetz hat eine Länge von 9,5 Kilometern. Pro Jahr kommen zu den bestehenden 72 angeschlossenen Objekten etwa 30 hinzu. Um der steigenden Netzlast zu entsprechen, wurde ein zweites Blockheizkraftwerk installiert, das Ende Juli ans Netz gehen soll. Damit wird die installierte BHKW-Leistung von 600 Kilowatt Strom und 684 Kilowatt Wärme verdoppelt. 

Kommentare