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Eine Institution weicht der nächsten

Schließung in Bernau: Was jetzt aus dem Café Obermaier wird

Die neuen Besitzer: Von links Christoph Müller, Petra Obermaier und Luitpold Müller.
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Die neuen Besitzer: (Von links) Christoph Müller, Petra Obermaier und Luitpold Müller.

An der Tür hängt ein Schild: „Aus wirtschaftlichen und persönlichen Gründen ist die Bäckerei jetzt mal geschlossen.“ Eine Institution war das Café Obermaier am Bernauer Ortseingang. Was jetzt dort entstehen wird - und was die Zukunftspläne der ehemaligen Inhaberin Petra Obermaier sind

Bernau – Petra Obermaier, die ehemalige Chefin des Bernauer Familien-Betriebs, ist dennoch zufrieden, denn die neuen Eigentümer Luitpold und Christoph Müller betonen, dass auch ihnen Tradition und Handwerk wichtig sind. Die Einrichtung wollen sie belassen. Der gemütliche Charme, den das Café mit seinen warmen Beige- und Brauntönen, dem Stuck und den Jugendstil-Deckenlampen ausstrahlt, die Schwarz-Weiß-Fotos der Familie, all das hat zur Beliebtheit des Cafés beigetragen.

Stil und Charme des Cafés erhalten

Auch der Schriftzug Bäckerei Obermaier an der Außenfassade soll bleiben. Und die Qualität, das ist den beiden Brüdern ganz wichtig. Christoph Müller, der im Familienbetrieb Bäcker Müller für die Produktion verantwortlich ist, schwärmt noch immer von den Klostersemmeln der Bäckerei Obermaier.

Sein Bruder Luitpold, verantwortlich für Verkauf und Verwaltung, sieht die Übernahme eher nüchterner. Seit Ende Oktober ist das Café geschlossen, Anfang Februar wollen sie hier die Bäckerei Müller eröffnen. „Man muss sportlich bleiben.“ Gebacken werden soll in Prien, später soll ein Ladenofen für allzeit frische Brezen und sonstige Backwaren dazukommen. Auch er findet es schade, dass der Traditions- und Familienbetrieb Obermaier nicht mehr weitermacht, hat aber Verständnis für die Gründe, die Petra Obermaier anführt.

Seit 1903 gebe es die Bäckerei. In vierter Generation führte sie über 20 Jahre den Laden. Ihr Mann Neal Driscoll und ihr Bruder Franky waren in der Backstube, sie selbst stand mit den Angestellten im Laden und im Café, als Nachfolger standen die Söhne Damion und Jesse, beide Bäckermeister, bereit.

Aber sie werden die Tradition nicht fortführen. „Beide haben es probiert, beide haben Verständnis für die Tradition“, aber ihre Leidenschaft liege nicht so sehr im Bäckerhandwerk, sondern in der Musik (Damion) beziehungsweise im Sport (Jesse). Corona, die steigenden Energiekosten und die Personalfrage, „am Schluss war ich allein im Verkauf,“ dann kam noch eine Hüft-OP samt wochenlanger Reha – irgendwann war für Petra Obermaier klar: Jetzt ist es gut. Petra Obermaier betont mehrmals, dass die ganze Familie Verständnis für den Schritt hatte, ein Großteil der Familie wohnt ja schließlich noch über dem Café.

Sie wird sich auch weiterhin um den Blumenschmuck kümmern. Für sie ist es wichtig, dass ein anderer Familienbetrieb jetzt den Betrieb weiterführt.

Die echte Konkurrenz komme eher von den Discountern, klagt sie. Alle schreien nach Tradition und Handwerk, aber das müsse man auch bezahlen wollen. Es brauche einen langen Atem, bestätigen die beiden Müller-Brüder. Auch wenn die Müllers erst in dritter Generation in Prien backen, fühlen sie sich der Tradition und dem Handwerk verpflichtet. Luitpold Müller erzählt, dass der Großvater, ein Bäcker aus München, nach Prien „auswanderte“, weil der ältere Bruder die Münchner Bäckerei bekam.

Müller seit drei Generationen in Prien

Wo heute die Kristallgalerie steht, war früher die erste, kleine Backstube Müller. Im Archiv lagern heute noch einige Erinnerungsstücke, darunter der in Sütterlin geschriebene Pachtvertrag mit der einstigen Besitzerin, der Bäckerswitwe Kratzwohl.

Petra Obermaier gibt sich entspannt. Mit einem lachenden Auge freut sie sich, dass das Café und die Bäckerei weiterlaufen, wenngleich unter anderem Namen. Sie hofft und wünscht, dass die Kunden auch dem Nachfolgebetrieb die Treue halten.

Mit einem weinenden Auge bedankt sie sich deshalb bei allen Kunden, die jahrzehntelang vorbeikamen, die Bernauer und wo sie sonst herkamen, die Handwerker, die Urlauber, die extra auf Empfehlung ihrer Gastgeber vorbeischauten. Auch wenn die Institution, die Bäckerei Obermaier, „aus wirtschaftlichen und persönlichen Gründen jetzt mal geschlossen hat“, wird es demnächst mit Tradition, Handwerk und Qualität der Bäckerei Müller weitergehen.

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