Von Müllsammelaktion bis Fahrradtankstelle
„Wir müssen alle aktiver werden“: Wie sich Neuntklässler für mehr Umweltschutz in Rosenheim einsetzen
„Aktiver Umweltschutz in der Schule“: Die Neuntklässler der Johann–Rieder–Realschule präsentieren ihre Projekte zum Thema Nachhaltigkeit. So wollen die Jugendlichen ihre Schule und die Stadt Rosenheim künftig umweltfreundlicher gestalten.
Rosenheim – Hinter der Schulfamilie der Johann–Rieder–Realschule (JRRS) liegt eine spannende Woche: Drei Tage lang war die Turnhalle der JRRS am Nörreut mit zahlreichen Schülern, Eltern und Lehrkräften gefüllt. Im Rahmen der Veranstaltung „Aktiver Umweltschutz in der Schule“ stellten die Neuntklässler der Reihe nach verschiedene Projekte zur langfristigen Stärkung des Umweltbewusstseins an der JRRS und in der Stadt Rosenheim vor. Ob ein aus Müll gebasteltem Kleid, eine Modell–Solaranlage, oder ein selbstgebautes Vogelhaus, welches auf dem Schulgelände aufgehängt wurde – hinter jedem Projekt steckt viel Mühe, Kreativität und Teamwork.
Recycling für einen guten Zweck
Angesichts des globalen Müllproblems nahmen sich gleich mehrere Teams vor, Ideen für ein nachhaltiges Recyceln zu entwickeln. Da, laut einer von den Schülern zitierten Studie, nur rund 65 Prozent der Deutschen regelmäßig recyceln würden, ließen sich die Mädchen des „Team 16“ innovative Wege einfallen, wie sich leere Milchkartons „upcyceln“, also aufwerten, lassen. So entstanden unter anderem bunte Blumentöpfe, die künftig in den Klassenzimmern der JRRS einziehen werden.
Zudem gingen, dem „Team 16a“ zufolge, allein in Deutschland jährlich 720 Millionen Euro Pfand verloren. „Auch an unserer Schule entsteht viel Müll durch Plastikflaschen, die einfach im Abfall landen“, erklärt einer der Schüler. Um dem entgegenzuwirken, haben sich die drei Neuntklässler zusammengetan und einen Flaschensammler aus Getränkekästen gebaut, in dem die leeren Flaschen künftig entsorgt werden sollen. Das dadurch gesammelte Geld werde dann an einen wohltätigen Zweck gespendet. Und auch der Wunsch des „Team 6“ nach einem schuleigenen Wasserspender wird wohl bald in Erfüllung gehen: Anstelle sich jedes Mal eine neue Flasche zu kaufen, soll die Schulfamilie ihr Wasser in Zukunft an einem Trinkbrunnen aus Metall auffüllen können.
Die Jungs des „Team 19“ wiederum nahmen sich vor, den Fünftklässlern das gesunde Kochen mit regionalen Produkten näherzubringen. Mithilfe eines selbstgedrehten Kochvideos und Rezeptideen wollten die Schüler das Publikum dazu anregen, seinen Alltag Schritt für Schritt nachhaltiger zu gestalten.
Gemeinsam für eine saubere Umwelt
„Unsere Schule, Stadt und Erde sauber zu halten ist die Verantwortung jedes Einzelnen von uns“, sagt ein Schüler aus dem Team 15b“, das die Planung und Umsetzung einer Müllsammelaktion übernahm. „Wir Deutschen belegen weltweit den fünften Platz, was unsere übermäßige Müllproduktion angeht.“ Das Team ist sich daher sicher: „Wir müssen alle aktiver werden.“ Am 6. März, dem „Umweltaktionstag“ der JRRS, sollen die fünften bis zehnten Klassen einen Vormittag lang gemeinsam Müll in der Stadt aufsammeln. Das Rosenheimer Umweltamt stellt den Schülern Handschuhe zur Verfügung, die ihnen die Arbeit erleichtern sollen. Das Besondere an dem Umweltaktionstag seien die interessengebundenen Aktivitäten, die ein umweltbewusstes Verhalten der Schulfamilie fördern sollen. Der Umweltaktionstag soll von nun an eine jährliche Tradition an der JRRS werden.
Daran anknüpfend waren die Schülerinnen Helin, Angie, Sophia und Elena aus dem „Team 10“ seit vergangenem Dezember mit der Organisation ihrer Aktion „Sauberes Klassenzimmer“ beschäftigt, die nun in der JRRS eingeführt werde. „Es geht uns neben der richtigen Mülltrennung darum, dass die Klassenzimmer nach Unterrichtsschluss immer ordentlich zurückgelassen werden“, erklärt Helin. Als Belohnung bekämen die drei Klassen, die sich am konsequentesten an die Regeln halten, einen zusätzlichen Wandertag.
Rosenheim als Fahrradstadt
Besonders intensiv engagieren sich die Neuntklässler für mehr Fahrrad– und Umweltschutz in Rosenheim. „Vor allem in der Früh sammeln sich vor unserer Schule durch die ‚Eltern–Taxis‘ viele Autos. Wir wollen in Zukunft mehr Fahrräder auf den Straßen sehen“, erklärt ein Mädchen des „Team 9“. Um sich auf ihrem Schulweg sicherer zu fühlen, würde sich die Gruppe wünschen, dass in Rosenheim neue Radwege entstehen und mehr Fahrradständer aufgestellt werden. Konkret hat sich das „Team 8“ vorgenommen, in Zusammenarbeit mit der Stadt Rosenheim, eine Fahrradtankstelle am Nörreut zu installieren. Diese soll genau zwischen der Johann–Rieder–Realschule und dem Sebastian–Finsterwalder–Gymnasium platziert werden, damit sie von beiden Schulfamilien genutzt werden kann. Auf diese Weise sollen beschädigte Fahrräder kostenlos repariert werden können, was die Umwelt schonen soll. Die Gruppe hoffe dabei auf die Unterstützung der Flötzinger Brauerei, die bereits die Finanzierung mehrerer Rad–Service–Stationen in Rosenheim übernommen haben.
Ein voller Erfolg
„Wir würden uns freuen, wenn auch nächstes Jahr wieder Projekttage stattfinden“, sagt eine Schülerin des Moderationsteams zum Abschluss der Projekttage. Die Veranstaltung wäre für die Realschüler ein Anstoß gewesen, auch in Zukunft weiter auf die Erde Acht zu geben. Ein positives Fazit zieht auch Markus Hittinger: „Es waren drei anstrengende, aber sehr erfolgreiche Tage“. Als Projektleiter stand er den Jugendlichen seit Beginn der Vorbereitungen im November, gemeinsam mit den Deutschlehrerinnen Justine Trautmann, Melanie Hoffmann und Lea Samper, zur Seite und brachte auch seine eigenen Ideen, wie die Fahrradtankstelle, mit ein. Organisiert wurden die Projekttage jedoch zum Großteil von den Schülern selbst, unter anderem von den Neuntklässlern Luca, Semih und Dennis.
„Am meisten freut mich, dass wir viele Projektideen der Jugendlichen nun eins zu eins an unserer Schule umsetzen können“, sagt Hittinger. Dazu gehöre auch ein Spendenlauf, an dem Freiwillige voraussichtlich im Frühling teilnehmen können. Koordiniert werde dieser von den beiden Teams „18a“ und „18b“. Mithilfe von Infostationen, die auf der Route platziert werden, sollen die Läufer gleichzeitig zum Thema Nachhaltigkeit aufgeklärt werden. Das durch Unterstützung von Sponsoren gesammelte Geld werde schließlich an eine Umweltschutzorganisation, den „World Wide Fund For Nature“ (WWF), gespendet.
Aufgrund der erfreulichen Resonanz bei sowohl den Schülern, als auch den Lehrern werden die Projektpräsentationen auch weiterhin fester Teil der Schule bleiben. Das Motto für nächstes Jahr stehe laut Hittinger bereits fest: Rassismus und Demokratie – ein weiteres Themengebiet, das den Lehrkräften der Johann–Rieder–Realschule sehr am Herzen läge.


