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Deutlicher Anstieg im Kreis Rosenheim

Steigende Zahlen bei den Rettungseinsätzen: Warum der Krankenwagen immer mehr zum Taxi wird

Stadt und Landkreis Rosenheim reagieren auf die stark gestiegene Zahl an Notfalleinsätzen.
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Stadt und Landkreis Rosenheim reagieren auf die stark gestiegene Zahl an Notfalleinsätzen.

Die Hemmungen, einen Notarzt zu rufen, sind gesunken. Das zeigen deutlich die stark angestiegenen Zahlen bei den Rettungseinsätzen. Oft stellt sich der Notruf später als nicht dringend oder notwendig heraus. Ein Problem, sowohl für die Rettungskräfte, als auch für die Notaufnahmen.

Rosenheim - Die Rettungskräfte arbeiten am Limit. Knapp 46.000 mal mussten die Rosenheimer Rettungsdienste im vergangenen Jahr ausrücken. 8000 Einsätze mehr als noch ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Krankentransporte ist teils deutlich angestiegen. Es gibt also Handlungsbedarf. Mögliche Lösungen wurden kürzlich auf der Versammlung des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Rosenheim vorgestellt.

Alle Notrufe laufen bei der Integrierten Leitstelle in Rosenheim ein. Sie ist sowohl für die Stadt und den Landkreis Rosenheim als auch für den Landkreis Miesbach zuständig. Von dort aus werden die Einsätze der verschiedenen Dienste koordiniert und gelenkt, seien es nun Einsätze der Feuerwehr, des Katastrophenschutzes oder der Rettungsdienste.

Und die Zahl der eingegangenen Notrufe wird immer mehr. Waren es 2017 noch knapp 123.000 pro Jahr, stieg die Zahl auf knapp 166.000 im Jahr 2022. Ein großer Teil davon sind Falschmeldungen. Laut Stefan Ertl, dem Leitstellenleiter, sind es zwischen 80 und 120 Meldungen täglich, die fälschlicherweise ausgelöst wurden. Häufig lösen Smartwatches einen Alarm aus, weil sie denken, der Träger wäre gestürzt.

1200 Einsätze in einer einzigen Woche

Eines der grundlegenden Probleme für die vielen, eigentlich zu vielen Einsätze, ist der oft unnötige Ruf nach einem Krankenwagen. Sei es nur eine vergleichsweise harmlose Erkrankung oder Verletzung, oft wird dennoch der Notruf gewählt. Manche wollen auf diese Weise auch längere Wartezeiten im Krankenhaus vermeiden. In der Folge steigen die Einsätze der Rettungskräfte immer weiter an. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt 700 Einsätze pro Woche gefahren. Im Mai 2022 waren es sogar 1200 Einsätze in einer einzigen Woche. „Das war nicht mehr zu leisten”, so Christof Vornberger.

„Es gibt keinen Maßstab dafür, was richtig oder falsch ist”, sagt der Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes, Michael Städler. Aber es gäbe „eigentlich reichlich Alternativen zu einem Rettungswagen.” 

Notaufnahmen oft am Limit

Auch abseits der unnötigen Einsätze ist die Zahl der Fahren deutlich gestiegen, auch sehr zu lasten der Krankenhäuser und Notaufnahmen. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Notaufnahme des RoMed Klinikums die zweitmeisten Zuweisungen in Oberbayern. Selbst die große Münchner Klinik in Großhadern lag hinter Rosenheim. Nur die Klinik Rechts der Isar in München hatte mehr. Das führte dazu, dass mehrfach die Notaufnahmen überlastet waren und kurzfristig gesperrt werden mussten. „Die Kliniken haben die Patienten trotzdem untergebracht, aber unter größten Kraftanstrengungen”, sagt Städler. 

Ketteneffekte bei Einsätzen

Dabei sollten auch die vom Zweckverband sogenannten Ketteneffekte zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen berücksichtigt werden. Ist ein Rettungswagen auf einem Einsatz unterwegs, wird für einen weiteren Einsatz ein Rettungswagen aus einem anderen Versorgungsgebiet alarmiert. In der Folge sinkt dann auch die Verfügbarkeit in dem anderen Gebiet und es entstehen Engpässe. Deswegen sollen künftig die Stunden, in denen die Rettungskräfte zur Verfügung stehen, erhöht werden, um gleichzeitig mehrere Einsätze durchführen zu können. 

Umstrukturierung und Erweiterung

Nach den gesetzlichen Vorgaben müssen die Rettungskräfte innerhalb von zwölf Minuten am Ereignisort eingetroffen sein. Das sollte in mindestens 80 Prozent aller Fälle funktionieren. Trotz einiger bereits umgesetzter Nachbesserungen konnte dieser Wert in acht der zehn Versorgungsbereiche nicht erreicht werden. Mehr ist in der aktuellen Lage nicht machbar. „Wir haben in unserem Zuständigkeitsbereich hervorragende Durchführende, die jeden Tag ihr Bestes geben“, sagte Rosenheims Landrat Otto Lederer auf der Versammlung des Zweckverbands. „Es liegt nicht an den Durchführenden”. Deswegen sollen nun sowohl die Zeit, in der Rettungswagen zur Verfügung steht, die sogenannte Vorhaltung, als auch die Zahl und die Standorte der Wagen erweitert werden. 

Um die steigende Zahl an Notrufen besser bewältigen zu können, werden auch in der Integrierten Leitstelle Maßnahmen ergriffen. Das Personal wurde aufgestockt, aktuell ist ein Tausch der Hardware in vollem Gange. Bis Ende Juni 2023 soll der Umbau abgeschlossen sein.

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