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Tagespflege in Bad Reichenhall

Keine Spur von Pflegenotstand? Darum sind noch Plätze frei

Janine Rudolph von der Caritas Tagespflege Bad Reichenhall
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Janine Rudolph erklärt, warum die Caritas Tagespflege noch Menschen aufnehmen kann.

Bei der Caritas Tagespflege in Bad Reichenhall könnten 19 Senioren unterkommen. Aktuell sind aber noch einige Plätze unbesetzt. - Und das in Zeiten von Pflegenotstand und Personalmangel. Woran liegt das und für welche Menschen eignet sich die Tagespflege?

Bad Reichenhall – Am Vormittag sitzt ein gutes Dutzend Senioren im Kreis und macht Übungen mit den Armen. Plötzlich kommt Gelächter auf, als eine Dame ihre Nachbarin beim Ausstrecken der Hand aus Versehen am Ohr kitzelt. Die Bewegungstherapie gehört zum Programm der Caritas Tagespflege in Bad Reichenhall. In der Jugendstilvilla in der Mozartstraße gibt es einen Speisesaal, eine Küche, einen großen Bewegungsraum sowie noch zwei anliegende Ruheräume. Im Zentrum steht das Miteinander.

Janine Rudolph, die stellvertretende Pflegedienstleitung, erklärt, worum es sich bei der Tagespflege handelt. „Wir sind eine Zwischenstation. Die Tagespflege ist ein gutes Angebot für diejenigen, die ihre Angehörigen noch nicht ins Heim geben wollen. Wir möchten den Heimeintritt so lange wie möglich verzögern.“ Die Senioren kommen zum Frühstück um 9 Uhr und bleiben bis 15.30 Uhr. Im Laufe des Tages gibt es Bewegung, Beschäftigungstherapie, Gedächtnistraining und Spiele. So sollen Angehörige entlastet und die Senioren gefördert werden.

Drei wesentliche Gründe, warum noch Plätze frei sind

Ende 2021 wurde die Einrichtung umgebaut. Die Küche wanderte in einen ehemaligen Abstellraum. Dadurch konnte mehr Platz geschaffen werden. 19 Senioren können in der Tagespflege unterkommen. Im Moment sind es aber täglich nur zehn bis 14 Menschen. - Was in Zeiten von Pflegenotstand und Personalmangel zunächst verwundert. Im Wesentlichen gibt es laut Rudolph drei Gründe dafür, dass immer noch Plätze frei sind.

  • Die Tagespflege ist vielen unbekannt. „Man kennt nur das Pflegeheim und den ambulanten Dienst. Die Kasse zahlt aber das gleiche Budget wie für den ambulanten Dienst auch für die teilstationäre Pflege noch einmal.“ Somit könnten viele die Tagespflege zusätzlich nutzen, wissen dies aber nicht.
  • „Corona hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht“, bedauert Rudolph. Zwischenzeitlich war die Einrichtung ganz geschlossen. Damit die Mitarbeiterinnen nicht in Kurzarbeit gehen mussten, haben sie ihre Gäste zu Hause besucht. „Wir haben in der Zeit keine neuen Gäste aufgenommen.“ Als die Tagespflege wieder geöffnet hatte, wurden wegen der Abstandsregeln nur langsam wieder die Gästezahlen erhöht. Seit Juni 2022 darf wieder voll besetzt werden. Das Personal macht immer am Anfang der Woche einen Covid-Test, während die Gäste nur noch bei Symptomen getestet werden.
  • Zusätzlich legte ein Hackerangriff im August 2022 die Caritas lahm. Die Kommunikation und Dokumentation waren massiv eingeschränkt und digital vernetztes Arbeiten plötzlich nicht mehr möglich. Auch die Warteliste der Tagespflege fiel dem Angriff zum Opfer. „Da können wir keinen mehr erreichen“, sagt Rudolph. „Wir müssen aber mehr Leute aufnehmen, damit sich die Einrichtung trägt.“

Aber es sind nicht nur freie Plätze vorhanden, auch personell ist die Tagespflege gut aufgestellt. „Wir sind eine relativ kleine Einrichtung und haben drei Fachkräfte. Der Rest sind Pflegehilfskräfte und Betreuungskräfte.“ Lediglich beim Fahrdienst besteht Personalmangel. Für den eigenen Bus, mit dem bei Bedarf die Gäste geholt werden, braucht die Caritas noch mehr ehrenamtliche Fahrer.

Rudolph sieht die Tagespflege gut in den Pflegestützpunkt Berchtesgadener Land eingebunden. „Der Pflegestützpunkt hat so viele Schnittstellen und weiß, was in der jeweiligen Situation genau passt.“ Sie empfiehlt, sich dorthin zu wenden, wenn man Beratung in Sachen Pflege benötigt.

Was ist der Pflegestützpunkt Berchtesgadener Land?

Der Pflegestützpunkt Berchtesgadener Land bietet älteren Menschen und ihren Angehörigen eine umfassende und unabhängige Beratung sowie Vernetzung von Versorgungs- und Betreuungsangeboten. Hierbei können Betroffene und pflegende Angehörige sich individuell, vertraulich und kostenlos zu allen Themen rund um die Pflege beraten lassen, einschließlich der in Frage kommenden Hilfsangebote und Sozialleistungen. Der Pflegestützpunkt wird von den Kranken- und Pflegekassen, dem Bezirk Oberbayern und dem Landkreis Berchtesgadener Land getragen.

Der Großteil der Besucher leidet an Demenz

90 Prozent der Besucher der Caritas Tagespflege sind dement, manche nur leicht, andere aber mittelschwer bis schwer. „Es sind alles total liebe Menschen. Durch die Biografie-Arbeit bekommt man mit, was sie früher gemacht haben. Viele wissen nicht mehr, was sie von Beruf waren oder wie viele Enkel sie haben“, so Rudolph.

In der Tagespflege steht auch Kunsttherapie auf dem Plan.

Die Pandemie habe das Auftreten von Demenz noch verstärkt. „Das Vereinsamen war ganz schlimm. Man konnte zusehen, wie die Menschen rasant abgebaut haben.“ Daher sei es besonders wichtig, dass Demenz-Patienten gezielt gefördert werden. Auch für die Angehörigen bietet die Caritas Demenzschulungen beim Beratungszentrum an. „Als Angehöriger ist es oft sehr schwer, diese Erkrankung zu verstehen.“

Wann ein Mensch schließlich doch ins Heim muss, entscheiden in der Regel auch die Angehörigen. „Diese sind aber auch mit uns im Austausch und wir beraten sie. Manchmal reicht auch erst einmal Kurzpflege aus. Wir verweisen dann auch auf den Facharzt.“ Mit dem Rollstuhl oder Rollator kann jeder zur Tagespflege kommen. Erst, wenn jemand bettlägerig geworden ist, ist ein Besuch nicht mehr möglich.

mf

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