„Buero.de“ will Dutzende Filialen retten
Investor verspricht Rosenheims Karstadt eine Zukunft - doch was sind seine Pläne?
Die Kaufhaus-Kette Galeria Kaufhof Karstadt ist in Nöten. Auch in Rosenheim bangen Mitarbeiter um ihre Jobs. Doch nun verspricht ein Investor neue Hoffnung für Dutzende von Standorten. Was Firmenchef Markus Schön mit dem Standort Rosenheim vorhat. Und wie weit die Pläne gediehen sind.
Rosenheim - „Wir wollen Galeria Kaufhof retten“, versprach Markus Schön vor einigen Tagen. Nun stellt sich heraus, dass Markus Schön Pläne auch für Rosenheim hat. Schön ist Geschäftsführer des Schreibwaren- und Büro-Onlinehändlers Buero.de, ein Mann mit ehrgeizigen Plänen. Er will 47 Standorten des Warenhaus-Konzerns eine Zukunft unter dem Dach seines Unternehmens geben.
Damit will er die betreffenden Filialen vor der Schließung bewahren und mit einem eigenen Vollsortiment bespielen. Offenbar hat Schön Rosenheim bereits fest ins Visier genommen. „Rosenheim ist nicht nur ein guter Standort, sondern auch in unseren Analysen gut bewertet worden“, sagt er. „Es würde gut zu uns passen.“
Die Warenhaus-Kette will ihre Probleme in Eigenregie lösen
Die schwer angeschlagene Kette Galeria Karstadt Kaufhof mit 131 Standorten in Deutschland hatte vergangene Woche ein Schutzschirmverfahren beantragt. Bei dieser Insolvenz in Eigenverwaltung - möglich dann, wenn noch nicht Zahlungsunfähigkeit besteht - bleibt der Konzern erstmal drei Monate lang vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt und erhält somit Gelegenheit, seine finanziellen Verhältnisse zu ordnen.
Nach eigener Auskunft geriet die Kette durch „exogene Faktoren“, also von außen einwirkende Probleme, in Schieflage. „Pandemie, die durch den Ukraine-Krieg auf Rekord-Niveau gestiegene Inflation und die um ein Vielfaches gestiegenen Energiepreise haben zu erneut hohen Frequenzverlusten in den Innenstädten und einer historisch negativen Konsumstimmung geführt“, heißt es in einer Antwort von Galeria-Karstadt-Kaufhof auf Anfragen der OVB-Heimatzeitungen.
Drastische Einschnitte ins Netz der Filialen
Der Handels-Riese gibt seinen Kurs als Gesundschrumpfen aus. Das bestehende Filialportfolio werde „deutlich reduziert“ werden. Der Konzern trenne sich von Häusern, die inzwischen nicht mehr profitabel zu betreiben sind. Welche Standorte das sind, ist noch ungewiss. Branchenkenner rechnen zu den Streichkandidaten Standorte, die bereits bei den vergangenen Schließungswellen auf der Kippe standen. Dazu gehört zum Beispiel ein Karstadt-Haus in Nürnberg.
Es werde nur ein harter Kern von Standorten übrigbleiben, betonte Chef-Sanierer Arndt Geiwitz nach Medienberichten. Derzeit werde alles sorgfältig geprüft, von der Kundenfrequenz über den Erneuerungs- und Sanierungsbedarf bis hin zum Umsatz. Im Laufe des Januars werde die Liste vorliegen, sagte ein Sprecher von Geiwitz auf Anfragen der OVB-Heimatzeitungen.
Wer ist der Inverstor, der Karstadt-Filialen retten will?
Kurz nach der Ankündigung der harten Einschnitte brachte sich Markus Schön ins Spiel. Er möchte unter dem Dach des Online-Händlers Buero.de 47 Standorte weiterführen. Und zwar als Vollsortimenter, mit dem Angebot eines Kaufhauses, wie er auf Anfrage mitteilte. Die Warenhäuser sollen mit ihrem bewährten Personal weitergeführt werden. „Wir würden alle Mitarbeiter gerne an Bord behalten“, sagte Schön. „Sie sind möglicherweise der größte Schatz von Galeria-Karstadt-Kaufhof, und den gilt es zu bewahren.“ Die Angestellten zeichneten sich unter anderem durch Motivation und Qualität ihrer Beratung aus. „Für dich als Unternehmen ist das die Chance, dich abzugrenzen.“
Von außen betrachtet wirkt es, als wolle ein Lotsenboot einen Tanker in sicheres Fahrwasser schleppen. Gerade mal 200 Mitarbeiter hat buero.de im Moment noch, „wir wären dann auf einmal 5700 Mitarbeiter“, sagt Schön gut gelaunt. Die Warenhäuser sollen unter dem Dach einer Tochterfirma von buero.de geführt werden, sozusagen unter eigener Flagge. „Welchen Namen wir nehmen wollen, das wissen wir schon. Da ist markenrechtlich noch nicht alles gesichert“, sagt Schön.
Chefsanierer bestätigt Absicht für persönliches Treffen
Chefsanierer Arndt Geiwitz ließ über seinen Pressesprecher die Absicht zu einem Gespräch mit Schön bestätigen. Allerdings sei noch sehr vieles unklar, sagte der Sprecher. So müsse für jedes Haus erstmal mit dem Vermietern gesprochen werden. Diese Gespräche sollen „zeitnah“ geführt werden.
Im Fall von Rosenheim dürfte es gar nicht mal so einfach werden, überhaupt einen gemeinsamen Termin zu finden. Die Immobilie in der Rosenheimer Innenstadt gehört mehreren Parteien mit unterschiedlichen Zielen. Das könnte Verhandlungen in die Länge ziehen, auch für einen versierten Verhandler wie Geiwitz. Erst recht dürfte das für neue Interessenten gelten.
Warum sollte Karstadt sich aus Rosenheim verabschieden?
Überhaupt wäre noch die Frage zu klären, warum sich der Warenhaus-Konzern ausgerechnet von Rosenheim verabschieden sollte. Der Standort gilt als profitabel, Branchenkenner bescheinigen dem 1997 eröffneten Gebäude auch einen guten Zustand. Möglicherweise erfülle es teilweise bereits die Voraussetzungen des Modernisierungskonzepts „Galeria 2.0“, das laut Konzernzentrale in Essen die wenigen übriggebliebenen Standorte fit für die Zukunft machen soll.
Markus Schön scheint das nicht anzufechten. Er hoffe auf baldige Gespräche, sagt er, „wir sind schnell handlungs- und verhandlungsfähig“. Derweil habe er schon mal alle angepeilten 47 Standorte aufgesucht, auch Rosenheim - in Verbindung mit Terminen in München., sagt er. „Rosenheim ist gut, mein Bauchgefühl sagt, dass es passt.“