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Lesung an der FOS/BOS Rosenheim

„Der Wolf im Schafspelz“: Wie Autor Peter Grandl über die Entwicklung der rechten Szene denkt

Buchautor Peter Grandl liest den Schülern der Beruflichen Oberschule in Rosenheim einen Auszug aus seinem Roman „Turmschatten" vor.
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Buchautor Peter Grandl liest den Schülern der Beruflichen Oberschule in Rosenheim einen Auszug aus seinem Roman „Turmschatten" vor.

Putschversuche gegen die Bundesregierung, Geiselnahme im Kindergarten oder ein Mord an einem hochrangigen Politiker: Im Thriller „Turmgold“ will Peter Grandl aktuelle Geschehnisse möglichst realitätsnah verarbeiten. Vorab hat er im Interview über die Entwicklung der rechtsextremen Szene gesprochen.

Rosenheim - Der Buchautor Peter Grandl hat mit seinem Thriller „Turmschatten“, in dem es um einen gewaltsamen Konflikt zwischen Neonazis und einer jüdischen Gemeinde geht, einen großen Erfolg gefeiert. Auch im zweiten Teil „Turmgold“ spielen aktuelle Geschehnisse aus der rechts-und linksradikalen Szene eine Rolle. Am Freitag, 21. April, hält Grandl eine Lesung aus seinem neuen Buch an der Rosenheimer FOS/BOS. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen spricht der Autor über den Aufstieg der AfD, moralische Fragen über Leben und Tod und was er sich für die Gesellschaft wünscht.

Herr Grandl, kann es sein, dass Sie in die Zukunft blicken können?

Peter Grandl: Nicht, dass ich wüsste (lacht).

Einige Geschichten aus ihren Büchern sind danach aber so oder so ähnlich passiert.

Grandl: Ich habe eigentlich nur eins und eins zusammengezählt aufgrund der Dinge, die sich in Deutschland in den vergangenen Jahren ereignet haben. Da konnte man ja schon ein wenig sehen, dass sich das zuspitzt. Einige meiner Freunde haben mir sogar abgeraten manche Geschichten ins Buch zu nehmen, da sie glaubten, dass das so utopisch ist und nie eintreten wird.

So zum Beispiel die Putschpläne einer rechten Gruppierung gegen die Bundesregierung, die eine Woche nach dem Erscheinen Ihres Buches, in dem es genau darum geht, an die Öffentlichkeit kamen.

Grandl: Da war ich selber ziemlich baff. Vor allem, weil ich kurz vorher schon die erste Leserkritik bekommen habe, dass der Grandl da übers Ziel hinausschießt. Da habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich es mit meiner Fiktion nicht übertrieben habe und dann kommt es in den Nachrichten. Zum Glück war das sehr amateurhaft geplant.

Ist das also nur Zufall, dass ihre Bücher erschreckend nah an der Realität sind?

Grandl: Ich versuche immer Fakten zu recherchieren und die Geschichten darauf aufzubauen. Ich will mich in meiner Fiktion nicht weit aus dem Fenster lehnen. Und man muss dann fast sagen, dass da leider manchmal realistische Szenarien daraus geworden sind.

Wie sehen Sie denn nach Ihrer ganzen Recherche den Aufstieg der AfD?

Grandl: In meinem ersten Buch geht es noch viel um die NPD und im zweiten um die AfD. Man sieht da schon ein paar Parallelen zwischen den Parteien. Die AfD ist aber mehr der Wolf im Schafspelz, also deutlich schlauer und vorsichtiger, was die Äußerungen und ihre Aktionen betrifft.

Wie viel eigene Meinung steckt in Ihren Büchern?

Grandl: Es gibt sowohl den Menschen als auch den Autor Peter Grandl. Mir persönlich ist die demokratische Mitte ohne Gewalt und Ausschreitungen am liebsten. Der Autor muss versuchen eine sachliche Beschreibung zu liefern. Ich will jedem die Möglichkeit geben, sich seine eigene Meinung zu bilden. Andere Denkweisen sind erlaubt, aber ich will trotzdem zeigen, was sich aus gewissen Ideologien entwickeln kann.

Wie hat sich denn die rechtsradikale Szene in den vergangenen drei Jahren verändert?

Grandl: Da hat sich enorm was getan. Insbesondere die digitalen Medien sind mehr zum Spielball mancher Gruppierungen geworden. Gerade in sozialen Medien werden Follower gezielt mit Fake News manipuliert. Und bei den ganzen globalen Dramen wie Corona, dem Ukrainekrieg oder der Klimakrise lassen sich Menschen noch mehr mobilisieren.

Und wie es ist mit der linksradikalen Szene?

Grandl: Ich mache bei Extremismus oder Radikalismus keinen Unterschied. Wenn man sich aber die Entwicklung anschaut, dann glaube ich schon, dass die rechte Masse gefährlicher ist. Da fällt dann die linke einfach weniger auf, allerdings lag mein Fokus auch nicht so auf der linksradikalen Szene.

Wie kommen Sie denn auf die Geschichten in Ihren Büchern?

Grandl: Ich schaue und lese Nachrichten. Wenn ich in den Medien was finde, das mir spannend erscheint, dann packe ich das in einen Ordner. Den mache ich erst wieder auf, wenn ich anfange ein neues Buch zu schreiben.

In „Turmgold“ geht es auch um die Frage, ob man Leben opfern darf um andere zu retten. Ihre persönliche Meinung?

Grandl: Die Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen. Pauschal kann man das nicht beantworten. Bei der klassischen Frage mit dem Flugzeugabschuss bevor es in ein Wohngebiet stürzt, ist meine Meinung, dass ein Abschuss gerechtfertigt wäre. Aber das ist immer eine Fall zu Fall Entscheidung. Vor allem, wenn es Zeitdruck gibt.

Im Buch geht es demnach auch viel um Moral.

Grandl: Ja, richtig, aber für mich ist vor allem wichtig, dass der Leser sieht, dass Menschen vielschichtig sind und, deshalb immer auch eine zweite Chance verdient haben. Menschen können sich ändern. Das ist die eigentliche moralische Kernaussage in „Turmschatten“ wie auch in „Turmgold“.

Apropos moralisch: Ihre Großväter waren überzeugte Nationalsozialisten. Wann war bei Ihnen der Moment, in dem Sie sich bewusst damit auseinandergesetzt haben?

Grandl: Da gab es nicht den Einen. Das war eine Entwicklung. Aber bereits in der Schule ging das los. Und besonders, als ich mit den verschiedensten Musikern eine Band gegründet habe. Da ist mir klar geworden, dass daheim viel Mist erzählt wird. Der versteckte Rassismus in der Gesellschaft ist völliger Irrsinn. Dagegen muss man bewusst vorgehen.

Sind Ihnen Lesungen an Schulen deshalb so wichtig?

Grandl: Absolut. Das war schon vor der Veröfftlichung der Bücher mein Wunsch, dass die Themen auf den Schulhof kommen. Mein oberstes Ziel ist, junge Menschen zu erreichen.

Junge Menschen schauen auch gerne Serien und Filmen. Ihr erstes Buch ist schon länger als Verfilmung geplant.

Grandl: Der Starttermin steht schon fest. Der ist weltweit für nächstes Jahr geplant. Aber mehr darf und kann ich leider noch nicht sagen. Im Juni gibt es dann offizielle Infos.

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