Im Rathaus
„Außergewöhnlicher Kollege“: Trauerfeier für Rosenheimer Politiker – Was besonders gewürdigt wurde
Über zehn Jahre ist es her, seit im Rosenheimer Rathauses die letzte Trauersitzung stattgefunden hat. Damals wurde an Dr. Anton Kathrein erinnert. Jetzt kamen Stadträte und Mitglieder der Verwaltung erneut zusammen. Getrauert wurde um AfD-Politiker Hans Raß. Er starb im Alter von 85 Jahren.
Rosenheim – Kurz blickte Andreas März in die Gesichter der Gäste, er nickte den Angehörigen zu, begrüßte Kollegen und Mitarbeiter seiner Verwaltung, dann ergriff er das Wort. „Vielen Dank für ihre Teilnahme. Es zeigt, dass der Mensch in Rosenheim über der Partei steht“, sagte der Oberbürgermeister. An diesem Vormittag gehe es darum, an Hans Raß zu erinnern. 2016 trat er in die AfD ein, zuvor war er 24 Jahre lang bei den Republikanern aktiv.
„Sein politisches und ehrenamtliches Wirken für Rosenheim war nicht alltäglich“, sagte März. Er bezeichnete Raß als „pflichtbewussten und engagierten Kommunalpolitiker“, erinnerte daran, dass Raß ein paar Tage vor seinem Tod noch im städtischen Gremium saß. „Er war meinungsstark und verantwortungsbewusst“, sagte März, bezeichnete Raß als „Mann der leisen Töne“.
Mitglied im Gemeinderat
Der Verstorbene war von 1966 bis 1978 Mitglied im Gemeinderat Aising und seit 2020 Mitglied des Rosenheimer Stadtrates. Während diese Zeit setzte er sich vor allem für die Entwicklung seiner Heimat in Aising ein. Auch, wenn sich seine politischen Grundüberzeugungen von denen etlicher Stadträte unterschied, lag sein Hauptaugenmerk immer darauf, die Stadt voranzubringen. Für seinen unermüdlichen Einsatz erhielt er die kommunale Verdienstmedaille in Bronze.
„Hans Raß war ein Sprachrohr für diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs waren“, sagte März. Er sei stets da gewesen, wenn man auf Unterstützung angewiesen war. „Ich hoffe, dass es ihnen gelingt, den Verlust zu überwinden“, sagte er an die Angehörigen gewandt. Trost spende in Fällen wie diesen auch die Erinnerung. Und die Erinnerungen an Hans Raß bestehen auch über seinen Tod hinaus.
Politischen Standpunkte unterschieden sich
Einige Erinnerungen steuerten auch seine Kollegen aus dem Stadtrat bei. „Er hat die Sitzungen eifrig besucht“, sagte Herbert Borrmann, Fraktionsvorsitzender der CSU. Im gleichen Atemzug unterstrich er aber auch, dass sich die politischen Standpunkte zwischen Raß und denen seiner Fraktion sehr unterschieden hätten. „Ihn von anderen Meinungen zu überzeugen, war praktisch unmöglich“, sagte Borrmann.
„Der Verlust eines Menschen ist die schwerste Erfahrung, die wir in unserem Leben machen müssen“, sagte Anna Rutz (Grüne). Sie sprach den Angehörigen ihr „tiefes Mitgefühl“ aus, hoffte, dass Raß seinen inneren Frieden gefunden hat. „Auch wenn Hans Raß und ich politisch nicht weiter voneinander entfernt sein könnten, will ich an ihn erinnern“, sagte sie. Er sei ihr Kollege gewesen, zudem sei die Würde des Menschen unantastbar.
Raß ging es immer um die Sache
„Raß war ein außergewöhnlicher Kollege“, sagte Robert Multrus, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler/UP. Er sei manchmal etwas „sperrig“ gewesen. Aber: Raß saß bereits im Gemeinderat, als einige der momentanen Stadträte noch gar nicht auf der Welt gewesen seien. „Hans Raß ging es immer um die Sache. Seine Partei stellte er auch hinten an“, sagte er. Das zeige schon die Tatsache, dass er in seiner politischen Karriere unterschiedlichen Parteien angehörte. „Seine Lebensleistung verdient Respekt“, ergänzte der Fraktionsvorsitzende.
Ein Ensemble der Musikschule spielte zu der Trauersitzung ausgewählte Stücke.