Im Alter von 85 Jahren
AfD-Politiker Hans Raß ist tot: Warum das weitreichende Folgen für Rosenheim haben könnte
Der AfD-Politiker Hans Raß ist tot. Der Rosenheimer starb am Sonntag (24. November) im Alter von 85 Jahren. Er hinterlässt nicht nur in seiner Fraktion eine große Lücke – sein Tod könnte auch für den Rosenheimer Stadtrat weitreichende Folgen haben.
Rosenheim – Vor wenigen Tagen schien noch alles in Ordnung. Am Donnerstag (21. November) diskutierte Hans Raß in der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Baugenehmigungsausschusses noch fleißig, sprach über die geplante Erweiterung des Möbelgeschäfts „Weko“ und gab seine Bedenken kund. Jetzt ist er im Alter von 85 Jahren gestorben.
Bis kurz vor seinem Tod politisch aktiv
Dass er bis kurz vor seinem Tod politisch aktiv war, zeigt, was für ein Mensch Hans Raß war. „Er war ein Vollblut-Politiker“, bestätigt Andreas Kohlberger, Fraktionsvorsitzender der AfD. Raß habe etliche Ideen gehabt, brachte sich in den zahlreichen Sitzungen immer ein und hielt an seinen Standpunkten fest.
„Er hat wahnsinnig viel Wissen mitgebracht. Das hat uns als Fraktion weitergebracht“, sagt Kohlberger. 2016 sei Raß in die AfD eingetreten, war zuvor 24 Jahre lang bei den Republikanern aktiv. „Seit 1990 war er bis auf eine Unterbrechung bis zu seinem Tod Mitglied des Rosenheimer Stadtrats“, fügt Oberbürgermeister Andreas März hinzu. Er erinnerte daran, dass Raß vor der Eingemeindung von Aising zwölf Jahre dem dortigen Gemeinderat angehörte.
Immer für andere eingesetzt
„Er hat schon immer sehr darauf geachtet, dass nicht zu dicht gebaut wird und die Verwaltung sparsam wirtschaftet“, sagt Stadtrat Rudolf Hötzel (Republikaner). Er beschreibt Raß als „lieben und netten Mann“, der sich immer für andere Leute eingesetzt hat. Er habe denjenigen geholfen, die „nicht gut beieinander waren“. Er war loyal und engagiert, achtete immer auf sich und seine Gesundheit.
„Er hat geholfen, wo es nur geht“, sagt auch Andreas Kohlberger. Der Fraktionsvorsitzende erinnert sich noch gut an den letzten gemeinsamen Ausflug vor rund zwei Wochen. Es sei lustig gewesen, man habe sich gut unterhalten. „Er war ein Kumpel-Typ“, sagt er.
Wenn Raß sich nicht mit politischen Themen auseinandersetzte, kümmerte er sich um seine Landwirtschaft in Aising. Bis kurz vor seinem Tod besuchte er zudem regelmäßig den Schmelmer Hof in Bad Aibling, um an Tanzveranstaltungen teilzunehmen.
„Die Stadt dankt ihm für sein langjähriges Engagement“
„Mit Hans Raß verliert die Stadt Rosenheim einen altgedienten und erfahrenen Kommunalpolitiker“, sagt Oberbürgermeister Andreas März und fügt hinzu: „Die Stadt dankt ihm für sein langjähriges Engagement in der Kommunalpolitik und die ehrenamtliche Arbeit für die Stadt Rosenheim.“
Der Tod von Hans Raß könnte auch für den Rosenheimer Stadtrat weitreichende Folgen haben. Denn Nachrücker wäre – so heißt es aus mehreren Quellen – Stefan Bauer. Der Rosenheimer trat bei den Kommunalwahlen im März 2020 für die AfD für den Stadtrat an und landete auf dem Nachrücker-Platz.
Immer wieder Negativ-Schlagzeilen
Seitdem hat er immer wieder mit Negativ-Schlagzeilen auf sich aufmerksam gemacht. So lud er beispielsweise 2021 auf dem Internet-Dienst Telegram einen Clip hoch, in dem er Parallelen zwischen Impfgegnern und Verfolgten des NS-Regimes zog und die Corona-Impfstoffe mit dem Giftgas Zyklon B verglich, das die Nazis zur Ermordung von Millionen Menschen verwendeten.
„Absurde und abstoßende Vergleiche“
Die AfD äußerte sich damals ungehalten über die Äußerungen und distanzierte sich von Bauer. Der damalige Parteichef Jörg Meuthen sprach von „absurden und zutiefst abstoßenden Vergleichen“. Meuthens damaliger Co-Bundesvorsitzender Tino Chrupalla forderte den Rausschmiss Bauers. Genau das soll, so schildert es Andreas Kohlberger, auch geschehen sein.
Doch auch das verhindert nicht, dass Bauer auf Hans Raß folgt. So sieht das Kommunalrecht einen Parteiausschluss nicht als Hindernis für den Einzug in den Stadtrat vor. Bauer würde dann nur eben nicht für die AfD im Stadtrat sitzen, sondern als Parteiloser. „Das wäre ein großes Problem, das es zu verhindern gilt“, sagte Kohlberger am Telefon. Noch sei aber nicht abschließend geklärt, ob Bauer tatsächlich nachrücken würde. „Wir müssen jetzt abwarten, was herauskommt“, sagt der Fraktionsvorsitzende.
Stefan Bauer selbst war für eine Stellungnahme nicht erreichbar, Anrufe auf seinem Handy blieben unbeantwortet.
