„Clown sein ist mehr, als nur Witze machen“
Mit Ukulele und Ballontier: So bringen die Klinik-Clowns das Lachen zu Rosenheimer Kindern
Freude, Spaß und Schabernack im Krankenhaus: Die Klinik-Clowns haben es sich zur Aufgabe gemacht, auf der Kinderstation für Heiterkeit zu sorgen. Wie sie es schaffen, trotz all dem Leid das Lächeln nicht zu verlieren.
Rosenheim – Jonas Wies ist bei seiner Arbeit nicht Jonas Wies. Sobald er die rote Nase aufsetzt, ist er Clown „Muck“. Zusammen mit seiner Partnerin „Lulu“ (Yueh Weber-Lu) bringen sie die Kinder im Krankenhaus zum Lachen. Kinder, wie Alexander H. (9). „Muck“ knotet ein Ballontier. „Das ist eine Giraffe, kein Lang-Hals-Hund!“ sagt er und übergibt das Tier an den lachenden Jungen.
Unterhaltung im Krankenhaus - nur für die, die wollen
Wies und Weber-Lu sind nur zwei der insgesamt 70 professionellen Clowns der KlinikClowns Bayern e.V. Seit 25 Jahren ist der Münchner Verein in Bayern aktiv - unter anderem auch in Rosenheim. Mehr als 2500 Einsätze hatten die Clowns allein im vergangenen Jahr. Dabei zählen zu ihrem Publikum nicht nur Kinder sondern auch Senioren, schwerkranke Erwachsene, Menschen mit Behinderung und Menschen auf der Palliativstation.
Hier in Rosenheim helfen die Clowns unter anderem in der Kinderabteilung des RoMed-Krankenhauses. Jeder Clown hat vorher eine einjährige Klinikclownausbildung absolviert, in der Fähigkeiten wie Improvisationstheater, Geschichtenerzählen und Umgang mit Krankheit und Tod geschult werden
Auf der Mutter-Kind-Station, in der die kranken Kinder Tag und Nacht von ihren Eltern unterstützt werden, sowie auf der Kinderstation, gehen die Clowns alle zwei Wochen von Zimmer zu Zimmer und schauen, ob die Kinder in der Stimmung für Unterhaltung sind. „Die Kinder können auch nein sagen – das ist in Ordnung“ sagt Wies.
Als Wies und Weber-Lu von Zimmertür zu Zimmertür gehen, werden sie aber meist herzlich aufgenommen. Während die Kleinsten mit Ukulelenlieder und Seifenblasen aufgeheitert werden, erfinden die Clowns für die Älteren kleine Theaterstücke.
Clown-Sein bedeutet einen Perspektivwechsel
Für Wies bedeutet das Clown-Sein einen Perspektivwechsel. Oft geht es dabei nur um die kleinen Dinge. Gerade Menschen, die schwerkrank sind, könnten sich trotz allem an einer Blume, einem Sonnenstrahl oder einem Ballontier erfreuen. „Ein herzkrankes Kind kann so glücklich sein wie ein gesundes“ sagt er.
Wies selbst habe ebenfalls seit seiner Anfangszeit als Clown einen Perspektivwechsel erfahren: „Als Clown sind deine Schwächen deine Stärken – tollpatschig, vergesslich, unordentlich - das ist lustig.“ Er selbst sei eher schüchtern, doch seine Rolle als „Muck“ erlaube ihm, seinen inneren Clown zu zeigen.
Auch Weber-Lu empfindet ihre Rolle als Clown „Lulu“ als befreiend. Sie sei Fremden gegenüber ebenfalls sehr schüchtern. „Doch dann setze ich die Nase auf und ‚Lulu‘ ist da“ sagt sie. Manchmal finde sie sich selbst peinlich, aber genau dann weiß sie, dass sie es richtig macht.
„Das Clown-Sein ist mehr, als nur Witze machen“ sagt Weber-Lu. Es gehe um alle Emotionen, die eigenen und die des Publikums. Man müsse als Clown frei sein von Befangenheiten, Scham und Traurigkeit
Alle Eindrücke bleiben in der Clownsnase
Einen Perspektivwechsel haben die beiden auch beim Thema Tod erfahren. „Der Tod muss kein schweres oder trauriges Thema sein – er ist normal und gehört zum Leben dazu“ sagt Weber-Lu. Natürlich habe sie Mitleid mit den Menschen, doch Mitleid hilft niemandem, findet sie - daher konzentriere sie sich lieber darauf, ihren Zuschauern Abwechslung und Freude zu schenken.
Auch Wies hat seine eigene Art, mit dem Arbeitsalltag klarzukommen. „Alle Eindrücke bleiben in der Clownsnase“ sagt er. Am Abend könne er das Erlebte zusammen mit der Nase weglegen.
„Mega Feedback“
Gottseidank scheinen die meisten Kinder auf der Rosenheimer RoMed Kinderstation nicht schwerkrank - trotzdem helfen „Lulu“ und „Muck“ ihnen mit ihren Späßen. „Selbst wenn nicht alle Kinder lachen – es ist schon ein Erfolg, wenn sie aufhören zu weinen“ sagt Wies. Manchmal hätten die Eltern der Kinder sich bei ihm bedankt, da ihr Kind schon lange nicht mehr gelacht habe. „Das ist ein mega Feedback“ sagt Wies. Feedback wie dieses motivieren ihn und seine Kollegen, weiter Späße wie mit dem Nicht-Lang-Hals-Hund und der Ukulele zu machen.


