Veranstaltung der Freien Wähler in Rosenheim
Buhrufe für Degenhart in Rosenheim: Widersprüchliche Haltung zum Brenner-Nordzulauf
Bei der Wahlkampf-Veranstaltung mit Hubert Aiwanger in Rosenheim ging es hoch her. Nicht nur, weil sich vor der Auerbräu-Festhalle zahlreiche Demonstranten versammelt hatten. Beim Thema Brenner-Nordzulauf war man sich nicht ganz einig. Warum es Pfiffe und Buhrufe hagelte.
Rosenheim - „Das Ding wird kommen. Daran gibt es keinen Zweifel.“ Auf diesen kurzen Nenner brachte die Rosenheimer Stadträtin Christine Degenhart, die ihre Partei schon im Bezirkstag vertrat und auch Landtagskandidatin war, ihre Botschaft. Sie schmeckte den zahlreichen Gegnern einer Neubautrasse, die zur Wahlkampfveranstaltung mit Hubert Aiwanger in der Auberbräu Festhalle gekommen waren, überhaupt nicht. Mit Transparenten, auf denen unter anderem „Kein Stuttgart 21 im Inntal“ stand, machten sie ihrem Unmut über die Planungen der Deutschen Bahn deutlich Luft.
Demonstranten pfeifen Degenhart aus
Auch ihre Forderung, die Bahn müsse den aktuellen Planungsstand „kräftig nachjustieren“ und von der Politik zur Realisierung weiterer Tunnellösungen gezwungen werden, bewahrte Degenhart nicht vor Pfiffen und Buhrufen aus den Reihen der Demonstranten. Sie forderte unter anderem, dass der transeuropäische Güterverkehr an Rosenheim vorbeigeführt werde.
Was den Personenverkehr betrifft, ist ihre Vorstellung ebenso eindeutig. „Rosenheim darf nicht abgehängt werden.“ Die Marschroute, die sie den politisch Verantwortlichen in der Region empfiehlt, lässt keinen Raum für Zweifel. „Wir müssen auf alle Fälle auch für den Neubau von zwei Gleisen gerüstet sein. Die beste Lösung ist die, die am wenigsten zerstört. Dafür müssen wir kämpfen.“
Unterschiedliche Meinungen in der Partei
Der Widerspruch des Landtagsabgeordneten Sepp Lausch und vom FW-Bundestagskandidaten Sepp Hofer kam postwendend. „Ich teile die Meinung von Christine Degenhart absolut nicht“, sagte Lausch und verwies auf einen Antrag, den er kürzlich gemeinsam mit CSU-Kollegen aus der Region im Landtag eingebracht hat. Unter anderem plädiert er für mehr Bürgerbeteiligung, eine Kosten-Nutzen-Analyse und dafür, die künftige Leistungsfähigkeit der Bestandsstrecke durch das Inntal nach deren Aufrüstung mit neuester Eisenbahntechnik zu bewerten.
Zur Entlastung der Region forderte Lausch erneut den Ausbau der Strecke München-Mühldorf-Freilassing und plädierte für einen fünf Kilometer langen Tunnel, der den Güterverkehr unterirdisch an Rosenheim vorbeiführen soll. Angesichts der klammen Finanzlage des Bundes sieht der Abgeordnete durchaus Chancen, dass diese Lösung nach dem Kassensturz verfolgt werde, der nach der Bundestagswahl im Februar unumgänglich sei.
Erneute Forderung nach Tunnel unter Rosenheim
Kernforderungen, denen sich Bundestagskandidat Sepp Hofer, zugleich FW-Kreisvorsitzender im Landkreis Rosenheim, uneingeschränkt anschloss. „Wir brauchen einen Tunnel unter Rosenheim, das dritte und vierte Gleis brauchen wir dagegen nicht.“ Auch er fordert den Ausbau der Strecke von München nach Freilassing. „Da fährt heute noch die Bimmelbahn an einem Chemie-Dreieck vorbei“, sagte er bewusst überspitzend.
Heftige Kritik übte Hofer auch an Bündnis 90/Die Grünen. „Die stellen gerne alles auf den Prüfstand, dieser Bau ist ihnen aber scheinbar egal. Da schreien sie lauter, wenn im Inntal eine Kuh, ein Schaf oder eine Sau rülpst.“ Seinen engen Schulterschluss mit den Bürgerinitiativen bekräftigte Hofer bei der Kundgebung erneut. „Die Freien Wähler im Landkreis kämpfen an eurer Seite, damit dieser Irrsinn nicht Wirklichkeit wird. Wir wollen nicht 20 Jahre eine Baustelle haben, die vieles vielleicht für immer vernichtet.“
Aiwanger äußert sich zum Brenner-Nordzulauf
Hubert Aiwanger, der vor allem auch in seiner Eigenschaft als bayerischer Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident am Rande der Veranstaltung den persönlichen Austausch mit den Gegnern der Neubautrasse gesucht und auch Zuspruch geerntet hatte, klammerte das Thema in seiner Rede nicht aus. Auch er plädierte für eine „zeitnahe Optimierung“ der Bestandsstrecke. „Dann schauen wir mal, ob die Bahn noch Geld hat. Alle Schritte müssen jedenfalls bestens überlegt sein“, legte sich der Minister zumindest an diesem Abend nicht zu weiteren Details fest.
Einen Lösungsansatz, den Aiwanger mit einem Schmunzeln im Gesicht präsentierte. „Wählt den Hofer Sepp! Am besten wäre, wenn er der neue Bundesverkehrsminister wird. Dann kann er sich das Brenner-Thema ganz genau anschauen.“
Bahn soll auf die Landwirte zugehen
Wie der nächste Schritt aussehen muss, davon hat er aber eine klare Vorstellung. „Die Bahn muss endlich auf die Bauern zugehen und mit ihnen reden. Das ist euer Grund, um den es geht, und nicht die Verfügungsmasse irgendwelcher Planer. Diese Planer müssen Euch jetzt endlich ins Boot holen, und dann schauen wir weiter“, so Aiwanger. So laut die Pfiffe für Christine Degenhart waren, so kräftig war der Applaus für diese Forderung.
