Inklusion mit Leben füllen
Eine Party mitten in der Stadt: Warum das olympische Feuer in Rosenheim brennt
Rosenheim ist Olympiastadt - zumindest ein bisschen. Drei Tage lang sind die Gäste aus Mauritius zu Gast, bevor am 17. Juni die Special Olympics in Berlin starten. Um den Aufenthalt unvergesslich zu machen, haben sich die Rosenheimer einiges überlegt. Unter anderem ein Fest mitten in der Stadt.
Rosenheim - Für Tobias Mayer war es ein ganz besonderer Nachmittag. Mit einem Lächeln in Gesicht trug der Handicap-Basketballer des Sportbunds Rosenheim die olympische Fackel vom Rathausvorplatz bis zum Max-Josefs-Platz. Begleitet wurde er von hunderten Interessierten, Politikern, Vertretern der Stadtverwaltung und einer Delegation aus Mauritius.
Dienstag in München gelandet
Nur wenige Minuten zuvor hatte Oberbürgermeister Andreas März die Gäste aus Afrika begrüßt, die erst am Dienstagnachmittag in München gelandet waren. „Wir können nicht jeden Tag Olympioniken in unserer Stadt begrüßen. Umso glücklicher sind wir, Host Town zu sein “, sagte er auf Englisch.
Bereits vor einem Jahr hatte sich Rosenheim als Gastgeber für die „Special Olympics World Games“ in Berlin 2023 beworben. Denn bevor die Athleten mit geistiger Behinderung ab Samstag, 17. Juni, in der Hauptstadt gegeneinander antreten, sollen sie einige Tage lang ihr Gastland kennenlernen. Dazu wurden die Delegationen auf insgesamt 216 sogenannte „Host Towns“ verteilt.
Größte kommunale Inklusionsprojekt
Anfang des Jahres hatte Rosenheim den Zuschlag erhalten, einige Wochen später erfuhren sie, dass sie eine Delegation aus Mauritius empfangen. Seitdem laufen die Vorbereitungen unter Federführung des Stadtjugendrings und eines Organisationsteams. „Es ist das größte kommunale Inklusionsprojekt in der Geschichte der Bundesrepublik“, sagte Oberbürgermeister März.
Seine Mitarbeiter versammelten sich am Mittwochnachmittag an den Fenstern des Rathauses und schwenkten ihre Fahnen. Die Gruppe „Bateria Z“ trommelte durch die kurzen Pausen und Stelzenläufer Emmeran Heringer sorgte für Seifenblasen. Während sich die Gäste aus Mauritius in das Goldene Buch der Stadt Rosenheim eintrugen, ergriff Joachim Strubel, Trainer der Handicap-Basketballer des Sportbunds Rosenheim und Mitorganisator, das Wort.
Er begrüßte die Schüler des Heilpädagogischen Zentrums Rosenheim, die Fahnen gebastelt hatten, die Sportbund-Sportler, die ein Spalier bildeten und die 150 Grundschüler aus Pang, die sich bereits am Max-Josefs-Platz aufgestellt hatten. „Die olympische Fackel ist auch in Rosenheim angekommen und brennt für alle Teilnehmer. Besonders aber für Mauritius“, sagte er.
Olympisches Feuer am Max-Josefs-Platz entzündet
Anschließend setzte sich der Fackellauf unter lautem Klatschen und Jubelrufen in Bewegung. Durch den Spalier, links auf die Königsstraße über den Ludwigsplatz bin hin zum Max-Josefs-Platz. Dort wurde anschließend das olympische Feuer entzündet. Fast eine Woche nachdem die „Flame of Hope“ im Tempel Zappeion Megaron in Athen entfacht worden ist.
„Das ist ein ganz besonderer Moment“, sagte Oberbürgermeister März. Direkt im Anschluss startete das Begegnungsfest mit Musik, Vereinen, Trachtlern, der Stadtkapelle und verschiedenen Mitmachstationen wie Fußball-Dart, Schach, einem Kletterturm und einem Fußballtor mit Schussgeschwindigkeitsmessung.
„Nutzen wir die Strahlkraft dieses Projekts und tragen wir den Gedanken der Inklusion in die Welt hinaus“, appellierte März an die Anwesenden. „Wir setzen ein starkes Zeichen für Vielfalt und Toleranz“, ergänzte Christine Mayer, Behindertenbeauftragte der Stadt Rosenheim.
Für sie war der Tag ein ganz besonderer. Nicht nur wegen des 85. Geburtstags ihrer Mutter, sondern auch, weil ihr Sohn Tobias die Fackel tragen durfte. „Wir wünschen euch viele tolle Eindrücke, Siege und einige Medaillen in Berlin“, sagte Mayer an die Sportler aus Mauritius gewandt. Und das sie am Ende ihrer Reise sagen können: „Berlin war schon cool, aber Rosenheim war viel schöner.“


