Besuchsdienst des Kinderschutzbundes Rosenheim
„Ich konnte nicht anders“: Warum Rosi Opperer seit 15 Jahren schwerkranken Kindern hilft
Zuhören, reden, spielen – mit Kindern, die im Krankenhaus liegen. Das macht der Besuchsdienst des Kinderschutzbunds Rosenheim. Rosi Opperer ist seit 15 Jahren dabei. Warum die 62-Jährige ihr Amt jetzt niederlegt und an welche bewegende Momente sie sich gerne zurückerinnert.
Rosenheim – Für Kinder kann ein Aufenthalt im Krankenhaus schwer sein. Genau so aber auch für die Eltern. Deshalb gibt es den Besuchsdienst „Unser Kind im Krankenhaus“ vom Kinderschutzbund Rosenheim. Dieser entlastet Eltern, die sich um ihre kranken Kinder kümmern müssen. Und sorgt sich um Kinder, die in der Klinik viel alleine sind.
Den Besuchsdienst gibt es bereits seit mehr als 30 Jahren. In der Schön Klinik in Vogtareuth ist der Dienst daher schon lange im Alltag integriert. Aber genauso auch im Leben von Rosi Opperer. Die 62-Jährige ist seit 15 Jahren für den Besuchsdienst tätig.
Durch eigenen Schicksalsschlag zum Besuchsdienst gekommen
Jetzt legt Opperer ihr Amt allerdings nieder. Denn sie will Zeit für ihren Enkel haben. Und auch gesundheitliche Beschwerden und viele Arzttermine zwängen sie zum Aufhören. „Eine kleine Veränderung einfach“, sagt sie. „Wenn ich den Dienst mache, dann nicht nur so halb.“ Und dafür brauche sie all ihre Energie.
Angefangen habe die 62-Jährige mit dem Besuchsdienst aufgrund ihrer eigenen Geschichte. Denn auch sie war eine Mutter, deren Kind in der Schön Klinik ein Jahr lang stationär behandelt werden musste. Damals im Jahr 1996 habe sie den Dienst für ihr Kind nicht gebraucht. Trotzdem habe sie das zum Nachdenken angeregt.
„Ich habe gesehen, dass viele Kinder dort alleine sind“, sagt Rosi Opperer. „Denn oftmals wurden die Zimmerkosten für einen Elternteil nicht von der Krankenkasse übernommen.“ Zu dieser Zeit sei sie auch das erste Mal mit dem Besuchsdienst des Kinderschutzbundes in Berührung gekommen. Die Freude der Kinder über den Besuchs habe sie dabei jedes Mal besonders berührt.
Viele schöne Momente
Nach dem stationären Aufenthalt ihres Kindes sei ihr der Dienst nicht aus dem Kopf gegangen. Die Jahre danach habe sich bei ihr zu Hause aber erst einmal alles stabilisieren müssen. „Danach konnte ich dann nicht mehr anders“, sagt Rosi Opperer. Seitdem ist sie für die schwerkranken Kinder da. Teilweise bis zu fünf mal die Woche habe sie die Patienten besucht.
Und damit verbinde sie viele schöne Momente. Sie habe sich immer die Zeit genommen, die der Patient brauchte. Auch wenn sie deshalb öfters als üblich, nämlich zwei mal die Woche kommen musste. Denn die Verbindung zu den Kindern sei ihr immer sehr wichtig gewesen. Noch heute melden sich bei ihr viele ehemalige Patienten, sagt sie.
Besonders blieb Rosi Opperer ein Fall in Erinnerung. Ein Kind wollte damals keinen Besuchsdienst. Ihr zufolge fragte sie bei dem Kind nach, ob sie was zusammen machen wollen. „Kein Bock“, sei immer die Antwort gewesen. Bis sie vorschlug, eine heiße Schokolade trinken zu gehen. „Da sprang der Junge auf und freute sich“, sagt Opperer. Drei Stunden seien sie dann in der Cafeteria gesessen, hätten sogar das Abendessen verpasst. „Seitdem waren wir befreundet“, sagt sie.
Wegen solcher Momente hat sie den Besuchsdienst 15 Jahre lang immer gerne gemacht. Dafür sei ihr auch der Kinderschutzbund sehr dankbar, sagt Marianne Guggenbichler, Geschäftsführerin des Verbands. Denn Opperer sei die vergangenen Jahre auch Projektleiterin des Besuchsdienst gewesen, so Guggenbichler. Während Corona habe der Besuchsdienst zwar einen „Kräftemangel beim Personal“ gehabt, mittlerweile seien sie mit vier Damen aber wieder gut aufgestellt.
Vielleicht nicht das Ende
Auch Irmgard Bauer, Vorsitzende des Kinderschutzbundes, ist selbst seit drei Jahren beim Besuchsdienst tätig. Zu verdanken habe sie das Rosi Opperer. „Wenn Frau Opperer mich nicht so an die Hand genommen hätte, wäre die Freude daran nicht so groß“, sagt Bauer. Wochenlang haben die beiden den Dienst zusammen gemacht. Opperer habe sie damals in die Marterie eingeführt und sie mit ihrer Leidenschaft für den Dienst angesteckt.
An die gesamte Zeit im Ehrenamt erinnert sich Rosi Opperer deshalb gerne zurück. Für sie bedeutet das aber nicht unbedingt das Ende. Denn auch weiterhin lasse sie der Gedanke an den Dienst nicht los. „Wer weiß, vielleicht komme ich in ein paar Jahren wieder zurück“, sagt sie.