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Wie Gastronomen in der Region Rosenheim reagieren

Existenzangst in der Gastronomie - „Einige Betriebe werden schließen müssen”

Die Gastronomie hat schwer mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen
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Die Gastronomie hat schwer mit den gestiegenen Preisen zu kämpfen

Explodierende Kosten und sinkende Umsätze führen zu Existenzängsten in der Gastro-Branche. Die Gastronomen in der Region Rosenheim reagieren unterschiedlich: mehr Ruhetage, verkürzte Küchenzeiten. Aber das sind nur kurzfristige Lösungen, die Angst um die Existenz sitzt tief.

Rosenheim - Das heimische Gastgewerbe fürchtet um seine Existenz. Die Umsätze gehen weiter zurück, gleichzeitig steigen die Kosten in extremem Maß weiter an. Bayernweit haben nach einer Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern 65,3 Prozent aller Betriebe Angst davor, schließen zu müssen. Das sind nun doppelt so viele wie noch im August. 

Die Branche erlebt derzeit eine noch nie dagewesene Kostenexplosion bei Lebensmitteln, Energie und Personal. Laut den Teilnehmern der Umfrage wachsen die Energiekosten im Oktober um durchschnittlich 49 Prozent. 

Preisentwicklung bei Grundnahrungsmitteln

Das stellt viele Betriebe vor kaum lösbare Aufgaben. Ein Teil der Kosten können und müssen an die Gäste weitergegeben werden. Aber wie viele Gäste sind bereit, für ein Schnitzel das zu bezahlen, was früher ein Steak gekostet hat? Oder vielleicht sogar mehr? 

Nebenkosten steigen weiter

„Es gibt niemanden, der diese Kosten eins zu eins weitergeben kann“, sagt Theresa Albrecht, die Rosenheimer Kreisvorsitzende des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. Hierfür seien die Kostensteigerungen auf allen Gebieten viel zu hoch: bei Energie genauso wie beim Personal oder Lebensmitteln. „Man muss schließlich auch noch einen gewissen Umsatz generieren“, sagt die Betreiberin des Rohrdorfer Hotels „Zur Post“ gegenüber dem OVB.

Dabei gibt sie sich für die Region optimistisch, was die Umsätze angeht. „Wir haben Betriebe, die einen sehr guten Sommer hatten. Auch unserer zählt dazu“, berichtet Albrecht von der ungebrochenen Urlaubsfreude der Deutschen. Dennoch: Es werde Betriebe geben, die ob der Preisentwicklung überlegen müssten, ob sie nicht zumindest zeitweise über die Wintermonate ihre Pforten schließen, damit sich ihr Geschäft noch rechnet.

Zumal Hotels und Gaststätten nach ihrem Kampf mit den Coronabeschränkungen und den Kostensteigerungen noch eine weitere Sorge plage: „Der Fachkräftemangel, der über alle Branchen hinweg besteht, tut sein übriges“, sagt Theresa Albrecht. Vor allem Pächter in der Gastronomie dürften es in nächster Zeit schwer haben, wenn Personal fehlt und sie ihre Lokale deswegen zeitweise schließen müssten. Denn die Pacht zahlen müssen sie freilich dennoch. Ausschließen will sie deswegen auch nicht, dass nicht jeder Gastrobetrieb die kommenden Monate wirtschaftlich übersteht.

Nicht alle Betriebe werden überleben

Über Betriebe, die einen pauschalen Energiezuschlag pro Besuch oder Übernachtung erheben, ist ihr in der Region nichts bekannt. Dies ist nach Albrechts Auffassung auch rechtlich nicht zulässig und verstoße gegen die Preisabgabenverordnung. Wenngleich sie einen solchen Obolus für sinnvoller hält, als die Preise generell anzuheben.

Das nächste Jahr werde gleichwohl schwierig, sagt die Dehoga-Kreisvorsitzende voraus. Aber: „Die guten Unternehmer schaffen es sicherlich“, ist Albrecht überzeugt.

Das Problem muss auf politischer Seite angegangen werden. Im Rahmen der bisherigen Bund-Länder-Gespräche fordert der Landesgeschäftsführer der DEHOGA, Thomas Geppert aus Bad Aibling, ein konsequentes Anpacken der Ursachen der Energiekosten-Explosion. Es ginge um Rahmenbedingungen und nicht um ein unbezahlbares Rund-um-sorglos-Paket. „Die Energiesteuern sind in Deutschland 40 mal so hoch als europarechtlich vorgeschrieben, die preisbestimmenden und -treibenden Gaskraftwerke müssen aus dem Merit-Order-System herausgenommen werden und es müssen alle verfügbaren Stromerzeugungskapazitäten genutzt werden”, so Geppert.

Die Gastronomen stehen also weiter vor großen Herausforderungen. 

Zu wenig Beschäftigte im Gastgewerbe

Hinzu kommt der teils dramatische Personalnotstand. Vielerorts sind Gaststätten dazu gezwungen, aufgrund von Personalknappheit früher als bisher die Küche zu schließen.

Es entscheiden sich immer weniger Menschen für eine Arbeit in der Gastronomie. Auch für junge Menschen hat der Bereich an Attraktivität verloren. Lange Arbeitszeiten, schwere körperliche Arbeit und Stress locken niemanden. Andreas Bensegger, der Vorsitzende des IHK Regionalausschusses Rosenheim, spricht dem OVB gegenüber von einem deutlichen Rückgang, auch bei den Auszubildenden. Wenn schon im Bereich Gastronomie und Hotellerie, entschieden sich viele für eine kaufmännische Ausbildung. Köche würden noch erfolgreich ausgebildet, aber mit rückläufigen Zahlen, sagt Bensegger. Dabei herrsche eher ein Arbeitskräftemangel als ein Fachkräftemangel. 

Eine einfache Lösung für das Problem gebe es nicht, dafür gebe es mit der Inflation, dem Mangel an Arbeitskräften und den hohen Betriebskosten zu viele einzelne Baustellen. Die Ausbildung müsse attraktiver gestaltet werden, Zuwanderer müssten mit eingebunden werden. Und höhere Steuerfreibeträge würden der gebeutelten Gastronomie sehr helfen, so Bensegger.  

Der Gastronomie scheinen schwere Zeiten bevorzustehen.

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