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Krankheitsfälle häufen sich - Expertin gibt Tipps

Zecken-Gefahr in Rosenheim: So hoch ist das Risiko einer Erkrankung und diese Symptome gibt es

Rosenheim gilt als FSME-Risikogebiet - wie oft es Erkrankungen in der Region gibt, weiß Dr. Birgitt Mergen vom Romed-Klinikum.
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Rosenheim gilt als FSME-Risikogebiet - wie oft es Erkrankungen in der Region gibt, weiß Dr. Birgitt Mergen vom Romed-Klinikum.

Rosenheim ist Risikogebiet: Sowohl in der Stadt als auch im Landkreis gibt es mehr FSME-Erkrankungen als in anderen Teilen Deutschlands. Übertragen wird die Krankheit durch Zecken. Wie hoch dafür das Risiko in der Region ist, wie viele Fälle tödlich verlaufen – und auf was man achten sollte.

Rosenheim – Die Gefahr lauert im hohen Gras, am Waldrand oder im Fell der Haustiere: Mit Beginn der warmen Jahreszeit steigen wieder die Zeckenstiche. Die kleinen Tiere können dabei einige Krankheiten übertragen. Besonders gefährlich ist dabei die FSME-Erkrankung (Frühsommer-Meningoenzephalitis), die unter Umständen auch tödlich verlaufen kann. Im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen erklärt Dr. Birgitt Mergen, Infektiologin und ärztliche Leiterin der Krankenhaushygiene am Romed-Klinikum in Rosenheim, wie man eine mögliche Infektion erkennen kann und worauf man nach einem Stich verzichten sollte.

Was ist das Gefährliche an einem Zeckenstich? 

Dr. Birgitt Mergen: Zecken können unterschiedliche Krankheitserreger übertragen. Manche von den Erkrankungen sind mit Antibiotika therapierbar, andere nicht, wie zum Beispiel die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Dies ist eine Viruserkrankung, für die es keine spezifische Therapie gibt.

Wie bemerkt man eine FSME-Erkrankung?

Mergen: Ein hoher Anteil der Infektionen – rund 70 bis 95 Prozent – verläuft ohne Symptome. Die Infektion wird also gar nicht bemerkt. Wenn man an der FSME erkrankt, kann es nach sieben bis 14 Tagen, im Einzelfall auch länger, zu grippeähnlichen Beschwerden kommen. Bei einigen Patienten treten dann nach einem fieberfreien Intervall Symptome wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Lähmungen an Armen und Beinen oder Krampfanfälle auf. Diese sind Zeichen einer Meningitis (Hirnhautentzündung), Enzephalitis (Gehirnentzündung) oder Myelitis (Rückenmarksentzündung). Selbst Monate nach der Erkrankung können die genannten Symptome fortbestehen. Eine ursächliche antivirale Therapie gibt es nicht, es können lediglich die Symptome gelindert werden. Dennoch kann es auch bei schweren Verläufen zur vollständigen Heilung kommen.

Man kann aber auch daran sterben?

Mergen: Bei etwa einem Prozent der Menschen, die an FSME erkranken, führt diese zum Tod.

Dr. Birgitt Mergen, Infektiologin und ärztliche Leiterin der Krankenhaushygiene am Romed-Klinikum in Rosenheim, gibt auch Tipps, um sich vor Zeckenstichen zu schützen.

Wie viele Fälle der FSME gab es in den vergangenen Jahren in der Region Rosenheim?

Mergen: Bayernweit wurde in der Saison 2020 mit 281 Fällen ein neuer Rekord verzeichnet. Im Jahr 2022 wurden 266 Fälle gemeldet, im Jahr 2023 233 Fälle. Sowohl die Stadt Rosenheim als auch der Landkreis gelten als Risikogebiet. Das heißt, es wurden in den vergangenen Jahren mehr Erkrankungen gemeldet als der festgelegte Schwellenwert. Im Jahr 2023 gab es in der Stadt Rosenheim einen FSME-Fall, im Landkreis vier – ohne einen Todesfall. 2022 wurden im Landkreis Rosenheim sechs Fälle gemeldet.

Gegen die FSME gibt es eine Impfung. Raten Sie dazu?

Mergen: Die Impfung ist von der Ständigen Impfkommission für alle Personen empfohlen, die sich in Risikogebieten in der Natur aufhalten und somit Kontakt zu Zecken haben können.

Welche Krankheiten können noch von Zecken übertragen werden?

Mergen: Die Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland mit bis zu 100.000 Neuerkrankungen pro Jahr.

Was zeichnet die Krankheit aus?

Mergen: Eine Infektion mit Borrelien kann sehr unterschiedlich aussehen. Bei rund der Hälfte der Fälle kommt es nach dem Zeckenbiss zur sogenannten Wanderröte, das ist eine kreisrunde Rötung um die Einstichstelle. Zudem treten Allgemeinsymptome wie Fieber, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen auf. Innerhalb von Wochen, Monaten und Jahren kann es zum Befall unterschiedlicher Organe kommen. Am häufigsten betrifft es das Nervensystem, die Gelenke und den Herzmuskel.

Wie gefährlich ist das?

Mergen: Die Borreliose kann mit Antibiotika behandelt werden. Wenn früh behandelt wird, erholen sich die Patienten in der Regel rasch und vollständig. Es werden damit schwere Krankheitsverläufe und spätere Symptome verhindert.

Gibt es noch weitere Krankheiten?

Mergen: Auch weitere Infektionskrankheiten können von Zecken übertragen werden, wie die Anaplasmose, die Babesiose oder verschiedene Rickettsiosen. Alle drei Erkrankungen werden durch Bakterien verursacht und sind damit mit Antibiotika behandelbar. Die Symptome sind ähnlich und äußern sich in grippeähnlichen Beschwerden. Auch ein Hautausschlag am Rumpf, Armen und Beinen kann auftreten. Bislang wurden diese aber in Deutschland nicht oder nur selten beobachtet.

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, überhaupt nach einem Zeckenbiss zu erkranken?

Mergen: Das Risiko ist für die von Zecken übertragenen Erkrankungen unterschiedlich hoch. In Deutschland können zehn bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien-Bakterien befallen sein und diese beim Stich auf den Menschen übertragen. Laut Studien liegt das Risiko einer Borrelien-Infektion nach einem Zeckenstich bei rund 2,6 bis 5,6 Prozent. In Deutschland sind zudem rund 0,1 bis fünf Prozent der Zecken mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durchseucht. Das Risiko nach einem Stich an FSME zu erkranken ist demnach gering.

Die Zecken-Übersicht für die Region Rosenheim.

Worauf sollte man nach einem Zeckenbiss achten oder gibt es Anzeichen für eine Infektion?

Mergen: Die Zecke ist möglichst schnell, am besten mithilfe einer feinen Pinzette oder Zeckenkarte oder -zange, zu entfernen. Dabei muss darauf geachtet werden, den Parasiten langsam herauszuziehen, ohne ihn zu quetschen. Ein „Herausdrehen“ ist ebenso wie die Anwendung von Hausmitteln wie Öl, Nagellack oder Ähnlichem nicht ratsam. Anschließend sollte beobachtet werden, ob sich eine ausbreitende Hautrötung an der Einstichstelle einstellt oder man Krankheitssymptome entwickelt.

Gibt es Tipps, wie man einen Zeckenstich vermeiden kann?

Mergen: Bei Wanderungen und Aufenthalten in der Natur, insbesondere wenn diese durch hohes Gras oder Strauchwerk führen, sollte Kleidung getragen werden, die die Körperoberfläche bedeckt, ebenso empfiehlt sich festes Schuhwerk, lange Kleidung und die Verwendung von Insektenabwehrmitteln.

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