Kioskbesitzer und OB März äußern sich
Angst vor Saugwürmern? Badegast ärgert sich über Entenkot am Happinger Ausee
Rasenflächen, Ufer und Steg am Happinger Ausee sollen mit Enten- und Gänsekot verunreinigt sein. Ein Badegast fordert die Stadt zum Handeln auf, denn die Angst, dass der Seebesuch mit Juckreiz und Ausschlag endet, ist groß. Doch ist die Sorge gerechtfertigt?
Rosenheim – Mona Huber liebt es, bei schönem Wetter ihre Zeit am Happinger Ausee zu verbringen. Hier kann sie entspannen, genießt die Natur und tauscht sich gerne mit anderen Badegästen aus. Doch seit einigen Wochen zieht es die Frau, die eigentlich anders heißt, aber ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen will, immer seltener an den See. Der Grund: Ufer, Steg und Rasenflächen sind ihr zufolge mit Entenkot verunreinigt. „Das ist extrem widerlich“, heißt es in einem Schreiben an Oberbürgermeister Andreas März, das auch unserer Redaktion vorliegt.
Mit bloßem Augen nicht zu erkennen
Hinzu komme, dass die Gefahr bestünde, sich mit Zerkarien zu infizieren. „Zerkarien sind Larven von Saugwürmern, die auch in deutschen Badeseen leben“, sagt Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecher des Landratsamts Rosenheim auf OVB-Anfrage. Die Saugwürmer sind Wasservögel-Parasiten, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind und Wasservögel befallen.
Über den Kot der Wasservögel gelangen die Eier der Saugwürmer ins Badewasser und befallen Wasserschnecken. In den Wasserschnecken entwickeln sich die Larven der Saugwürmer – die sogenannten Zerkarien – und werden bei höheren Wassertemperaturen freigesetzt. „Sie bewegen sich dann in Richtung Licht und Bewegung auf der Suche nach ihrem eigentlichen Wirt, den Wasservögeln. Dabei können sie aber auch die badenden Menschen befallen, indem sie sich in dessen Haut bohren“, erklärt die Pressesprecherin.
Ohne klinische Symptome
In diesem Zusammenhang weist sie darauf hin, dass Erstinfektionen in der Regel ohne klinische Symptome verlaufen. „Es kann jedoch gelegentlich auch schon nach wenigen Minuten ein leichtes Hautjucken auftreten, das von kleinen roten Flecken begleitet ist“, sagt Sibylle Gaßner-Nickl.
Es ist eine Situation, die Mona Huber möglichst vermeiden will. Aus diesem Grund hat sie sich an den Oberbürgermeister gewandt und ihn darum gebeten, „entsprechende Maßnahmen zu ergreifen“, damit sie und die anderen Gäste auch den Rest der Badesaison am Happinger Ausee verbringen können.
Einklang von Naturschutz und Naherholung
In einem entsprechenden Antwortschreiben, gibt März an, dass er die Besorgnis über die verunreinigten Liegewiesen gut nachvollziehen könne. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass sich der Happinger Ausee im Landschaftsschutzgebiet Innauen Süd befindet. „Typisch für ein Schutzgebiet ist es, dass sich hier auch Wildvögel aufhalten und somit auch die Steganlage oder die Liegewiese verunreinigen“, schreibt März. Gleichzeitig sei es der Stadt wichtig, Naturschutz und Naherholung in Einklang zu bringen. „In Zukunft soll die Steganlage täglich gereinigt werden, die Wiese wird je nach Witterung und Rasenwachstum regelmäßig gepflegt“, so März.
Anders als Mona Huber kann Christian Kokoschka die Kritik nicht nachvollziehen. Gemeinsam mit seiner Frau betreibt er den Kiosk „Koko Beach“. Zwar habe es zu Beginn der Badesaison zwei Tage gegeben, an denen es aufgrund von Graugänsen vermehrt zu Verschmutzungen gekommen ist. Diese seien jedoch umgehend von der Stadt beseitigt worden. Mittlerweile gibt es ihm zufolge keine Probleme mehr.
Folgende Verhaltensweisen können das Risiko eines Zerkarienbefalls verringern:
- Längere Aufenthalte im Flachwasserbereich und an Wasserpflanzen angrenzenden Uferzonen vermeiden – gerade Kinder sind laut der Pressesprecherin des Landratsamts gefährdet
- Baden in den frühen Morgenstunden vermeiden, da sich in dieser Zeitspanne die meisten frei schwimmenden und damit infektiösen Zerkarien im Wasser aufhalten
- Bevorzugt in tieferen oder leicht strömenden Bereichen schwimmen
- Nach dem Schwimmen die Badesachen wechseln
- Körper mit einem Handtuch gut abreiben, da Zerkarien schnell austrocknen
- Quallenschutzlotion verwenden
- Füttern Sie keine Wasservögel an Badegewässern