Das sagen Mediziner zu dem Trend
Bei 14 Grad Wasser-Temperatur im Happinger Ausee: Warum Eisbaden immer beliebter wird
Eisbaden wird immer beliebter – auch in Rosenheim: Warum Ärzte sogar dazu raten, obwohl man es dabei nicht übertreiben sollte. Wir haben zugeschaut, wie drei Studenten der TH Rosenheim in den 14 Grad kalten Happinger Ausee springen.
Rosenheim – Schon an Land sind die Temperaturen gerade äußerst frostig. Für drei Studenten der Technischen Hochschule in Rosenheim aber noch nicht frostig genug, um die Badehosen im Kleiderschrank zu verstauen. Das 14 Grad kalte Wasser im Happinger Ausee hat sie nicht davon abgehalten, Anlauf zu nehmen und mit einem beherzten Sprung in den See zu hüpfen.
Die drei jungen Männer studieren im zweiten Semester Maschinenbau – eigentlich sind sie aber deutlich wärmere Gewässer gewöhnt. Felipe (19) stammt aus Spanien, Daniel (25) aus Australien und Majd (20) aus dem Libanon. Das eisige Bad sollte eine Abkühlung zwischen den Vorlesungen sein, danach machten sich die drei wieder auf den Weg an die Uni.
Sie sind nicht die Einzigen in Bayern, denen es jetzt noch nicht zu kalt zum Baden ist. Das sogenannte Eisbaden wird seit ein paar Jahren immer beliebter. Denn Eisbaden ist zwar eine Überwindung, für den Körper aber sehr gesund, erklärt der Münchner Allgemeinmediziner Jörg Schelling. „Alle Temperaturwechsel sind grundsätzlich gesund und deshalb in vielen Kulturen seit langer Zeit etabliert.“ Starke Temperaturwechsel trainieren das Gefäßsystem, erklärt Schelling. „Bei Kälte ziehen sich die Gefäße zusammen, bei Wärme öffnen sie sich wieder.“ Außerdem werden die Muskel im Körper trainiert. „Und natürlich hat das Eisbaden potenziell auch gute Effekte auf das Immunsystem“, sagt Schelling.
„Am besten Schritt für Schritt über die Treppe“
Trotzdem rät der Münchner Arzt nicht jedem zum Bad im eiskalten Wasser. „Menschen, die an Gefäß- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden, sollten auf jeden Fall vorher mit ihrem Arzt sprechen“, betont er. Und auch allen anderen rät Schelling, nie allein ins eiskalte Wasser zu steigen. Wenn der Körper extrem reagiere, müsse jemand da sein, der helfen kann. „Und danach auf jeden Fall gut aufwärmen: Das ist für den Körper wichtig!“ Und er hat noch einen weiteren Ratschlag: Nicht ins eisige Wasser springen! „Das ist auch für junge Körper eine enorme Belastung.“ Es sei ratsam, zügig in einen kalten See zu gehen. „Aber am besten Schritt für Schritt über die Treppe.“
Kaiser Barbarossa starb beim Eisbaden
Diese weisen Ratschläge hat Kaiser Barbarossa seinerzeit nicht bekommen. Er starb fast siebzigjährig im Jahr 1190 bei einem Kreuzzug, weil er sich in einem kalten Gebirgsbach erfrischen wollte. „Sein Herz blieb durch die Kälte stehen“, berichtet Schelling. „Seitdem ist er ein klassisches Beispiel für die Gefahren beim Eisbaden.“