Sanierung historischer Gebäude ausgezeichnet
Die „Schmuckstücke der Stadt“: Das sind die Gewinner des Rosenheimer Fassadenpreises 2022
Mit dem Fassadenpreis kürt die Stadt Rosenheim jedes Jahr vorbildlich sanierte Gebäude der Stadt. Auch für das Jahr 2022 sind wieder zwei Anwesen mit langer Geschichte ausgewählt worden. Das sind die Gewinner.
Rosenheim - Der Wettbewerb um das Gesicht der Stadt ist entschieden. In der vergangenen Sitzung des Stadtentwicklungs- und Bauausschusses kürte die Stadt die beiden Preisträger des Rosenheimer Fassadenpreises 2022. Die Auszeichnung wird bereits seit 1972 für „besonders gelungene und vorbildliche Fassadenerneuerungen“ verliehen. Und die beiden Gewinner-Anwesen des Jahres 2022 können auf eine lange Rosenheimer Geschichte zurückblicken.
Ehemaliges Bürgerhaus mitten in der Stadt
Eines davon ist das historische Stadthaus in der Kaiserstraße 11. Das Gebäude sei aus stadtgeschichtlicher und denkmalpflegerischer Sicht eines des bedeutendsten Anwesen in der Kaiserstraße, teilt die Stadt in ihrer Entscheidung mit. Das ehemalige Bürgerhaus stammt im Kern aus dem Jahr 1649 und ist berühmt für sein Grabendach, die Fassade und die barocken Balusterlauben im Innenhof.
Diese historischen Merkmale soweit wie möglich zu erhalten, sei auch das Ziel von Gabriele Galneder, der Eigentümerin des Hauses, gewesen. „Mein Mann Konrad und ich haben eine Vorliebe für denkmalgeschützte Objekte“, sagt die Frau aus dem Landkreis Mühldorf am Telefon. Deshalb habe sie das Gebäude vor rund sieben Jahren gekauft. „Das Haus hat es uns einfach angetan“, sagt sie.
Besonders fasziniere Gabriele Galneder, die in der Vergangenheit mit ihrer Baufirma schon das ein oder andere Gebäude saniert und renoviert habe, die Geschichte der alten Bauwerke. Die einen seien oft ziemlich runtergekommen und trotzdem könne man noch einiges aus ihnen herausholen. „Das Spannende daran ist, dass man die Objekte mit Verbindungen aus Alt und Neu wieder mit neuem Leben erstrahlen lassen kann.“
Historisches Bild erhalten
Bei der Sanierung des Stadthauses habe der Erhalt des Grabendachs - bei dieser für die Inn-Salzach-Architektur typischen Dachform sind die Seitenwände höher als der First - sowie des alten Dachstuhls im Mittelpunkt gestanden. „Wir haben über die bestehenden Konstruktionen ein neues Dach gebaut und nicht zu viel verändert“, erklärt Galneder. Bei der Fassade habe man sich an den noch vorhandenen historischen Bildern des Hauses orientiert - immer in enger Absprache mit dem Denkmalschutz und dem Heimatpfleger.
Dies sei auch der Stadt zufolge ein Grund für die Auszeichnung gewesen. „Der behutsame Umgang mit dem Bestand sowie der Verzicht auf gravierende Umbaumaßnahmen haben sichergestellt, dass das Gebäude eine hohe historische Aussagekraft besitzt“, heißt es aus dem Rathaus. Vor allem, dass man an der Fassade auf Dekorationselemente wie zum Beispiel Fensterläden verzichtet hat, entspreche dem ursprüngliche Zustand.
Neue Wohnung im alten Stil
Inzwischen sind in der Kaiserstraße 11 acht Wohnungen und zwei Gewerbe untergebracht. Und auch einen Aufzug für die barrierefreie Nutzung gebe es nun, berichtet Galneder. „Wir sind sehr glücklich, dass alles geklappt hat. Auch weil der dreijährige Umbau länger gedauert hat als erwartet.“ Umso schöner sei es, dass die Stadt die Mühen und den Aufwand ausgezeichnet hat.
Das zweite gekürte Anwesen befindet sich in der Kufsteiner Straße 26. Und dieses denkmalgeschützte Wohnhaus ist mittlerweile eine kleine Rarität in Rosenheim. „Es handelt sich bei dem Gebäude um eines der letzten sogenannten Hammerhäusln, die früher für das Hammerviertel in Rosenheim typisch waren“, teilt ein Sprecher der Stadt mit. In diesem Quartier hätten vor allem die Arbeiter des ersten Industriebetriebs der Stadt - ein Messinghammerwerk - gewohnt.
Das Haus selbst sei bereits im Urkataster, meist das erste oder älteste Verzeichnis aller Grundstücke einer Stadt, des Marktes Rosenheim von 1812 enthalten. Der Dachstuhl des Bauwerkes lasse eine Bauzeit zwischen 1780 und 1810 vermuten, wie es in der Entscheidung der Stadt heißt.
Schmuckstücke der Stadt
Nach einem Eigentümerwechsel wurde das historische Wohnhaus in den vergangen Jahren saniert, um dort ein zeitgemäßes Wohnen zu ermöglichen. „Die abgeschlossenen Baumaßnahmen weisen sowohl architektonisch als auch aus der Sicht des Denkmalschutzes eine hohe Qualität auf“, so der Sprecher der Stadt. Dadurch sei der historische Charakter des Hauses erhalten geblieben. Dies könne man besonders an den Fenstern und Fensterläden sowie an der Gestaltung des neuen Garagenanbaus erkennen.
„Der Bauherr und die Architekten haben das Baudenkmal auf diese Weise mit viel Gespür wiederbelebt“, heißt es aus dem Rathaus. So sei das Anwesen in der Kufsteiner Straße wie auch das in der Kaiserstraße zu einem Schmuckstück des Hammerviertels beziehungsweise der Stadt geworden. Beiden Eigentümer solle im Laufe des Jahres der Fassadenpreis offiziell überreicht werden.

