„Coffee with a Cop“ in Rosenheim
„Großeinsatz“ der Polizei am Ludwigsplatz mit Kaffee und Gesprächen – das steckt dahinter
Ungewohnte Szenerie am Rosenheimer Ludwigsplatz: Viele Polizisten, aber kein Verbrechen. Sondern kostenloser Kaffee und offene Gespräche. Was hinter der Einladung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd steckt. Und welche Themen die Rosenheimer besonders beschäftigen.
Rosenheim – „Großeinsatz“ für die Rosenheimer Polizei am Freitag, 14. Juli, auf dem Rosenheimer Ludwigsplatz. Statt Verhaftungen und Verfolgungsjagden standen Kaffee und gemütliche Gespräche auf dem Programm. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd lud Bürger zwischen 10 und 16 Uhr zum ersten „Coffee with a Cop“ in die Innenstadt ein. Das Ziel: offene Gespräche mit den Polizisten führen. Es konnten Fragen gestellt, Sorgen geteilt und Anregungen an die Polizei mitgegeben werden.
Die ernsten Themen mussten zunächst aber einmal warten. Denn die meisten der Besucher kamen bis zum Mittag nur aus einem Grund vorbei: die „Rosenheim-Cops“. So auch Fritz und Eva Roula aus Wien. Das Ehepaar sei auf der Suche nach den Schauspielern der Serie gewesen und hätte dann zufällig die Veranstaltung entdeckt. Besonders interessiert hat die beiden, warum die Polizei dieses Event veranstaltet.
„Es ist wichtig, dass es Momente gibt, in denen Bürger und Polizisten normal miteinander sprechen können“, sagte Polizist Dominique G. Die Polizei versuche auch, mehr mit den Bürgern zu kommunizieren und bei Vorfällen zu deeskalieren. In seiner Karriere habe Dominique G. schon viele schöne Dinge, aber auch schlimme Fälle erlebt. „Das zeigt einem die harten Seiten im Leben“, sagte er. Dennoch wachse er an jeder Herausforderung und mache seinen Dienst sehr gerne.
Event wäre auch in anderen Städten eine gute Idee
Das sah auch Fritz Roula so, da er selbst schon lange beim Rettungsdienst arbeitet. Zudem er bisher auch „mehr positive als negative Erlebnisse“ mit der Polizei gehabt habe. Und mit Menschen zu arbeiten, sei immer eine Herausforderung. „Wenn man dann die Dankbarkeit spürt, ist es das aber wert“, sagte der Wiener.
Auch Eric Schröder und Jana Hemmerling seien zufällig am „Kaffeeklatsch“ vorbeigekommen. Beide kommen aus Berlin und würden sich diese Aktion auch für ihre Heimatstadt wünschen. Hemmerling schätzt vor allem die Bürgernähe der Polizisten. Bei einer solchen Veranstaltung würde man sich eher trauen, Fragen zu stellen, als dies im Alltag der Fall ist. Ihr Begleiter Eric Schröder sehe das ähnlich. „Ich finde das ein sehr tolles Projekt“, betonte der Berliner, der an drei Tagen in der Woche in Rosenheim lebt.
Ebenso interessiert am Event zeigte sich Karin S. aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Bei dem „netten Treff“ stellte sie Fragen zu den Vorraussetzungen, der eine Frau bei der Polizeikarriere gewachsen sein muss. Auch für die Verbrecherqoute hätte sie sich interessiert. Diese sei in Rosenheim aber ganz gut, habe ihr eine Polizistin erklärt.
Im Großen und Ganzen sei Karin S. auch mit der Polizeiarbeit zufrieden. Zwar würden kleineren Bagatellen häufig weniger Aufmerksamkeit geschenkt, dennoch sei die Polizei sehr wichtig in der Gesellschaft. Sie hoffe besonders darauf, dass viele junge Menschen eine Karriere bei der Polizei einschlagen würden.
Bisher seien allerdings eher weniger Schüler und Absolventen vor Ort gewesen, sagte Thomas Pöhner-Tesche, Einstellungsberater beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Das würde sich aber am Nachmittag sicher noch ändern, meinte er. Gerade als Pöhner-Tesche erklärte, dass Polizisten durch solche Veranstaltungen greifbarer werden, tauchte ein Junge mit Radlhelm am „Karriere-Stand“ auf. Interessiert schaute er sich um, dann gab ihm der Polizist Stifte und ein Reflektionslicht für sein Fahrrad. Sehr zur Freude des Jungen. Diese Reaktion zeige, dass Events wie diese wichtig seien, „um eine Brücke zwischen Polizei und Bürgern schlagen zu können“.
Doch welche Themen haben die Passanten am meisten beschäftigt? „Im Laufe des Vormittages sind vor allem Vorfälle in der Stadt und das Thema Radfahrer angesprochen worden“, sagte Christian Walter, Dienststellenleiter der Polizei in Rosenheim. Zum einen sei es um Dinge wie zum Beispiel die Lärmbelästigungen gegangen, aber auch die fehlenden Radwege und Gefahren beim Radfahren seien häufig Gesprächsthemen mit den Passanten gewesen.
Ingesamt sei die Veranstaltung von den Besuchern gut angenommen worden, sagte Walter. Es sei alles friedlich abgelaufen und die Polizisten hätten viel Lob erhalten. Damit wurde auch das Ziel des Projektes erreicht: „Den Bürgerdialog stärken und ein Echo vom Bürger einholen.“


