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Rosenheimer Bürger sprechen über Sorgen

Ein Kreisverkehr zum Spaß? So hitzig war die Bürgerversammlung im Gasthof „Alt-Fürstätt“

Zweite Bürgerversammlung im Gasthof „Alt-Fürstätt“
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Die zweite Bürgerversammlung fand am Mittwoch, 11. Oktober, im Gasthof „Alt-Fürstätt“ statt. Auch hier stellte sich Oberbürgermeister Andreas März den Fragen und Anliegen der Bürger.

In der Hochgernstraße wünschen sich die Bürger ein Tempolimit von 30, doch dem Oberbürgermeister März sind die Hände gebunden. Ein Bus hält nicht mehr an seiner ursprünglichen Haltestelle und ein Kreisel verläuft ins Leere. Diese Sorgen beschäftigen die Bürger im Stadtbereich Mitte-Süd-West.

Rosenheim – Noch ist es ruhig im Gasthof „Alt-Fürstätt“. Nach und nach treffen die Rosenheimer ein. Einige bestellen sich ein kühles Bier mit Schnitzel und Pommes, die anderen greifen auf eine heiße Kanne Tee zurück. Sie sitzen beisammen und lachen. Dann betritt Oberbürgermeister Andreas März (CSU) den Gasthof.

Er begrüßt die Bürger und geht zum Mikrofon. Im vergangenen Jahr gab es wegen Corona nur zwei Bürgerversammlungen im Kultur- und Kongresszentrum Rosenheim. Dieses Jahr wollte März wieder eine ungezwungene Atmosphäre schaffen, um einen direkten Austausch mit den Bürgern zu haben. Im Gasthof „Alt-Fürstätt“ sind alle Stühle belegt. Dicht sitzen die Bürger beieinander. Sie wollen Klarheit rund um ihre Stadtteile Fürstätt, Oberwöhr und die Aisingerwies. Und über ihre Sorgen und Nöten sprechen.

Tempo 30 Zone in der Hochgernstraße

Eines dieser Probleme gibt es in der Hochgernstraße. Laut einer Anwohnerin, müssen Autofahrer, die von der Oberwöhrstraße über die Mangfallkanalbrücke in die Hochgernstraße kommen, im Wohngebiet Tempo 30 fahren. Danach ist Schluss. „Die angrenzende Verbindungsstraße ist kurvig und eng und dort gilt 50“, sagt die Anwohnerin. Das Problem: Nur auf einer Seite gibt es einen Gehweg und dieser ist recht schmal. Die Anwohnerin fragt, ob nicht für das gesamte Gebiet Tempo 30 gelten oder ein breiter Gehweg gebaut werden könne. Gerade für Kinder sei der Verkehr an dieser Stelle gefährlich.

Dem Oberbürgermeister ist die Situation bekannt. Dennoch seien ihm die Hände gebunden – aus zwei Gründen. So gibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass grundsätzlich innerorts Tempo 50 gilt. Ausnahmen sind Schulen und Kitas, die ihren Eingang direkt an der Straße haben. „Aber wenn das Wohngebiet aufhört und in eine innerörtliche Verbindungsstraße übergeht, dann gilt immer Tempo 50“, sagt März. Für ein neues Tempolimit bräuchte es eine Ausnahmengenehmigung von der Verkehrsbehörde. Laut März sei diese jedoch schwer zu bekommen.

An diesen drei Standorten sehen die Bürger aus dem Stadtbereich Mitte-Süd-West Handlungsbedarf.

Der zweite Grund betrifft den Ausbau des Gehwegs. Auch das ist laut März nicht möglich: „Für einen Ausbau bräuchte die Stadt einen Grunderwerb, da es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt.“ Sowohl die Ausnahmegenehmigung als auch der Grunderwerb seien schwer zu bekommen. „Es braucht für beides eine Begründung, die den Bedarf rechtfertigt“, sagt März.

Doch für die Bürger ist das Thema damit noch nicht durch, denn der Bedarf sei da. März hingegen wolle abwarten. Und zwar auf ein mögliches neues Gesetz. „Diese gibt den Städten und Kommunen mehr Freiraum“, sagt März. Sollte eine Kommune der Auffassung sein, sie wisse, an welchen Stellen sich eine Tempo 30 Zone empfiehlt, könnte die Kommune mehr Handlungsspielraum bekommen.

Ein Kreisverkehr zum Spaß errichtet?

Für einen weiteren Anwohner sei der Kreisel südlich von Oberwöhr mehr als nur fragwürdig. In stört der Kreisel auf der Umgehungsstraße. Laut dem Anwohner führt eine der drei Ausfahrten ins Nichts. Doch eine der drei Ausfahrten führt ins Nichts. „Wird dort noch ein Projekt folgen oder wollte man einfach einen Kreisverkehr bauen?“, fragt er und bringt damit den Oberbürgermeister zum Lachen.

Dieser erklärt, dass die Ausfahrt in ein zukünftiges Gewerbegebiet führen wird. Der Prozess, welche Betriebe dort bauen werden, sei ins Stocken geraten. „Wir bauen immer erst die Erschließung und dann erfolgt die Bebauung von Gewerbebetrieben“, antwortet März.

Diskussion um den Traminer Weg

Für Diskussion sorgte der Bebauungsplan vom Traminer Weg. Dort ist eine Wohnbebauung geplant, die nun schon einige Jahre in Anspruch nimmt. Dafür gibt es laut März drei Gründe. In der Nähe führen Bahnstrecken entlang, die Lärm verursachen. Außerdem seit die Erschließung nicht trivial und die Durchfahrt auf dem Traminer weg sei aufgrund von Lärmmangel nicht vertretbar.

„Entlang der Pürstlingstraße sollen neue Wohngebäude entstehen, die miteinander verbunden werden, so dass der Bahnverkehr für die dahinter liegenden Wohngebäude abgeschirmt wird“, stellt März die neuen Pläne vor. Dafür muss ein Verkehrskonzept erarbeitet werden, der dem Stadtrat im vierten Quartal vorgestellt werden soll. Eine Umsetzung hätte zur Folge, dass der Traminer Weg soll von der Pürstlingstraße nicht mehr befahrbar sein. Die Autofahrer müssten über Niederschlesienstraße ausweichen – und das führt zu Ärger.

„Die Niederschlesienstraße muss es dann ausbaden, wenn es die Zufahrt in den Traminer Weg nicht mehr gibt“, sagt ein älterer Bürger. Mit einer Unterschriftensammlung will er und weitere Anwohner das verhindern. „Die Anwohner dieser Straße und der Oberschlesienstraße wehren sich vehement dagegen“, sagt er. Ein Anwohner des Traminer Wegs schaltet sich ein. Für ihn sei das Durchfahrtsverbot mehr als nur willkommen. „Es werden dort Wohnungen gebaut, die auch von Familien genutzt werden. Ohne die Durchfahrt ist die Straße kinderfreundlich“, sagt er.

Bushaltestelle fällt weg

Dann ergreift eine ältere Dame das Mikrofon. Sie beklagt die fehlende Bushaltestelle in der Bahnhofstraße. Die Haltestelle sei für viele notwendig, da sie direkt an Ärztehäuser und an der Hauptpost angrenzt. Doch nun ist die Bushaltestelle weg. Die Fahrgäste müssen nun am Bahnhof oder Atrium aussteigen. Und das zum Leid von Menschen mit Krücken, Rollator oder Rollstuhl. „An die Rosenheimer Einwohner denkt kein Mensch“, sagt die ältere Dame.

März könne das Problem verstehen. Der Bus habe in der Bahnhofsstraße immer an der rechten Seite stadteinwärts gehalten. „Es war ein ausdrücklicher Wunsch im Ausschuss, dass die Haltestelle dort verschwindet und an den regionalen Omnibus anbindet“, sagt März. Eine weitere Frau fragt, ob man keine zusätzliche Bedarfshaltestelle anbringen könne. März versichert, dies im Dezember beim Fahrplanwechsel zu besprechen.

So laufen die Bauvorhaben in Oberwöhr und Endorfer Au

Oberbürgermeister März unterrichtet die Anwohner außerdem über das weitere Vorgehen im Wohnquartier Oberwöhr West und den Quartiersentwicklungen in der Endorfer Au. Die planungsrechtlichen Grundlagen sind für das Wohnquartier Oberwöhr West geschaffen worden. Nun fehlen nur noch die Bauanträge und die entsprechenden Baugenehmigungen. „Ich rechne damit, dass der Baubeginn im nächsten Jahr stattfindet“, sagt März. Geplant ist der Bau von 166 neuen Wohnungen.

Auch die Quartiersentwicklungen in der Endorfer Au schreiten voran. „Die Endorfer Au ist in Rosenheim eigentlich ein Premium-Standort“, sagt März. Auf der einen Seite befindet sich der Mangfall und auf der anderen Seite der Kanal. Bei einer Begehung zeigten sich viele alte Häuser, alte Baubestände und ungenutzte Grünflächen. In Zusammenarbeit mit der GRWS soll das Quartier neu gedacht werden. „Wir haben da draußen absoluten Handlungsbedarf“, sagt der Oberbürgermeister.

Viele Gebäude stammen aus den 50er und 60er Jahren und können in ihrem derzeitigen Zustand nicht mehr vermietet werden. Auch die Infrastruktur sei so nicht hinnehmbar. „Das ganze Gebiet braucht eine richtige Sanierung“, teilt März den Bürgern mit. Dafür brauche es nun einen Architektenwettbewerb, eine Hochbauplanung und eventuell Genehmigungsverfahren.

März rechnet damit, dass die Sanierung der höheren Gebäuden bereits 2025 beginnen kann. Eine Herausforderung stellt derzeit die bezahlbaren Wohnräume dar. „Auch wenn der Standort gut ist, können wir keine Luxussanierungen machen“, sagt März. Für die Menschen, die dort leben, müssten die Wohnräume finanzierbar bleiben. Mit beiden Projekten könne der dringende Bedarf an Wohnraum gedeckt werden.

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