SPD schlägt Alternative vor
Unterbringung von Geflüchteten: Bleibt die Luitpoldhalle in Rosenheim dauerhaft gesperrt?
Im März 2022 hat die Stadt Rosenheim die Luitpoldhalle in eine Übergangsunterkunft für Flüchtlinge umfunktioniert. Weil kein Ende in Sicht ist, hat sich die Rosenheimer SPD jetzt für eine Alternativlösung stark gemacht. Doch auch für diese gibt es Vorbehalte.
Rosenheim - Einfach ist die Situation für die Rosenheimer Hockey-Damen nicht. Seit dieser Saison spielt die Mannschaft in der zweiten Bundesliga. Jedoch nicht wie geplant in der Luitpoldhalle sondern in der Wolfgang-Pohle-Halle. Einer Sporthalle, die den Ansprüchen einer zweiten Bundesliga nicht gerecht zu werden scheint. Unter anderem weil aufgrund der Größe der Halle, kaum Zuschauer zu den Spielen kommen können. So jedenfalls ist es aus unterschiedlichen Kreisen zu hören - unter anderem von Bernd Perner, Vorsitzender des Sportbundes Rosenheim. „In der Stadt gibt ohnehin nicht genügend Sporthallen. Durch den Wegfall der Luitpoldhalle hat sich die Situation noch einmal verschlechtert. Die Wolfgang-Pohle-Halle ist bereits komplett ausgelastet“, sagt er.
Luitpoldhalle nach wie vor erste Anlaufstelle
Um die Situation für den Schul- und Vereinssport zu verbessern, hat sich die SPD-Fraktion in einem Antrag an Oberbürgermeister Andreas März (CSU) jetzt dafür stark gemacht, eine Alternativlösung für die Luitpoldhalle zu finden. „Seit dem Frühjahr dieses Jahres sind hier Familien mit Kindern untergebracht“, erinnert sich SPD-Fraktionsvorsitzender Abuzar Erdogan. Zwar hätten viele von ihnen mittlerweile eine andere Bleibe gefunden, jedoch sei die Halle nach wie vor für viele hilfsbedürftige Menschen, die aufgrund des anhaltenden Krieges nach Rosenheim kommen, die erste Anlaufstelle.
60 Personen derzeit in der Halle zu Hause
Im Moment würden sich laut dem stellvertretenden Pressesprecher der Stadt, Christian Baab, 60 Personen in der Luitpoldhalle befinden. Seit dem 12. Oktober kann der der Gymnastikraum im ersten Obergeschoss der Sporthalle montags bis freitags im Zeitrahmen von 9.30 bis maximal 20.30 Uhr für Schulsport, schulische Mittagsbetreuung und Vereinssport-Training genutzt werden. Gleiches gilt seit dem 9. November für ein Drittel der Halle.
Lärmbelästigung ist zusätzliche Belastung
Kritik an dieser Maßnahme gibt es von der stellvertretenden SPD-Fraktionsvorsitzenden Ricarda Krüger. Zwar begrüße sie die Unternehmungen der Stadt, die Luitpoldhalle wieder für ihren vorgesehenen Zweck nutzen zu können, sie erinnerte aber auch daran, dass in der Halle Kleinkinder wohnen und die Lärmbelästigung durch gedribbelte Bälle und lautstarke Traineranweisungen eine zusätzliche Belastung für die Menschen darstellen, die sich bereits seit Monaten in einer „psychischen Ausnahmesituation“ befinden. Es ist eine Beobachtung, die zumindest die Stadt nicht zu teilen scheint: „Die parallelen Nutzungen verliefen bislang reibungslos“, heißt es von Christian Baab auf OVB-Nachfrage.
Bundespolizei hat 160.000 Quadratmeter zur Verfügung
Geht es nach der Rosenheimer SPD führt trotzdem kein Weg an einer Alternativlösung vorbei. „Die Belegung schränkt den Schul- und Breitensport ein, was es gerade nach Zeiten pandemiebedingten Ausfalls zu vermeiden gilt“, so Erdogan. Aus diesem Grund schlägt er vor, zu überprüfen, ob das Areal der Bundespolizei für die Notunterbringung ukrainischer Flüchtlinge genutzt werden könnte. „Die Bundespolizeikaserne verfügt über eine Fläche von circa 160.000 Quadratmetern und einigen Liegenschaften, darunter auch einer Sporthalle“, sagt Erdogan.
Über 300 Liegenschaften mit mehr als 67.000 Plätzen
Er erinnerte daran, dass einige bayerische Landkreise bereits die Notbremse gezogen und auf die weitere Belegung der Sporthallen verzichtet hätten. Zudem habe das Bundesinnenministerium angekündigt, Bundesimmobilien - darunter auch Kasernen - zur Verfügung zu stellen. „Der Bund stellt neben der finanziellen Unterstützung über 300 Liegenschaften mit aktuell mehr als 67.000 Plätzen für die Unterbringung von Geflüchteten zur Verfügung“, bestätigt ein Sprecher des Bundesministeriums auf OVB-Nachfrage.
Liegenschaft mit erhöhtem Schutzbedürfnis
Doch wäre das Areal der Bundespolizei - das der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) gehört- zur Unterbringung von geflüchteten Menschen aus der Ukraine überhaupt geeignet? Eine Antwort auf diese Frage liefert die Pressestelle der Bima: „Die Bundespolizeikaserne Rosenheim ist eine aktiv genutzte Liegenschaft mit erhöhtem Schutzbedürfnis. Grundsätzlich könnte eine Unterbringung von Flüchtlingen nur mit sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen realisiert werden.“
So müssten die Bereiche der Bundespolizei und die der Flüchtlingsunterbringung getrennt werden. „Dies könnte nur durch bauliche Maßnahmen einhergehend mit personellen Kontrollen - einem Überwachungsdienst - sichergestellt werden“, teilt der Sprecher mit. Er erinnerte aber auch daran, dass aktuell keine freien Gebäude auf dem Gelände für eine mögliche Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung stünden.
Und auch sonst sieht es in Sachen Bundesimmobilien, die für eine Unterbringung in Frage kommen könnten, in der Stadt eher mau aus. Zwar befindet sich die ehemalige Liegenschaft der Bundesnetzagentur an der Arnulfstraße, das Gebäude soll aber im Frühjahr 2023 abgerissen werden. „Die Stadt hatte seinerzeit das Objekt für eine potenzielle Flüchtlingsunterbringung angefragt, jedoch wegen des Zustands des Gebäudes davon Abstand genommen“, teilt ein Sprecher der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben auf Anfrage mit.
Wie es jetzt weitergeht, scheint zumindest im Moment noch offen. Im kommenden Jahr soll der Antrag der SPD in dem entsprechenden Gremium besprochen werden. Dann wird sich auch herausstellen, ob es eine Alternative zur Luitpoldhalle gibt - und ob die Rosenheimer Hockey-Damen wieder vor zahlreichen Zuschauern spielen können.
