Aufwendige Ermittlungen
Durchsuchungen und Verhaftungen: Warum die Rosenheimer Polizei in Serbien im Einsatz war
Ungewöhnliche Mission für die Rosenheimer Polizei: Mehrere Beamte aus der Region durchsuchten Mitte April eine Vielzahl von Gebäuden und sicherten Beweismaterial. Allerdings nicht in Deutschland, sondern in zwei Städten in Serbien. Was hinter dem Großeinsatz steckt.
Rosenheim – Es waren aufwendige Ermittlungen, bevor die Beamten der Kriminalpolizei Rosenheim und der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg in Serbien zuschlagen konnten. Am 18. April war es dann so weit. Die Polizisten durchsuchten zusammen mit internationalen Kollegen in den Städten Novi Pazar und Nis zwei Call-Center, ein Bürogebäude sowie diverse Privathäuser. Das teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Süd nun in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit der Zentralstelle Cybercrime Bayern, die zur Generalstaatsanwaltschaft Bamberg gehört, mit.
Bande zockt Menschen in Bayern übers Internet ab
Hintergrund des Einsatzes: Die Ermittler konnten dort mehrere Personen ausfindig machen, die wegen des Vorwurfs des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs – Betrugsfälle, die von einer Gruppe mit mindestens drei Personen wiederholt begangen werden, um dauerhaft eine Einnahmequelle zu haben – gesucht wurden. Gegen die Bande laufen seit Anfang 2023 die Ermittlungen, da sie nach dem Prinzip des sogenannten Cybertradings Menschen um ihr Geld betrogen haben sollen. Dabei geben sich die Täter – meist über Internetplattformen – als Finanzexperten aus und beraten ihre potenziellen Opfer über vermeintlich lukrative Anlage- und Finanzprodukte. Das soll diese zu einer Geldanlage verleiten. Das Geld wird allerdings nie tatsächlich investiert. Den Opfern werden dann teilweise monatelange erfolgreiche Gewinne vorgetäuscht, damit sie immer weiter Geld investieren – bis der Schwindel auffliegt.
Wie die Polizei mitteilt, hätten sich inzwischen 13 Menschen bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern gemeldet, die auf die Täter aus Serbien hereingefallen sind. Der Schaden belaufe sich dabei auf rund 220.000 Euro. Jedoch müsse von einer Vielzahl weiterer Fälle ausgegangen werden. „Unter den bayernweit ersten Opfern dieser Täter ist auch eine Person aus Rosenheim“, sagt der Bamberger Oberstaatsanwalt Dr. Nino Goldbeck auf OVB-Anfrage. Das sei unter anderem auch der Grund, weshalb die Kripo in Rosenheim „die federführenden Ermittlungen“ gegen die Bande übernommen hat.
Rosenheimer Polizisten unterstützen bei Durchsuchung
Vor Ort hätten die bayerischen Beamten die serbischen Ermittlungsbehörden hauptsächlich bei Durchsuchungen und Vernehmungen unterstützt. Insgesamt seien darunter auch acht Polizisten aus der Region gewesen, bestätigt Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Dabei konnten zahlreiche Unterlagen, Computer und Mobiltelefone sichergestellt werden. Zudem wurden auch einige Verdächtige von den serbischen Behörden verhaftet. Der Kopf der Bande konnte jedoch zunächst am Tag des Zugriffes fliehen. Inzwischen habe er sich aber in Serbien gestellt.
Für die Polizisten aus der Region sei die Arbeit in Serbien nicht anders als sonst gewesen, sagt Goldbeck. „Die Sicherungsmaßnahmen an einem Tatort sind die gleichen wie in Deutschland“, berichtet der Oberstaatsanwalt. Dennoch sei die Zusammenarbeit wichtig. „Die örtlichen Kräfte haben ja keinen genauen Kenntnisstand über unser Ermittlungsverfahren.“ Letztlich sei so auch der „Schlag gegen den Cyberbetrug“ gelungen.