Leserin macht beunruhigende Entdeckung
Baum-Krise an der Mangfall: Wie ein Experiment die Bäume tötet und was dagegen getan wird
Die OVB-Leserin Katharina Meidinger hat eine beunruhigende Entdeckung gemacht: Die Bäume an der Mangfall sterben. Wie die Bäume Opfer eines Experiments geworden sind und was dagegen getan werden kann.
Rosenheim – Katharina Meidinger (68) wird traurig, wenn sie die Mangfall entlang radelt. An einer Stelle des Mangfallufers zwischen Kolbermoor und Rosenheim stehen kahle Bäume. Die Rentnerin aus Kolbermoor bemerkt schon vor Jahren den schlechter werdenden Zustand der Bäume. Sie habe diese an das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim gemeldet. Ohne großen Erfolg, sagt sie.
„Mir wurde gesagt, man werde sich darum kümmern“ sagt sie. Eine Veränderung bemerkte sie nicht. Dann kam die Corona-Pandemie und Meidinger konnte nicht mehr radeln gehen. Als der Lockdown aufgehoben wurde, sei der Zustand der Bäume noch schlechter gewesen.
Sie sei keine Baumspezialistin, betont Meidinger. Trotzdem spekuliert sie, wo das Problem der Bäume liegen könnte. Sie vermutet, dass es sich bei den Sumpfeichen um die falsche Sorte Baum für diesen Standort handelt.
„Bäume gehören eigentlich nicht an einen Flussdeich“
Diese Möglichkeit möchte Andeas Holderer, Stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamtes (WWA), nicht abstreiten. Er sieht das Problem woanders. „Bäume gehören eigentlich nicht an einen Flussdeich“ sagt er. Denn bei Sturm bewegen sich Baum und Wurzeln, was den Boden lockert und für Risiken bei Hochwasser sorgen könne.
Deshalb habe das WWA ein Experiment gewagt und die Bäume in eine Schüssel aus Spundwand gesetzt, bevor sie eingegraben wurden. Spundwand wird aus Stahl gemacht und wird oft zur Verdichtung hergenommen. „Das kann man sich vorstellen, wie eine Eisenbowle“ sagt Holderer. Das Problem dabei ist, dass die Bäume so kaum an Wasser kämen, wenn es nicht von oben herabregnet. „Vermutlich retten die Bäume sich knapp von einem Jahr ins nächste“ sagt er.
Die Bäume werden laut Holderer vom WWA alle sechs Monate geprüft. Einmal im Sommer, einmal im Winter. Dabei liege der Fokus aber auf den Gefahren für Umwelt und Mitmenschen und weniger auf dem Zustand der Bäume.
Nur die fünf bis sieben Bäume, die auch Meidinger als kränklich aufgefallen sind, seien Teil dieses Versuches gewesen, sagt Holderer. Heute würde er diese Vorgehensweise nicht mehr machen und stattdessen die Bäume anders pflanzen.
Die nächsten Schritte sind noch unklar.
Wie es mit den Bäume weitergeht ist noch unklar. Der stellvertretende Pressesprecher der Stadt, Christian Baab, schreibt, dass man vorhabe, die Bäume mit eisenhaltigem Spezialdünger zu düngen. Holderer möchte erst einmal abwarten. Die Bäume umzupflanzen sei laut ihm aufgrund der Spundwand nur schwer möglich. „Vielleicht erholen sich die Bäume wieder“ sagt er. Ansonsten sehe er keinen Sinn darin, die kränklichen Bäume zu erhalten.
Die Mangfall braucht ihre Bäume
Bäume sind laut Holderer sehr wichtig für die Mangfall – besonders am Ufer. „Am Deich sind sie ungünstig, am Ufer dagegen sehr erwünscht“ sagt er. Bäume am Flussufer würden durch den Schatten, den sie spenden, die Temperatur der Mangfall gemäßigt halten und einigen Fischarten das Überleben leichter machen. „Durch den Klimawandel wird das Gewässer immer heißer, daher werden die Bäume immer wichtiger“ sagt Holderer. Dazu würden die Baumwurzeln, die am Deich den Boden instabil machen, am Ufer genau für das Gegenteil sorgen: Das Flussbett wird stabiler, da es durch die Wurzeln von der Wasserströmung beschützt wird.


