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Zwei Jahre nach dem schweren Gewitter

100 Hektar Wald zerstört: Wie Halfinger den Forst retten und „klimafit“ in die Zukunft denken

Freuen sich über die Aufforstung: (von links) Die Waldbesitzer Stephan Schlaipfer und Stefan Schlaipfer, Martin Holzäpfel (Revierleiter AELF Rosenheim), Tobias Büchner (Revierleiter AELF Rosenheim), Alexander Graßl (Geschäftsführung der Wald-Besitzer-Vereinigung Wasserburg-Haag).
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Freuen sich über die Aufforstung: (von links) Die Waldbesitzer Stephan Schlaipfer und Stefan Schlaipfer, Martin Holzäpfel (Revierleiter AELF Rosenheim), Tobias Büchner (Revierleiter AELF Rosenheim), Alexander Graßl (Geschäftsführung der Wald-Besitzer-Vereinigung Wasserburg-Haag).

Ein Gewitter hat Halfinger Waldbesitzer vor zwei Jahren erschüttert. Der Sturm war ein Weckruf. Seitdem bauen die Beteiligten den Forst wieder auf – mit Blick in die Zukunft. Denn der neue Wald muss an das Klima angepasst werden. Wie das funktioniert.

Halfing – Verwüstung und Zerstörung waren Waldbesitzer vor zwei Jahren ausgesetzt. Am 28. Juli 2021 verursachte ein Gewittersturm massive Schäden an den Beständen in Halfing und Umgebung. Auf 100 Hektar Fläche sind Bäume gebrochen oder mit Wurzeltellern umgeworfen worden, teilt Benedikt Kovacs mit. Er ist Forstreferendar beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (AELF).

Aufräum-Arbeiten „ziemlich gefährlich“

Mit 80.000 Festmetern sei eine große Menge Schadholz angefallen. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter Holzmasse. „Über zwölf Holzerntemaschinen waren im Einsatz“, berichtet Kovacs. Denn wenn Personen das Sturmholz entfernen, könne das „ziemlich gefährlich“ werden. Die Arbeiter könnten dabei sogar sterben.

Dem Forstreferendar zufolge ist viel Spannung auf einem Baum, der mit seinem Wurzelteller umgeworfen wurde. „Wenn man in die Seite schneidet, kann der Baum aufplatzen, die Person an der Motorsäge treffen und schwer verletzen“, beschreibt er die Gefahr. Das bestätigt Waldbesitzer Stefan Schlaipfer. Vor den Aufräumarbeiten hätten Mitarbeiter des AELF und der Wald-Besitzer-Vereinigung Wasserburg-Haag über das Risiko informiert. „Das war wichtig“, sagt Schlaipfer. „Gefährdet euer Leben nicht“, sei der Tenor gewesen.

Laut Forstreferendar Kovacs ist die Entfernung der Bäume mit einer Holzerntemaschine um ein vielfaches sicherer, da so niemand nah am Stamm arbeite. Die Maschine greife wie eine Zange an den Baum und schneide ihn mit einer Kettensäge ab. „Das Holz konnte zügig und schnell geschlagen werden“, sagt Forstreferendarin Linda Klinge. Die Waldbesitzer und ihre Helfer hätten es zu Sägewerken und anderen Abnehmern transportiert.

Dann ging es an die an die Aufforstung. Viele Besitzer haben sich laut Klinge von Förstern beraten lassen. „Das Ziel konnte nicht mehr sein, die gleichförmigen Fichtenbestände aufkommen zu lassen“, betont die Referendarin. Denn zuvor habe es hauptsächlich Fichten in den Wäldern gegeben. Die seien Flachwurzler und anfällig für Stürme.

580.000 Euro Fördergeld

Deshalb rieten die Förster zu „klimastabilen, gut strukturierte Mischbeständen“. Das schützt den Wald vor zukünftigen Extremwetterereignissen, sagt Klinge. Bisher wurden für 52 Hektar Fläche Planungen erstellt. Davon seien bereits 38 Hektar wieder aufgeforstet. 137.000 Bäume hätten die Besitzer gepflanzt. Sie wurden mit 580.000 Euro Fördergeld des Freistaats Bayern unterstützt.

Statt nur Fichten gibt es im Wald nun verschiedene Baumarten: Rotbuchen, Stieleichen, Edellaubholz und Weißtannen. Knapp dreiviertel der neu gepflanzten Bäume sind klimatolerante Laubbaumarten. „Mischbestände senken das Risiko, dass wieder ganze Waldbestände ausfallen“, erklärt Klinge.

„Klimafit in die Zukunft denken“

Wenn der Fichtenborkenkäfer einfliege, falle nur der Fichtenbestand. 60 bis 80 Prozent der anderen Bäume bleibe bestehen. Ein Mischbestand kann besser und flexibler aufs Klima reagieren, sagt die Forstreferendarin. „Klimafit in die Zukunft denken“, nennt sie das. Der Mischbestand sei das „Non­plus­ul­t­ra“.

Denn laut Klinge gibt es ein Problem: den sukzessiven Temperaturanstieg in den mittleren Jahresmonaten um durchschnittlich ein bis zwei Grad. Zudem regne es weniger. „Buchen und Eichen haben eine Pfahlwurzel, die weit nach unten sticht“, sagt Waldbesitzer Schlaipfer. Dadurch sei die Wasserversorgung besser als bei den Fichten mit ihren Flachwurzeln. Sein Vater habe deshalb schon vor 30 Jahren begonnen, Mischwälder zu pflanzen.

Und auch aus den ehemaligen Fichtenwäldern sind nun Mischwälder geworden. „Antrag, Genehmigung, Pflanzung – bei mir ging es sehr schnell“, berichtet Schlaipfer. Ende Juli 2021 war das Unwetter, Ende November des selben Jahres war die Fläche wieder bepflanzt. „Die Zusammenarbeit ist super gelaufen.“

Vorher-Nachher-Vergleich: Ohne Pflege wuchern Brombeersträucher um die Eichen-Bäumchen und nehmen ihnen Licht und Oberflächenwasser. Deshalb müssen die Waldbesitzer die Flächen pflegen und die Sträucher stutzen.

„Alle Akteure haben hervorragende Arbeit geleistet“

Das bestätigen auch die beiden Forstreferendare. Kovacs spricht von einem „herausragend guten Zusammenspiel“. Die Kommunikation zwischen Waldbesitzern, WBV-Vertretern und Revierleitern des Forstamtes sei der Schlüssel zur Bewältigung der Schäden und der Wiederaufforstung gewesen. Auch die Revierübergabe von Förster Tobias Büchner an Martin Holzäpfel habe den Erfolg nicht gebremst. „Alle Akteure haben hervorragende Arbeit geleistet.“

Heute sind die kleinen Bäumchen einen halben bis einen Meter hoch. Doch sie bekommen Konkurrenz. Brombeeren bedrängen die Bäumchen, nehmen ihnen Licht und Oberflächenwasser, sagt Forstreferendarin Klinge. Deshalb müssten die Waldbesitzer die Flächen pflegen und die Sträucher zurechtschneiden. „Ohne Hilfe setzen sich manche Pflanzen besser durch als andere.“

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