3000 Auto-Tuner im Aicherpark gegen 100 Polizisten
Eskalation beim Auto-Poser-Treffen in Rosenheim: „Konsequenter“ Einsatz oder „Polizei-Schikane“?
Dröhnende Motoren, Pyrotechnik und sogar Schüsse. Tausende Auto-Poser verwandelten das Aicherpark-Gelände am Samstagabend, den 16. Dezember, zum Festplatz für aufgemotzte Fahrzeuge – bis die Polizei eingriff. So lief die wilde Nacht in Rosenheim.
Rosenheim – Eigentlich begann alles ganz harmlos, wie Robert Maurer, erster Polizeihauptkommissar der Polizeiinspektion Rosenheim, berichtet. Doch was so friedlich mit einem Treffen von 50 bis 70 Auto-Tunern in Traunstein startete, entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem unglaublichen Durcheinander mitten in Rosenheim. „Auf einmal wurden es immer mehr”, sagt Maurer, der sich plötzlich mit einer Masse von geschätzten 3000 Auto-Posern und Schaulustigen konfrontiert sah.
Auto-Tuner sorgen für Chaos in Rosenheim
Ausgehend von der „Poser-Szene” im Raum Salzburg, die der Polizei laut eigenen Aussage durchaus bekannt ist, wurde das Einkaufszentrum rund um die Grubholzerstraße von mehreren hundert Fahrzeugen komplett in Beschlag genommen. Ein Wirrwarr aus lauten Motoren, gezündeten Pyro-Stangen und sogar Schüssen aus einer Schreckschusspistole machte gegen 22 Uhr einen Strich durch die ruhige Vorweihnachtszeit. Laut OVB-Informationen wurden einige Einwohner in der Nähe des Aicherparks sogar aus dem Schlaf gerissen und befürchteten eine Schießerei direkt vor ihrer Haustür.
„Das war zunächst schwer zu überblicken”, bestätigt auch Hauptkommissar Maurer. Erst mit Hilfe der Bereitschaftspolizei aus München und den umliegenden Dienststellen gelang es, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Rund 100 Polizeibeamte räumten den Bereich rund um den großen Parkplatz. Sie stellten einige der Wagen sicher und leiteten zahlreiche Verfahren wegen verbotswidriger Fahrzeuge oder Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz ein.
Dabei auffällig: „Keiner der Auto-Poser kam aus dem Landkreis Rosenheim“, meint Maurer. Die aufgenommenen Personalien zeigten, dass der Großteil aus dem Raum Salzburg beziehungsweise Berchtesgaden stammte.
In Gewahrsam genommen wurde jedoch niemand. „Es musste keiner in einer Zelle übernachten“, meint Maurer. Zumal keiner der Beteiligten einen Beamten gezielt attackiert hätte. Zwei Beamte erlitten dennoch leichte Verletzungen in Form eines Knalltraumas durch gezündete Pyrotechnik.
Autoliebhaber verstehen Polizeieinsatz nicht
Wenig Verständnis für die radikale Räumung durch die Polizei hatte einer der Beteiligten, der anonym bleiben möchte. Er bezeichnete den Eingriff bei dem „harmlosen Auto-Tuner-Treffen” als reine „Polizeischikane”. Obwohl niemand etwas gesagt oder getan hätte, seien einige Teilnehmer angegangen und grundlos zu Boden gedrückt worden. Anders sieht das die Polizei. Denn laut den Beamten wurden die Einsatzkräfte während der Räumung durchaus häufig beleidigt.
Nach den „konsequent und zielgerichtet durchgesetzten Maßnahmen” war der Spuk innerhalb von rund zwei Stunden vorbei. Laut Maurer wurde die Szene bis circa 23 Uhr in Rosenheim zerschlagen. Der Versuch, das Treffen nach Feldkirchen-Westerham zu verlegen, wurde durch eine Sperrung der Staatsstraße verhindert. „Danach haben wir, auch von den Kollegen aus München, nichts mehr gehört”, meint Maurer. Die verbliebenen Auto-Tuner haben sich somit vermutlich wieder zerstreut.
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