Sandsack-Bestände sind aufgefüllt
Katastrophe? „Was kimmt, kimmt“: So ist die Region für die zweite Hochwasser-Welle präpariert
„Murenabgang in Kiefersfelden“ – war am Samstag eine der ersten Hochwassermeldungen. In weiten Teilen des Landkreises kam es aber nicht so schlimm, wie befürchtet. Auch, weil es in den Hochlagen schneite. Jetzt regnet es auf den Schnee. Droht nun die Katastrophe?
Rosenheim/Inntal – „Alles nicht so dramatisch“, sagt Dr. Tobias Hafner. Der Chef des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim sollte es wissen. Denn in seinem Haus laufen Wetterprognosen und Pegelstände zusammen. Beides sieht Hafner am Montag (16. September) recht entspannt: „Wir gehen davon aus, dass die Bäche wieder anschwellen. Das sieht man teilweise auch schon. Aber es wird auch nicht heftiger, als es am Samstag war.“
Und da hatten die Feuerwehren die Lage gut im Griff, wie Kreisbrandrat Richard Schrank schon am Samstag Spätnachmittag eine zufriedene Zwischenbilanz zog. Die Regenmengen seien zwar höher gewesen, als ursprünglich gedacht, aber damit hätten die Feuerwehren umgehen können.
Infrastruktur blieb an Ort und Stelle
„Alles, was Samstag im Einsatz war, blieb vor Ort, ist auf Stand-by“, so der oberste Feuerwehrmann im Landkreis am Montag (16. September). In Raubling sind das unter anderem Hochleistungspumpen und Boote. Aufgrund der erwarteten Niederschläge am Montag und Dienstag drohe eine zweite Welle, „deswegen blieb die eingerichtete Infrastruktur an Ort und Stelle“, sagt Richard Schrank. Das Personal rückt kurzfristig wieder an, wenn nötig. Wegen der gesättigten Böden sei man auf Seiten der Feuerwehr eher vorsichtig.
Keine Probleme in Achenmühle und dem Mühltal erwartet
Hafner ist optimistisch, dass sich bei einer zweiten Welle keine neuen Baustellen auftun. Er habe sich am Samstag selbst die Lage in Achenmühle angesehen, da fließe – im Gegensatz zum Juni – alles gut ab. Und auch für das Mühltal bei Nußdorf sehe er keine Probleme. „Zumindest nicht, wenn die Prognosen einigermaßen stimmen“, sagt Hafner. Und in der Regel täten sie das, mit leichten Abweichungen.
Die Vorhersage am Montag Mittag
Hochwassernachrichtendienst am 16. September, 11 Uhr vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim gültig bis 18. September, 12 Uhr:
Bis Dienstag, 17. September, sind wieder anhaltende Regenfälle mit Niederschlagssummen von bis zu 50 Millimeter, lokal auch höher, vorhergesagt. Deshalb werden die Pegelstände an den Flüssen und Seen im Landkreis Rosenheim wieder steigen.
Nur in Wasserburg wird nach derzeitigen Prognosen der Inn am Dienstagmorgen die Meldestufe 1 erreichen. Die Mangfall bei den Pegeln Feldolling und in Rosenheim erreicht zum Montagabend erneut die Meldestufe 1.
Auch an den kleineren Gewässern im Landkreis, insbesondere an den Wildbächen, ist in Verbindung mit der Schneeschmelze erneut mit steigenden Abflüssen zu rechnen.
Die Vorhersagen werden aktualisiert, sobald neue Erkenntnisse vorliegen.
Die 50 Liter Regen pro Quadratmeter, die der Hochwassernachrichtendienst des Wasserwirtschaftsamtes vorhersagt, hat Schrank auch im Blick. „Hoffentlich verteilen die sich auf den ganzen Montag und Dienstag“, sagt der Kreisbrandmeister.
Die Schneeschmelze in höheren Lagen aufgrund des Regens „beunruhigt uns nicht groß“, sagt Hafner, an Inn und Mangfall seien keine größeren Probleme zu erwarten, „der Inn kratzt vielleicht mal an der Meldestufe 1.“ Schrank wäre es lieber, die Schneeschmelze ließe sich noch zwei oder drei Tage Zeit, Kopfzerbrechen bereitet sie aber auch ihm nicht.
Zumal die Feuerwehr die nicht so gravierende Situation am Samstag genutzt und fleißig Sandsäcke befüllt, die Bestände aufgestockt hat. Allein 6000 neue Sandsäcke liegen laut Kreisbrandrat in Rohrdorf parat, weitere sind im Landkreis verteilt, „die wären kurzfristig abrufbar.“
Aufmerksam, aber gelassen
Aufmerksam, aber verhältnismäßig gelassen, sind nicht nur die beiden Männer, die die Situation am genauesten im Blick haben. Auch Kilian Hager, Kommandant der Kiefersfeldener Feuerwehr, dessen Truppe als eine der ersten ausrücken musste, ist recht entspannt. Die Mini-Mure, die kurzzeitig für Aufmerksamkeit sorgte, sei vom Bauhof schon längst beseitigt. Und: „Wir haben genug Puffer, bei uns schaut‘s gar nicht so schlimm aus.“
In Raubling, vor allem im Ortsteil Kirchdorf, waren die Anwohner laut Schrank am Samstag schon unruhig. Dank Hochleistungspumpen und präventiver Arbeit habe die Feuerwehr den Anliegern aber die Angst nehmen können. Hinzu kam, dass die Menschen selbst aufgerüstet haben. Eine Kirchdorferin berichtet, dass in ihrer Nachbarschaft mehrere Privatleute Pumpen angeschafft haben. Die waren am Samstag reihum im Einsatz, da wo es gerade nötig erschien.
Raublings Feuerwehrkommandant Michael Margreiter, Samstag noch Teil des lokalen Krisenstabs, war am Montag „ganz normal in der Arbeit“. Krisenmodus? Eher nein. „Wir lassen uns überraschen. Was kimmt, kimmt. Das sehen wir ganz pragmatisch.“