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Sturzflutrisiko-Management vorgestellt

Das Dorf in der Senke säuft ab? Prutting und die Gefahr bei Starkregen – Was man dagegen tun kann!

Der mobile Hochwasserschutz, auch „Hochwasserwurscht“ genannt, hat verhindert, dass beim Hochwasser am 4. August Wasser in die Pruttinger Turnhalle geflossen ist.
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Der mobile Hochwasserschutz, auch „Hochwasserwurscht“ genannt, hat verhindert, dass beim Hochwasser im Sommer 2020 Wasser in die Pruttinger Turnhalle geflossen ist.

Dauerregen, Starkregen? – Für Prutting beides blöd. Das Dorf liegt in einer Senke, der Dorfweiher auch. Ist nicht zu ändern. Ein Fachmann verrät, was Gemeinde und Bürger trotzdem gegen drohendes Hochwasser und die damit verbundenen Schäden tun können.

Prutting – Frühling und Sommer stehen bevor und damit die Zeit, in der wir ganz zweifellos wieder mit sogenannten Starkregenereignissen konfrontiert werden. Was solche kurzfristigen, aber sintflutartigen Regenfälle bedeuten – beziehungsweise ihre „Alternative“, intensiver Regen, der mehrere Tage anhält – davon können Pruttings Einwohner ein Lied singen: Der Ortskern wird schon seit Jahrzehnten immer wieder einmal von einem übergehenden Mösl heimgesucht. Der Grund dafür liegt in der Topografie, denn Prutting liegt in einer Senke – und das ist nun mal nicht wirklich zu beheben.

Keine nassen Überraschungen mehr: Mit dem Computermodell des Sturzflutrisikomanagementes können für jede noch so große Niederschlagsmenge die Gefährdungsbereiche angezeigt werden. Das Modell wird präsentiert von Katja Förster, Mitarbeiterin der Firma Aquasoli.

Dennoch sind die Pruttinger diesen sturzflutartigen Regenfällen in Zukunft nicht mehr ganz hilflos ausgeliefert, denn die Gemeinde hat in ein sogenanntes Sturzflutrisikomanagement investiert, dessen erste Ergebnisse im Anschluss an die jüngste Bürgerversammlung vorgestellt wurden.

Kern dieser Analyse ist die Erstellung eines genauen Geländemodells von Prutting und seiner Umgebung. Mit ihm wird es möglich, alle nur denkbaren Regenszenarien durchzuspielen und das bis in alle Einzelheiten: Man kann dann in der Computersimulation nachvollziehen welche Wege das Wasser nimmt, um Richtung Mösl zu kommen, kann bei den daraus folgenden Überschwemmungsbereichen sogar die jeweilige Wassertiefe feststellen, weiß also auch, ab welchen vorhergesagten Niederschlagsmengen es für welche Bereiche im Ort gefährlich wird.

Damit steht der Gemeinde ein ganz entscheidendes Hilfsmittel zur Verfügung, nicht nur für ihre zukünftige Bauleitplanung, sondern auch für alle Maßnahmen, die die derzeitige Lage verbessern sollen. Bernhard Unterreitmeier von der Firma Aquasoli, die die Sturzflutanalyse für die Gemeinde erstellte, hatte aber auch jede Menge Tipps für den einzelnen Bürger zu bieten.

Computersimulation auf Homepage der Gemeinde

Denn die Computersimulation ist auch für diesen interessant. Er wird, sobald sie auf der Homepage der Gemeinde freigeschaltet ist, überprüfen können, ob er in Zukunft öfters mit nassen Überraschungen konfrontiert sein wird. Denn eines, so der Fachmann, sei klar: Sturzflutereignisse werden in Zukunft einfach häufiger sein als in der Vergangenheit. Alles, was man als Privatmann dagegen unternehmen kann, sei, so Bernhard Unterreitmeier im Internet auf der Seite „Hochwasser.Info.Bayern“ zu finden. Diese Seite des bayerischen Ministeriums für Umwelt- und Verbraucherschutz sei ausnehmend gut gemacht und wer ihre Tipps beherzige, könne von einem Sturzfluthochwasser nicht mehr gänzlich kalt erwischt werden.

Genaue Anzeige für Starkregen

Eine hervorragende Ergänzung dazu, so Unterreitmeier, sei eine App des deutschen Wetterdienstes, unter dwd warnwetter in den App-Stores für IOS und Android zu finden. Das Besondere an dieser App sei, dass sie die Zonen, für die ein Starkniederschlag unmittelbar bevorsteht, auf etwa einen halben Kilometer genau angibt, dies inklusive der Zugbahn des Niederschlagsgebietes.

Versicherung vielleicht teuer, aber sinnvoll

Noch einen weiteren wichtigen Hinweis für die Bürger hatte Bernhard Unterreitmeier: Die Meinung, dass eine Versicherung gegen Schäden bei Sturzflutereignissen sinnlos sei, weil sie im Ernstfall nicht zahle oder gar erst nicht abgeschlossen werden könne, sei ebenso verbreitet wie falsch. Er stellte fest: „99 Prozent aller Gebäude sind versicherbar. Das kann im Einzelfall nicht ganz billig sein, unter Umständen 1000 Euro im Jahr kosten“. Wenn man aber in einem gefährdeten Gebiet wohne, sei das ein Betrag, den auszugeben sinnvoll sei: Komme es zu einer Überschwemmung ein, betrage der Schaden meist ein Vielfaches davon.

Raum unter Wasser nicht betreten

Und immer wieder kam von dem Fachmann eine womöglich lebensrettende Warnung: Sobald in einem Raum Wasser steht, dürfe er nicht mehr betreten werden, egal was sich darin befindet. Immer wieder kämen hier Leute ums Leben, die noch schnell etwas retten wollten und dann im Raum gefangen waren: „Geht in einem Keller die Tür nach innen auf, ist sie nicht mehr zu öffnen, sobald in ihm das Wasser auch nur knöcheltief steht“. Doch auch bei allen anderen Räumen ist Vorsicht geboten: Es kann, so Unterreitmeier, nicht ausgeschlossen werden, dass sie unter Strom stehen.

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