Etwa 1000 Teilnehmer
Zeichen für den Frieden: So liefen die Demos am Tag der deutschen Einheit in Prien ab
Wie wird Frieden definiert? Und wie wird er erreicht? Mit diesen Fragen wollte sich zunächst nur eine Demo in Prien beschäftigten. Ein zweites Bündnis meldete aber eine Gegendemo an. Zu den Gründen und wie die Veranstaltungen abliefen.
Prien – Blaue Fahnen mit weißen Friedenstauben darauf. Aber auch Plakate mit Aussagen, wie „Bärbock, Habeck und Co, machen Deutschland K.O“ oder „Worte statt Waffen“. Diese waren am Donnerstag (3. Oktober), dem Tag der Deutschen Einheit, auf dem Wendelsteinplatz in Prien zu lesen. Dort trafen sich um 15 Uhr die Teilnehmer der Kundgebung „Friedensland Deutschland“, um zum gemeinsamen Demozug und einer anschließenden Kundgebung aufzubrechen. Diese fand an den Schären statt, mit Blick auf die Herreninsel.
„Wir kommen am Tag der deutschen Einheit und am Geburtsort des Grundgesetzes zusammen. Wir wollen nicht nur an seine Werte und das Friedensgebot erinnern“, schrieb Friedensland Deutschland auf seinem Telegram-Account. „Wir wollen unsere Heimatliebe zum Ausdruck bringen und sie mit dem Frieden verbinden.“ Eingeladen zu der Veranstaltung hatte Peggy Galic, Kandidatin der Rosenheimer „Basis“ bei der Landtagswahl 2023. Sie zeigte sich sehr zufrieden über das Interesse an der Kundgebung, wie sie gegenüber der Redaktion sagt. Mit Trommlern voran ging es gemeinsam zum Kundgebungsort.
Demo und Gegendemo am Tag der Deutschen Einheit in Prien




„Müssen die Realität im Blick haben.“
Nur wenige Meter entfernt, am Erlenweg, Ecke Seestraße, wartete aber bereits eine Gegenveranstaltung, die auch um 15 Uhr begann. Das Bündnis „Prien bleibt bunt“ hatte dazu eingeladen. Unter dem Motto „FÜR Demokratie und FÜR Vielfalt“ kamen dort laut Bündnismitglied Detlef Dobersalske circa 250 Teilnehmer zusammen. Prien bleibt bunt hatte die Gegendemo organisiert, weil die Mitglieder befürchteten, dass, aufgrund angekündigter Personen und Zusammenschlüsse bei Friedensland Deutschland, welche zum Beispiel der Querdenker-Szene zugeordnet werden, Prien ein neuer Stammplatz für verschwörungsideologische Versammlungen wird.
Auch das Wort Frieden werde demnach zweckentfremdet und von dubioser Seite für politische Interessen genutzt. Diese Meinung zeigte sich auch bereits an den dortigen Plakaten. Darauf waren Aussagen, wie „Friedensland-Deutschland sind nur rechte Rattenfänger“ oder „Wissen macht Aha! - Pseudo-Wissen macht Aua.“
Der erste Redner: Der Bundestagsabgeordnete Karl Bär (Grüne), der zwar für den Wahlkreis Bad Tölz-Wolfratshausen - Miesbach zuständig ist, aber auch ein Regionalbüro in Rosenheim hat. Er nahm Bezug auf die Gefahren von Verschwörungstheorien. „Es gibt Menschen, die uns verwirren wollen, was richtig ist, und was nicht. Daher müssen wir die Realität im Blick haben“, sagte Bär bei der Kundgebung. Ebenso wurde von Rednern kritisiert, wie Verschwörungsgläubige über den Russisch-Ukrainischen Krieg denken, und sich dabei auf die Seite Putins stellen würden. Hierzu sagte Kersten Lahl, ehemaliger Generalleutnant und Priener Gemeinderat (BfP), es sei inakzeptabel, solche grausamen Taten zu verteidigen. „Unser Ziel ist nicht die Vernichtung Russlands, sondern das Ende der russischen Aggression.“
Anita Arz vom Bündnis gegen Verschwörungsideologien Wasserburg und Rosenheim sprach in ihrer Rede darüber, wie wichtig es sei, besonders in Krisenzeiten, Verschwörungstheorien entgegenzutreten. „Mit Desinformationen wird versucht Ängste zu schüren“, sagte Arz. Begriffe, wie Freiheit und Frieden werden verwendet, um Kriegskonflikte zu rechtfertigen. Daher sollen Menschen, welche die Spaltung der Gesellschaft wollen, nicht toleriert werden.
Trillerpfeifen und Trommeln beim Aufeinandertreffen
Als sich die Kundgebung dem Ende näherte, trafen die Teilnehmer von „Friedensland Deutschland“ an den Schären ein. Mit Trommeln und Lautsprecherdurchsagen machten sie auf sich aufmerksam und stellten sich entlang der Halbinsel mit Bannern und Fahnen in Richtung „Prien bleibt bunt“-Demo auf. Die Teilnehmer der Gegenveranstaltung versammelten sich am Chiemseeufer gegenüber. Mit Trillerpfeifen und Parolen machten sie auf ihren Unmut über die Friedensland-Demo aufmerksam.
Nachdem die Kundgebung von „Prien bleibt bunt“ beendet war, startete auch „Friedensland Deutschland“. Peggy Galic rief zu einer Schweigeminute für den Frieden auf, dann sangen die Teilnehmer zusammen die Deutsche Nationalhymne. „Wir möchten uns Gehör schaffen für den Frieden und ein Friedensfest feiern“, sagte Galic zu den Teilnehmern. Anschließend trat Major a.D. Florian Pfaff auf die Bühne. Er nahm in seiner Rede Bezug darauf, wie wichtig es sei, für Meinungsfreiheit und das Grundgesetz einzutreten. Auch bei ihm war der Russisch-Ukrainische Krieg Thema. Waffenlieferungen seien demnach nicht die Lösung, es müsse stattdessen mehr Verhandlungen geben.
Demos verliefen friedlich
Auch Galic appellierte an die Politik, Waffenlieferungen zu stoppen, da diese nur kriegsfördernd seien. Dann waren die Ärzte Ronald Weikl und Rolf Kron an der Reihe. Weikl wollte die Teilnehmer zu mehr solcher Veranstaltungen ermutigen. „Das aktuelle Weltgeschehen macht mir Angst“, sagte er. „Wir müssen wieder mehr aufzeigen, dass wir mit der aktuellen Situation nicht zufrieden sind.“ Kron fügte hinzu, dass die Menschen wieder das Gespräch suchen sollen und ihre Meinung sagen sollen. Zwischen den einzelnen Reden wurde die Kundgebung von Musik begleitet.
So machten die Teilnehmer beider Veranstaltungen darauf aufmerksam, wie wichtig ihnen Frieden und Freiheit sind. Die Wege sind jedoch verschieden. Wie Erster Polizeihauptkommissar Jürgen Thalmeier, Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Prien auf Nachfrage erklärte, verliefen beide Demos ruhig und ohne Zwischenfälle. Er schätzt die Teilnehmerzahl auf insgesamt 1000.





