Gutes tun mitten in Prien
Sie hat selbst nicht viel und macht sich doch stark für andere - Birgit Weber aus Prien
Im sozialen Maro-Wohnprojekt in Prien kommen die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Doch eines eint sie: Der Sinn für die Gemeinschaft. Wie eine der Bewohnerinnen nun mit einer tollen Aktion für die Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München und Rosenheim Mut macht.
Prien – An einem Nachmittag Ende November schwingt die Tür der Priener Redaktion der Chiemgau-Zeitung auf. Eine Frau mit weißem Pferdeschwanz und Leinenschal tritt in Begleitung eines schwarzen struppigen Hundes und einem Kinderwagen mit einem 15 Monate alten Mädchen ein. Sie hat ein besonderes Anliegen.
Spendenaktion auf eigene Faust
Mit sympathisch-schnoddrigem Nordlicht-Einschlag fragt sie, ob Interesse an einem Bericht bestehe. Sie, Birgit Weber, habe seit Ostern alle zwei Wochen für die Bewohner ihres Hauses und die Nachbarn gekocht und wolle die dabei entstandenen Spenden der Niederlassung Rosenheim der Stiftung Ambulantes Kinderhospiz München zukommen lassen.
Mehr als nur eine Wohnadresse
Wenige Tage später findet der Ortstermin in Eglwies 11 statt. Das ist nicht nur eine Priener Wohnadresse, sondern ein spezielles Mehrfamilienhaus der nicht gewinnorientierten Maro-Genossenschaft. 17 Wohneinheiten befinden sich in dem Haus, darunter zwölf geförderte. Hier wird seit 2020 Mehrgenerationen-Wohnen gelebt. Die Bewohner sind zwischen gut einem und rund 80 Jahren alt, dazu gehören gut zwei Dutzend Kinder unter 14 sowie zwei Regenbogen-Familien und zwei Familien mit Migrationshintergrund.
Mark Engels ist eine der guten Seelen
Im Gemeinschaftsraum treffen die OVB-Heimatzeitungen zunächst auf Mark Engels (49 und Birgit Weber (60), eine der Haussprecherinnen. Mark Engels musste bereits einige Schicksalsschläge erleben. Mit 15 Jahren wurde er wegen eines Gehirntumors operiert. 2016 zog er aus Norddeutschland ins Chiemgau, um seine Mutter bei der Pflege des Vaters zu unterstützen, der an Leukämie erkrankt war. Er ist eine der guten Seelen im Priener Maro-Mehrgenerationen-Haus und praktisch immer dabei, wenn es etwas zu tun gibt. „Vor allem das generationenübergreifende Miteinander macht mir große Freude“, berichtet er gleich zu Beginn des Besuchs.
Für alle Nachbarn gekocht - Spendenerlös kommt Hospiz zugute
Und dann ist da noch Birgit Weber, die aus einem kleinen Dorf in Norddeutschland stammt und immer noch „Moin“ und „Tschüss“ sagt. Sie hat viele Jahre in einer Kommune gelebt und kam vor Jahren der Liebe wegen nach Prien. Seit Ostern hat sie alle zwei Wochen für die Bewohner des Maro-Hauses und die Nachbarn in den zeitgleich entstandenen Reihenhäusern gekocht, „nur vegetarisch und bio“, wie sie lächelnd erzählt. Darauf Mark Engels: „Und es hat immer gut geschmeckt. Die Pilzpfanne…“, erinnert er sich und macht dabei ein äußerst zufriedenes Gesicht.
Schweres Schicksal erlebt
In ihrem „ersten Leben“ arbeitete Birgit Weber unter anderem als Krankenschwester und war in der ehrenamtlichen Hospizarbeit tätig. Die Idee, die freiwilligen Spenden fürs Essen für das Ambulante Kinderhospiz zur Seite zu legen, ging auf ihre Initiative zurück. Es war ihr ein besonderes Anliegen: „Vor 40 Jahren hätte ich selber gerne eine Unterstützung gehabt, als mein Sohn nach einem schweren Unfall nicht mehr lange zu leben hatte.“ Und da es „nun mal nichts Gutes gibt, es sei denn, man tut es“, hätte sie einfach gemacht. „Ich kucke immer, dass etwas ins Rollen kommt, dass etwas entsteht.“
Auch die anderen Aktionen laufen gut
Mit dem Essen, mit der Frühstücksrunde, mit dem Adventskalender – „gestern war es brechend voll hier“ – mit dem Vorlesen: Alles, was bisher im Maro-Haus entstanden sei, sei super gelaufen. Das bestätigen auch Annelies Lindner (68), ebenfalls Haussprecherin und Organisatorin des Handarbeitskreises, und Hanna Dörr-Weber (39), die mittlerweile ebenfalls in den Gemeinschaftsraum gekommen sind.
Es geht weiter mit dem tollen Projekt
Am 9. Dezember soll die Übergabe des gesammelten Geldes ans Ambulante Kinderhospiz Rosenheim erfolgen. Wie viel genau zusammengekommen ist, soll bis dahin eine Überraschung bleiben (Bericht folgt). Fest steht aber schon jetzt, dass das gemeinsame Essen auf Spendenbasis ab nächstem Jahr fortgeführt wird. Dann muss Birgit Weber auch nicht mehr alles aus eigener Tasche finanzieren, hat sich doch bereits der Biofair-Supermarkt in Raubling, in dem Hanna Dörr-Weber arbeitet, bereit erklärt, dieses Projekt zu unterstützen. „Bei uns kommen nur verschimmelte Waren in die Tonne“, berichtet Filialleiter Roland Wagner auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. Die anderen Sachen, die nicht mehr für den Verkauf geeignet, aber dennoch gut seien, würde man regelmäßig für die Tafel und andere gute Zwecke spenden.
Einfach nur ein guter Grund
Auf die Frage, warum sich Birgit Weber diesen Zeitungsbericht gewünscht hat, kommt eine klare Antwort: „Vielleicht inspiriere ich ja noch andere Menschen, wohltätige Dinge zu starten.“ Denn manchmal müsse man es einfach nur tun.
