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Vom Manager zum Kaffeeröster

Markus Behr aus Prien kennt das Jet-Set-Leben – genau deshalb setzt er jetzt voll auf Genuss

Markus Behr, Inhaber der Kaffeerösterei Montebera aus Prien in seinem Ladengeschäft, zugleich Rösterei. Das Handwerk hat der IT-Manager von der Pieke auf gelernt
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Blick hinter die Kulissen: Markus Behr hat seine Berufung gefunden. Der ehemalige IT-Spezialist und Manager betreibt in Prien die Montebera Kaffeerösterei – und setzt mit viel Know-how voll auf Genuss und eine nachhaltige Wertschöpfung.

Mittags Heliskiing in den französischen Alpen und abends einen Cocktail am Mittelmeer schlürfen? In Markus Behrs Umfeld war das Business as usual. Doch Behr stieg aus und setzt nun auf guten Kaffee. Von seinem aufreibenden Leben, von Kaffeeschnüfflern auf der Jagd nach „Schwarzröstern“ und den besten Tipps für guten und bekömmlichen Kaffee.

Dem stimulierenden Geruch von frisch gemahlenem Kaffee kann sich kaum jemand entziehen. In Markus Behrs Kaffeerösterei Montebera in Prien ist er allgegenwärtig und wird begleitet vom sonoren Prasseln der Kaffeemühle, welche die Bohnen exakt auf die gewünschte Zubereitungsmethode zerkleinert. So sah Behrs Welt jedoch nicht immer aus.

Stress ohne Ende

„Ich war Manager und Geschäftsführer in der Mobilfunkindustrie“ berichtet Behr von seinem ehemaligen Leben. Die Worte sprudeln nur so aus ihm raus und angesichts der Fachkenntnis, die er im Gespräch über Kaffee zutage bringt, nimmt man ihm sofort ab, dass er ein sehr guter Manager war. Doch es war nicht seine Welt. Sie hat ihn irgendwann sogar fertig gemacht.

Vier Verkäufe in zwei Jahren

„Wir haben Sicherheitstechnik im Mobilfunkbereich betrieben“, fasst der Wirtschaftsinformatiker sein ehemaliges Aufgabengebiet zusammen. Die Technik kenne kaum jemand beim Namen, so der ehemalige Geschäftsführer, doch fast jeder Online-Kunde habe sie schon mal im Zusammenhang mit mTan-Verfahren benutzt. Das Geschäft sei international so erfolgreich gewesen, dass „wir es in zwei Jahren vier Mal verkauft haben“.

„In Asien endet es immer“

„Jeder neue Investor hat das Geschäft als Perle erkannt – und direkt wieder mit Gewinn verkauft.“ Und so nahm das Business den klassischen Gang. „Erst wurde in Europa verkauft, dann über den Teich mit Nasdaq-Börsengang und am Ende nach Asien. Da endet es dann immer“, so Behr, dem das Arbeiten in diesen zwei chaotischen Jahren immer weniger Spaß machte.

Mit praktisch jeder Zubereitungsart – hier eine Pavoni-Handhebelmaschine – lässt sich guter und bekömmlicher Kaffee zubereiten. Dabei kommt es auf vor allem auf die Grundzutaten und die Röstung an.

Wochenenden gab es nicht

„Es war Horror. Wenn man mit Investment-Bankern aus Manhattan verhandelt, ist es egal, ob Sonntag oder Mitternacht ist.“ Er und seine Kollegen hätten zwar gut verdient, aber als angestellte Geschäftsführer hätte sich die Arbeit monetär nicht so niedergeschlagen, „dass man sich dafür kaputt macht“.

Erst mal eine Handvoll Schmerztabletten

Irgendwann realisierte Behr, dass ihn das Geschäft nicht mehr befriedigt, auch weil die Spirale nie aufhört. „Egal, wer der neue Investor ist, er ist immer noch eine Stufe höher. Die letzten Investoren seien von einem Meeting bei einem der reichsten Mobilfunkbetreiber in Mexiko nach München geflogen, dort um acht Uhr gelandet, ins Treffen gegangen – „nicht ohne sich vorher ein paar Schmerztabletten einzuschmeißen, um überhaupt irgendwie präsent zu sein“ – und wenige Stunden später nach Nizza weiter gejettet.

Jetsetleben und kaputte Menschen

„Und hier“, erzählt Behr mit einem Lachen angesichts der absurden Situation, „wird es richtig krass“. Mit einem Privathubschrauber sei es für die Investoren im Hochsommer auf einen Gletscher zum Skifahren gegangen, nur um später den Sonnenuntergang am Mittelmeer mit einem Cocktail zu genießen. „Klar hört sich das irgendwie nach Luxus an, aber dieser Kapitalismus hat kein Ende. Und am Ende kommen keine besseren Menschen raus. Es kommen kaputte Menschen raus. Und deshalb war mir eh klar: Ich muss da raus.“

Irgendwann keinen Kaffee mehr vertragen

Kaffee habe ihn in dieser Zeit am Laufen gehalten. Nur vertrug Behr diesen irgendwann nicht mehr. „Es ging los wie bei so vielen. Erst konnte ich Filterkaffee nur noch mit Zucker und Milch trinken, dann ging nur noch Espresso und Cappuccino.“ Nichts habe etwas gebracht, weder der Austausch der Kaffeebohnen noch veränderte Zubereitungsarten.

Kaffeegenuss wieder möglich

„Dann habe ich mich während einer Management-Auszeit ausführlich mit Kaffee befasst“, beschreibt der Kaffeeröster seine ersten tiefergehenden Kontaktpunkte mit dem „schwarzen Gold“ . In Stendal lernte er eine ehemalige Wiener Meisterin des Kaffeeröstens kennen, die anbot, ihm das alte Handwerk beizubringen. Deren erste, schwarz „hingeknallte“ Tasse Kaffee lehnte Behr aus Höflichkeit nicht ab – und vertrug sie seltsamerweise. Wie auch die folgenden Tassen Kaffee.

Ein Geheimnis liegt in der Röstung

„Wenn man weiß, dass Kaffee in den ersten Jahren nur in Apotheken erhältlich war, und zwar als ausgleichende Medizin, versteht man, dass es andere Gründe haben muss, wenn der Kaffee heute nicht mehr passt“, erklärt Behr. „Das Geheimnis liegt neben einer guten, pestizid- und chemiefreien Kaffeequalität vor allem in der Röstung.“ Industrieller Kaffee würde oft nur 90 Sekunden geröstet. Und zwar so heiß, dass er mit einem „Eisnebel“ wieder gewaltsam abgekühlt werden müsse, um nicht zu verbrennen. Sein überwiegend nach sensorischen Gesichtspunkten gerösteter Kaffee wird schon auch mal über eine halbe Stunde geröstet, „wenn es sein muss“.

Kaffeeschnüffler auf Mission

Wer nun auf die Idee kommt, selbst rösten zu wollen, den muss Behr etwas enttäuschen. Schon zu Zeiten von Friedrich dem Großen habe es sogenannte Kaffeeriecher gegeben. Das waren Hunderte kriegsversehrte Soldaten, die in den preußischen Kommunen durch „Schnüffeln“ feststellten, wo verbotenerweise Bohnenkaffee geröstet wurde. Noch immer ist das Genehmigungsverfahren aufwendig. Und einfach ist es auch nicht. „Das Kaffeerösten ist“, so Behr, „ein Kunsthandwerk“.

Koffein ist im Leistungssport weit verbreitet. Auch Markus Behr glaubt an die leistungssteigernde Wirkung von Kaffee und hat dazu gemeinsam mit einem Biathleten ein Buch veröffentlicht.

Tipps für die Kaffeezubereitung

Für die Zubereitung zu Hause hat er gute Tipps. Neben der guten Grundqualität der Bohnen sei weiches Wasser, etwa Vulkanwasser, mitentscheidend für den Geschmack. Und dass man die Kaffeemischung und auch den Mahlgrad auf die praktizierte Zubereitungsmethode abstimmt und sich mit letzterer ausführlich beschäftigt. So ist beim Filterkaffee auch die Aufgusstemperatur für den Genuss entscheidend. Kochendes Wasser ist eindeutig zu heiß, unter 88 Grad kippt der Kaffee schnell ins Saure. Mehr Ratschläge und Faszinierendes rund um Kaffee gibt Markus Behr gerne im persönlichen Gespräch preis.

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