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Neues Heizkraftwerk in Prien

Hackschnitzel als Hoffnungsträger: Wer von einer Bürgerbeteiligung profitieren würde

Das neue Hackschnitzel-Heizkraftwerk in Prien.
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An der Bernauer Straße hat die Marktgemeinde Prien kürzlich ihr erstes eigenes Hackschnitzel-Heizkraftwerk hochgefahren.

Sollen Bürger Heizkraftwerke mitfinanzieren können? Das erste gemeindeeigene Hackschnitzel-Heizkraftwerk in Prien ist vielleicht der Anfang eines vielversprechenden Projekts.

Prien – Eine gute Nachricht kann Priens Erster Bürgermeister diese Woche in der Gemeinderatssitzung verkünden: „Wir haben einen Gasvertrag für 2023 abgeschlossen“, so Andreas Friedrich (ÜWG). Der Anbieter E.optimum AG hatte der Marktgemeinde vor gut zwei Monaten wegen der Turbulenzen am Gasmarkt den Gasvertrag für vier Liegenschaften gekündigt. Da potenzielle Neukunden oft nur ein paar Minuten bekommen, um einen Vertrag einzugehen, hatte der Bürgermeister vom Gemeinderat die Ermächtigung bekommen, einen Gasvertrag ohne Rücksprache mit dem Rat abzuschließen. Dies ist nun erfolgt. Der Tarif sei teurer als bisher, aber nicht so teuer wie befürchtet – mehr wollte Friedrich noch nicht sagen.

Weniger abhängig von Anbietern fossiler Brennstoffe ist die Marktgemeinde kürzlich mit der Inbetriebnahme ihres Hackschnitzel-Heizkraftwerks geworden. „Unsere Räume sind warm, wenn auch etwas weniger als früher, weil wir versuchen, Energie zu sparen. Die Umstellung ist reibungslos gelaufen“, schildert der Leiter der BRK-Wache Prien, Markus Leberfinger.

Die Rettungswache ist neben 40 privaten und gewerblichen Kunden einer der öffentlichen Abnehmer im Nahwärmenetz des neuen Kraftwerks. In Zukunft könnten es mehr werden, falls das Heizkraftwerk erweitert werden wird. Für Priener, die in die Anlage investieren wollen, könnte es dann interessant werden. Schon jetzt gibt es Interesse für eine Bürgerbeteiligung.

Ein Priener, der sich bei der Marktgemeinde bereits danach erkundigt hat, ist Michael Hövel. Der Energieberater sieht Bürgerbeteiligungen als einen Anstoß in Richtung breiterer Nutzung erneuerbarer Energien. „Die wurden bisher fälschlicherweise als eine teure Form der Energiebereitstellung dargestellt. Wenn Menschen vor Ort daran mitverdienen können, kann hier schnell ein Umdenken geschehen“, gibt sich Hövel überzeugt.

Gemeinde könnte das Geld bei einem Ausbau gut brauchen

Die Gemeinde selbst profitiere ebenfalls, so Hövel, da sie sich erspare, „Schulden aufzunehmen oder Investoren von außerhalb der Gemeine finanziell zu beteiligen“. Diesen Vorteil bestätigt der Priener Bürgermeister. „Die Zinsen steigen allerorts. Sollte die Gemeinde das Heizkraftwerk in den nächsten Jahren erweitern, braucht sie Geld – ohne hohe Zinsen“, so Andreas Friedrich. Da seien Investitionen von interessierten Bürgern hilfreich.

„Wenn Menschen im Ort an Erneuerbaren mitverdienen, geschieht ein Umdenken“, ist der Priener Energieberater Michael Hövel überzeugt.

Noch ist Warten angesagt. Jetzt müsse das System einmal zeigen, wie gut es funktioniere. Liegen dann die Kennzahlen vor, so Friedrich, werde sich die Gemeinde mit einer möglichen Bürgerbeteiligung auseinandersetzen. Es wäre die erste Bürgerbeteiligung an einer gemeindlichen Einrichtung. Eine Genossenschaft steht laut Friedrich nicht zur Debatte. „Ein wichtiger Abnehmer hat darauf bestanden, dass 51 Prozent Eigentum der Gemeinde bleiben. Es könnte vielleicht eine GmbH gegründet werden“, präzisiert er.

Wärmeleitplanung als Basis für ein neues Wärmenetz

Näher rückt indes eine Wärme-Bedarfserhebung. „Sie zeigt den Wärmebedarf für ein bestimmtes Gebiet auf und die Möglichkeiten, wie man diesen über Fernwärme und zentrale Heizkraftwerke decken könnte. Im Grunde geht es um ein mögliches Fernwärmenetz für unseren Hauptort.“ Im Moment bereitet die Gemeinde die Antragstellung vor, da bis zu 80 Prozent der Kosten gefördert werden.

Da das Antragsverfahren sehr umfangreich sei, habe sich die Gemeinde über ein Fachbüro externe Unterstützung ins Boot geholt. Parallel dazu bereite man die Ausschreibung vor, mit allen Leistungen, die in der Bedarfserhebung auftauchen sollen. Sobald die Ausschreibung draußen ist, hofft man in der Gemeinde auf viele Angebote von Büros, welche die Erhebung durchführen wollen.

Dass die Wärmeleitplanung nun in die Gänge kommt, begrüßt Energieberater Michael Hövel. Er sieht sie als wichtige Informationsbasis für die Bürger. Diese seien natürlich frustriert, „wenn sie heute hohe Kosten für eine individuelle regenerative Wärmeversorgung zahlen und morgen vor ihrer Haustür ein Wärmenetz gebaut wird“. Nur wenn ein Wärmenetz rechtzeitig komme, sei es effizient und wirtschaftlich. Andernfalls könne es sein, dass viele Haushalte ihre Wärmeversorgung schon individuell umgestellt haben und sich nicht an das neue Netz anschließen, so Hövel.

Die Marktgemeinde selbst hat heuer einen ihrer größten Gasverbraucher „umgestellt“: Die bestehende Heizung an der Franziska-Hager-Schule wurde entfernt und die Schule an ein privates Nahwärmenetz angeschlossen. „Aus ökologischer Sicht ist es ein gutes Gefühl, nicht mehr von Gas abhängig zu sein“, sagt dazu Konrektor Wolfgang Hutzler. „Wir sind froh, dass wir mit diesem großen Verbraucher jetzt weg sind vom Gas“, betont auch Bürgermeister Andreas Friedrich. Man habe den Gasanschluss komplett zurückbauen lassen. Zum Gas gebe es kein Zurück mehr.

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