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Verbesserte Lebensqualität innerhalb des Orts erhofft

Ortsumfahrung Prutdorf: Warum die Info-Veranstaltung plötzlich emotional und hitzig wurde

Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich eröffnete die Informationsveranstaltung. In der emotional aufgeheizten Stimmung zum Schluss der Informationsveranstaltung ergriff mit Dr. Andreas Müller einer der beiden Kläger das Wort.
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Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich eröffnete die Informationsveranstaltung. In der emotional aufgeheizten Stimmung zum Schluss der Informationsveranstaltung ergriff mit Dr. Andreas Müller einer der beiden Kläger das Wort.

Die Interessengemeinschaft „Befürworter Ortsumgehung Prutdorf“ lud am Freitag zu einer Informationsveranstaltung ein. Auch einige Gegner des Projekts waren anwesend. Ein Kläger bezog in der emotional aufgeheizten Diskussion sogar Stellung – wenn auch mit abruptem Ende.

Prien/Prutdorf – Die Ortsumfahrung Prutdorf wird – das wurde beim Ortstermin deutlich – vom überwiegenden Teil der Prutdorfer geradezu ersehnt. Und auch die Marktgemeinde Prien steht geschlossen dahinter. Kein Wunder, hätten die Planungen doch bereits drei Bürgermeister „verschlissen“, wie es eingangs der Veranstaltung amüsiert vonseiten der Veranstalter hieß. Ein Schicksal, dem Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG) wohl nicht folgen mag.

Die geplante Ortsumfahrung Prutdorf (in Gelb eingezeichnet) und drei besondere Gefahrenstellen innerhalb des Orts: Die Engstelle am Ortseingang Nord (1), die Einmündung Gaishacken (2) und die Abzweigung zur Pfarrer-Strobl-Straße (3), die an der Schule vorbei als Gerade zum Kreisverkehr Wildenwart führt – eine Abkürzung, die wohl schon heute oft genommen wird und, so die Befürchtung mancher, auch künftig aktuell bleiben könnte.

Ungewisse Zukunft

Generell erhofft man sich von der Ortsumfahrung eine verbesserte Lebensqualität innerhalb des Orts und die Entschärfung einiger eklatanter Gefahrenstellen entlang der teils sehr engen Staatsstraße 2093, die durch Prutdorf führt. Seit August 2021 existiert ein Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern, der die Trasse festlegt. Gebaut werden kann jedoch möglicherweise noch Jahre lang nicht – eventuell sogar überhaupt nicht. Denn zwei Prutdorfer hatten gegen den Beschluss geklagt und zudem eine Petition an den Bayerischen Landtag gerichtet. Noch ist nichts entschieden.

„Bin niemandem böse“

An der Abzweigung zur Pfarrer-Strobl-Straße befindet sich eine der gefährlichen Engstellen innerhalb Prudorfs – insbesondere, da es hier keine Bürgersteige gibt und die Schule – und demnächst auch der Kindergarten – in der Nähe liegt.

Als Moderator führte Dipl.-Ing. Rainer Küblbeck durch die Veranstaltung. Er fasste die Sachverhalte gut informiert zusammen, führte die Redner ein, brachte bei der Ortsbegehung Gefahrenstellen nahe und leitete die abschließende, teils hitzige Diskussion. Zunächst trat Priens Bürgermeister Friedrich ans Rednerpult und erörterte die Planungsbemühungen, die in ernsthafter Form seit über 20 Jahren bestünden, sowie den aktuellen Stand der Klagen. Dabei betonte er, dass er niemandem böse sei: „Wir leben Gott sei Dank in einem Rechtsstaat, in dem jeder die Möglichkeit hat, Klage einzureichen, sofern er eigene Interessen nicht ausreichend gewürdigt sieht.“

Stand der Klagen

Die Klagen von Dr. Andreas Müller und Johann Katterloher seien, so Friedrich, vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof abgewiesen worden, der zudem festlegte, dass ein Rechtsmittel gegen diesen Beschluss nicht zulässig sei. Daraufhin legten die Kläger eine Beschwerde gegen die Nichtzulassung der Revision ein, die vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof zurückgewiesen und zur Entscheidung ans Bundesverwaltungsgericht in Leipzig abgegeben wurde. Wann von dort mit einer Entscheidung zu rechnen sei, wisse niemand. „Mittlerweile wurde immerhin das Aktenzeichen mitgeteilt, unter dem das Ganze geführt wird“, so Friedrich.

Priens Erster Bürgermeister Andreas Friedrich eröffnete die Informationsveranstaltung. Im Hintergrund ist die ungefähre Streckenführung der Ortsumgehung zu sehen (rot eingezeichnet).

Friedrich kann nicht zaubern

Zum Ende seiner Rede fasste Friedrich den Standpunkt der Verwaltung zusammen: „Wir sind fest überzeugt, dass wir eine wirkliche Verbesserung für die Anlieger Prutdorfs nur erreichen können mit dieser Umfahrung.“ Dabei habe es sehr wohl im Vorfeld Überlegungen gegeben, ob man alternativ zur Ortsumfahrung im Bestand arbeiten kann. Doch die Engstellen ließen sich seiner Meinung nach weder wegdiskutieren noch baulich beseitigen. „Ich bin leider nur Bürgermeister und kein Zauberer. Ich kann nicht mit den Fingern schnippen und die Häuser rücken zwei Meter zur Seite.“

Stöttner sieht auch wirtschaftliche Zusammenhänge

Der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (CSU) begleitet das Projekt seit rund 20 Jahren und stellte die Kompromissbereitschaft ins Zentrum seiner Stellungnahme: „Wichtig ist, dass wir ehrlich miteinander umgehen.“ Und so frage er sich: „Muss die Klage sein? Müssen wir noch zwei bis drei Jahre, in denen die Baumaßnahmen noch mal teurer werden, warten, bis das Bundesverwaltungsgericht entscheidet?“ Er sei interessiert daran, dass das Ganze außergerichtlich geregelt wird und suche nach Wegen, eine Einigung zu erleichtern. Denn schließlich sei die Ortsumfahrung fertig – und noch dazu sparsam und damit sehr positiv – geplant.

Der Landtagsabgeordnete Klaus Stöttner (CSU) ist seit rund 20 Jahren mit den Planungen zur Ortsumfahrung Prutdorf vertraut. In seiner Rede betonte er auch die gute Planung der Ortsumfahrung sowie die damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Aspekte.

In der Schlussdiskussion wird‘s emotional

Nach der Ortsbesichtigung äußerten sich mehrere Anwohner eindringlich dazu, wie belastend der Durchgangsverkehr ist. Im Zentrum vieler Beiträge stand dabei die Sorge um die Kinder, die sich teils ohne Bürgersteige direkt entlang der Straße bewegen müssten, um zur Schule oder zu Verwandten zu gelangen. Zudem würde demnächst der Bau des Kindergartens anstehen. Als Rosi Hell (CSU), Mitglied des Priener Marktgemeinderats, das Wort ergriff, kochten die Emotionen das erste Mal hoch. Prutdorf sei ihr wichtig.

Deshalb wolle sie von den Gegnern jetzt wirklich wissen, „was sie für ein Problem haben!“ Daraufhin ergriff Anna Pallor, teils den Tränen nahe, das Wort. Sie bat, an die Kläger gerichtet: „Also, überlegt‘s es euch, helft‘s uns. Es ist doch für euch kein Problem. Es gibt doch eine Lösung. Ich würde es mit wünschen, dass es für alle eine Lösung gibt.“

Held oder Buhmann? Kläger Dr. Andreas Müller nimmt Stellung

„Sie könnten heute der ‚hero‘ werden.“ So griff Moderator Küblbeck diese Wortmeldungen auf und wandte sich damit an den Kläger Dr. Andreas Müller. „Wir wollen niemanden an den Pranger stellen...“ Und Müller ergriff tatsächlich das Wort: „Mich jetzt hier vorzuziehen, ohne dass man mich persönlich eingeladen und mir die Chance gegeben hat, mich vorzubereiten, finde ich interessant, nehme das aber nicht persönlich. Ich bin offen fürs Gespräch.“

In Kürze legte er seinen Standpunkt dar, etwa, dass er eine hohe Sympathie dafür habe, den Verkehr innerorts zu beruhigen. Und dass auch er ein Kind habe, das die Straße regelmäßig auf dem Weg zur Urgroßmutter entlang gehe. Er könne es jedoch einfach nicht verstehen, dass in den letzten 20 Jahren nichts gemacht worden wäre und verwies dabei auch auf aktuelle Geschehnisse wie einen aktuellen Neubau, der ohne Gehweg geplant und umgesetzt worden sei. „Mir fehlt die Ernsthaftigkeit für die innerörtliche Lösung.“

Stimmung kippt

Daraufhin wurde es so unruhig im Publikum, dass sich Dr. Andreas Müller genötigt sah, seine Stellungnahme abzubrechen. Moderator Küblbeck versuchte umgehend, die Stimmung zu beruhigen, doch eine Diskussion kann nicht mehr zustande. In seinem Fazit griff er einen Kritikpunkt von Dr. Müller auf: Es sei möglich, dass in der Vergangenheit zu wenig darüber nachgedacht worden sei, was innerorts möglich ist. Doch nun sei es dafür eigentlich zu spät. Und seiner Einschätzung nach sei im Ort auch nicht der notwendige Platz dafür vorhanden.

Die Moderation der mit rund 100 Besuchern gut angenommenen Informationsveranstaltung übernahm Dipl.-Ing. Rainer Küblbeck.

Ortsumfahrung als Allheilmittel?

Die zahlreichen Rednerbeiträge, aber auch die Unterhaltungen unter den Zuhörern verdeutlichten, dass es in Prutdorf „Baustellen“ gibt, die mit der Umfahrung besser werden könnten. Klar wurde aber auch, dass zusätzlich zur geplanten Ortsumfahrung weitere Maßnahmen notwendig sind, um die Lage tatsächlich deutlich zu verbessern. Manch einer befürchtet durch die geplante Ortsumfahrung gar neue Probleme, etwa ein erhöhtes Verkehrsaufkommen durch die Ortschaften Bachham, Siggenham und St. Salvator. Es bleibt also spannend.

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