Priens Tourismuschefin im Interview
Christkindlmarkt auf der Fraueninsel lockt erstmalig zur besinnlichen „After Hour“
Prien — Nach zwei Jahren Zwangspause startet der von vielen vermisste Christkindlmarkt auf der Fraueninsel wieder. Was neu ist und wie bedeutend der Tourismus für Prien inzwischen ist, schildert die Priener Tourismuschefin im Interview.
Der Tourismus füllt in Prien immer mehr die Kassen. Das zeigt eine Erhebung des Münchner Consultingbüros „dwif“, die die Prien Marketing GmbH vor Kurzem durchführen ließ. Deren Geschäftsführerin Andrea Hübner verrät im OVB-Interview, wie gut sich die Priener Tourismusbranche entwickelt hat, wie sie Corona überstanden hat und warum Einheimische ab Donnerstag, 24. November, ihre „After-Hour“ mit Freunden und Kollegen auf die Fraueninsel verlegen sollten.
OVB: Frau Hübner, wie ist die Stimmung der Priener gegenüber den Gästen, die ja immer mehr werden?
Andrea Hübner: Die Stimmung ist im Allgemeinen sehr gut. Ich kann aber auch verstehen, dass Einheimische, wenn die Parkplätze belegt sind, denken: “Das ist jetzt aufgrund der Gäste. Es sind schon sehr viele.”
Was hat Corona mit dem Priener Tourismus gemacht?
Hübner: Letztendlich sind wir mit einem blauen Auge davongekommen. Für die Hotellerie und Gastronomie war und ist Corona eine riesige Herausforderung. Es ist sehr anerkennenswert, welche Flexibilität die Betriebe gezeigt haben. Wir können uns, trotz aller Einschränkungen, glücklich schätzen, da die Nachfrage vonseiten der Gäste sofort wieder da war.
Wie zufrieden sind Sie mit der Tourismusbilanz 2022?
Hübner: Wir sind sehr zufrieden. Die Zahlen sind im Vergleich zum sehr guten Jahr 2019 nur geringfügig niedriger. 2019 hatten wir von Januar bis Oktober rund 528.000 Übernachtungen inklusive der Kliniken und heuer im selben Zeitraum rund 496.000. Wir werden an die sehr hohen 2019er-Zahlen wieder anschließen.
Anhand dieser hohen Zahlen haben wir kürzlich erheben lassen, wie groß der Tourismus als Wirtschaftsfaktor für Prien ist. Einige Ergebnisse: Der Tourismus brachte Prien 2019 einen Umsatz von 122,4 Millionen Euro. Davon entfielen 70,6 Millionen auf gewerbliche Beherbungsbetriebe, 41,3 Millionen auf Tagesreisen, 6,4 Millionen auf Privatquartiere und 4,1 Millionen auf den Bereich Camping.
Der Tourismus ist für Prien sehr wichtig, da es kaum einen Wirtschaftsbereich gibt, der nicht von ihm profitiert.
Was war im heurigen Tourismusjahr besonders erfreulich?
Hübner: Das Maibaumaufstellen war ein Highlight, das nach zwei Jahren Pause endlich wieder stattfinden durfte. Die Vereine durften wieder gemeinsam so richtig anpacken. Es war ein schöner Schritt zurück zur Normalität und ganz Prien war auf der Straße, um an der Tradition teilzunehmen. Zusätzlich hatten wir viele schöne Veranstaltungen wie beispielsweise das 20 jährige Jubiläum von „Swinging Prien” oder das Jubiläum „125 Jahre Markterhebung Prien“.
Laut Ihrer Erhebung sind zwischen 2009 und 2019 die Übernachtungszahlen in Betrieben um 67,8 Prozent gestiegen, die Bruttoumsätze in den Betrieben gleich um 92,4 Prozent. Welche Gründe sehen Sie dafür?
Hübner: Die Saison hat sich seit 2015 jedes Jahr ein bisschen verlängert. Wenn das Wetter schön ist, kommen viele Gäste gerne auch spontan im Herbst und Frühjahr zum Kurzurlaub. Außerdem haben in den letzten Jahren einige Betriebe stetig renoviert und natürlich für das verbesserte Angebot auch die Preise dementsprechend angepasst.
Was planen Sie für das kommende Tourismusjahr?
Hübner: Wir haben uns wieder ein Jahresmotto für 2023 überlegt: „Wasser – tauch mal ein … in Prien am Chiemsee“. Das Thema wird sich wie ein roter Faden durchs Jahr ziehen und in vielen Bereichen widerspiegeln, wie beispielsweise einer Aquarellausstellung, einem Meerjungfrauenschwimmkurse im Prienavera und Bootswerftführungen bei der Chiemsee-Schifffahrt. Neu im Mai ist ein Wasser-Aktionstag mit Wassersportflohmarkt.
Wie sehr drücken die hohen Energiepreise und die Inflation den Tourismus in Prien?
Hübner: Einige Hoteliers und Gastronomen wissen noch nicht, ob sie ihren Betrieb ganzjährig aufrecht erhalten können. Gründe sind die Energiekosten und der Fachkräftemangel.
Nach der Corona-Zwangspause veranstalten Sie wieder den Christkindlmarkt auf der Fraueninsel. Was ist neu?
Hübner: Die Donnerstage (Anm. d. Red.: 24. 11. und 1. 12.) sind erstmalig auch inbegriffen. Viele Einheimische waren noch nie am Christkindlmarkt auf der Fraueninsel, obwohl der Markt heuer zum 20. Mal stattfindet. Gerade ihnen wollen wir die beiden Donnerstage ans Herz legen – ohne den Rummel am Wochenende. Da kann man ab 15 Uhr zum Beispiel mit Freunden und Kollegen sein “After-Work” auf der Insel verbringen. Und am Freitag, 25. November beginnt dann auch der Priener Christkindlmarkt – in gewohnter Form auf dem Marktplatz.
Wie viel kostet heuer eine Tasse Glühwein?
Hübner: Der Glühwein kostet in diesem Jahr an allen Ständen vier Euro und der Kinderpunsch 3,50 Euro. Die Preise wurden im Vergleich zum letzten Markt im Jahr 2019 um einen Euro erhöht.
Wie oft werden Sie selbst auf den beiden Christkindlmärkten sein?
Hübner: Jeden Tag. Ich „hoppe” zwischen der Fraueninsel und unserem Markt in Prien, auf dem wir eine Hütte betreiben, hin und her.