Diskussion um Bestattungen
Alternativ sterben oder: „Wie kriegen wir die Lücken gefüllt?“ – Prien und sein Friedhof
Die Kinder leben in Delmenhorst und Detroit. Oder es gibt keine. Oder Feuer wird Erde vorgezogen. Die Lücken auf den Friedhöfen werden immer größer. Das ist in Prien nicht anders, als andernorts. Was tun?
Prien – Ein Friedwald oder eine Friedwiese als Alternative schlug Angela Kind (Grüne) vor. Und stieß damit auf offene Ohren. „Alternative Bestattungen sind immer gefragter“, bestätigte Bürgermeister Andreas Friedrich (ÜWG). Sein Stellvertreter Michael Anner (CSU) verwies auf zum Teil sehr große Kiesflächen auf dem Friedhof, die könnten da gut genutzt werden.
Freidhofs-Antrag unter der Lupe
Den Antrag von Angela Kind nahmen die drei Bürgermeister, Gemeinde- und Friedhofsverwaltung zum Anlass, sich die Situation mal genauer anzusehen. Mit dabei: Michael Hartl vom Friedhofskompetenzzentrum (FKZ). Unter der Lupe der Gruppe: Teilflächen, die für alternative Bestattungsformen in Frage kämen und gleichzeitig durch eine neue Gestaltung zur Aufwertung des Friedhofes beitrügen. Denn die von Angela Kind vorgeschlagene Fläche im nördlichen Teil des Friedhofes scheidet laut Geschäftsleiter Donat Steindlmüller aus, „weil dort bereits Fundamente für Erdbestattungen geschaffen wurden“, eine andere Nutzung nicht möglich ist.
Die Verwaltung schlug vor, das FKZ mit dem Entwurf eines Konzepts zu beauftragen. Ein Angebot, das auch die Grundlagenermittlung umfasst, liegt der Verwaltung bereits vor. Knapp 8300 Euro wären dafür zu bezahlen. „Die kennen sich aus, die sollen sich mal entsprechende Gedanken machen“, fand Anner. Michael Voggenauer (FWB) fand das FKZ überflüssig, die Friedhofsverwaltung kenne sich genauso gut aus.
Angela Kind bestand nicht auf dem nördlichen Teil des Friedhofs für alternative Bestattungen, fand im Gegenteil die Nutzung freier Flächen „hervorragend“. Rosi Hell (CSU) stimmte ihr zu und regte an, die bisher genutzte Urnenwand erstmal nicht weiter zu nutzen, sondern die freien Flächen im Friedhof. „In großen Lücken könnten ja kleine Urnenwände errichtet werden.“
Gunter Kraus (CSU) regte an, dass Mitbürger anderer Religionen oft andere Riten hätten. Das sollte doch im Konzept berücksichtigt werden, um zum Beispiel Prienern muslimischen oder jüdischen Glaubens eine Bestattungsmöglichkeit im Ort zu geben.
Kraus bat darum, dass aufgelassene Gräber nach Möglichkeit nicht aufgekiest werden, „man läuft sonst über die Gräber...“ Kieswege auf dem Friedhof seien ohnehin nicht ideal, merkte Marion Hengstebeck (BfP) an, „für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollator und für Kinderwagen sind sie ein echtes Problem.“
Gabriele Schelhas (SPD) fand die Verpflichtung des FKZ nicht zwingend nötig. „Ich würde die Flächen von den Gärtnern im Bauhof gestalten lassen.“ Da erntete sie Widerspruch von Friedrich: „Wir haben gute Gärtner, aber Landschaftsplaner sind sie nicht.“ Die Marktgemeinde könne vieles selber machen, aber hier plädiere er für die Verpflichtung von Profis. „Die Planung sollte schon aus einem Guss sein.“ Das sah Kraus – wie die große Mehrheit der Ratsmitglieder – genauso: „Da lassen wir die Profis ran, das ist eine Entscheidung für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte.“
