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Bach soll breiter werden

Hochwasserschutz am Auerbach: Wie sicher ist Oberaudorf im Fall einer Flutkatastrophe?

Wie gefährlich ist der Auerbach (links) vor einer Überschwemmung? Die Hochwasserschutzpläne sollen die Frage beantworten.
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Wie gefährlich ist der Auerbach (links) bezüglich einer Überschwemmung von Oberaudorf? Die Hochwasserschutzpläne sollen die Frage beantworten. (Rechts: Symbolbild)

Wie breit muss der Bach sein? Welche Wassermassen fließen im Extremfall und was wird dabei alles überschwemmt? Diese Fragen wurden für den Auerbach in Oberaudorf beantwortet. Was dort geplant ist, welche Wohngebiete betroffen sind und welche Sorgen sich die Anwohner machen. 

Oberaudorf – Nicht als Teil des Problems, sondern als Teil der Lösung bezeichnete Oberaudorfer Bürgermeister Dr. Matthias Bernhardt die Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts sowie des Ingenieurbüros Kokai. Gemeinsam mit der Gemeinde nahmen diese den Auerbach unter die Lupe und präsentierten ihre Pläne im Oberaudorfer Kursaal.

Jahrhunderthochwasser als Maßstab

„Die Grundlage sind unsere Messungen auf Höhe der Bad Trissl Klinik“, sagt Jan Schäble. Der Ingenieur ist seit 2020 beim Rosenheimer Wasserwirtschaftsamt und erklärte den rund 40 lauschenden Oberaudorfern den Notfall – das Jahrhunderthochwasser. „Dieser sogenannte HQ100 bezeichnet einen Hochwasserabfluss, der im statistischen Mittel einmal in 100 Jahren erreicht oder überschritten wird“, erklärt Schäble. 

Nach den Messungen bedeutet dieser HQ100 für den Auerbach eine Wassermenge von 105 Kubikmeter pro Sekunde. Zusammen mit 15 Prozent Puffer für die eingerechnete Klimaveränderung soll der Bach zwischen Bad Trissl Klinik und der Autobahn also 121 Kubikmeter Wasser pro Sekunde aushalten. „Zum Vergleich, im Normalfall führt der Auerbach ungefähr zwei Kubikmeter“, fügt der Bürgermeister hinzu. Der bisher statistisch erfasste Höchststand geht laut Schäble auf das Jahr 1977 zurück. „Damals hatten wir rund 70 Kubikmeter.“  Dennoch reiche auch diese Wassermenge, um speziell das Gebiet zwischen Eisenbahnbrücke und Inn extrem zu gefährden. Insbesondere die Nordseite mit den Wohnhäusern im Ortsteil Reisach droht überschwemmt zu werden. 

Ab hier wird es brisant: Vor allem der Bereich zwischen der Bahnbrücke und der Autobahn steht bei den Hochwasserschutzplänen im Fokus.

Auerbach soll breiter werden

„Genau hier wollen wir ansetzen“, sagt Max Weiß, Geschäftsführer des Ingenieurbüros Kokai. Der Plan der Ingenieure ist es, den Bach in diesem Bereich von rund 20 auf 25 Meter zu verbreitern. Außerdem soll mit einem stärkeren Gefälle die Durchflussgeschwindigkeit erhöht werden. „So kommen wir ohne Deiche, Betonbecken oder Schutzwände aus“, sagt Weiß. Dadurch soll der Bach weiterhin zugänglich sein und „möglichst natürlich“ erhalten werden. 

„Und was passiert, wenn das Wasser doch einmal rausdrückt?“, fragt ein besorgter Anwohner. Laut den Experten sollte das bei einem 100-jährigen Hochwasser nicht passieren. „Dafür bräuchte es schon ein Extremereignis“, meint Weiß, der aber auch dafür vorgesorgt hat. Sollte der Bach tatsächlich übertreten, dann würde das Wasser in südlicher Richtung über das niedrigere Ufer auf die Felder fließen. „Das Wohngebiet auf der Nordseite bleibt dadurch geschützt“, erklärt Weiß. 

Während das Konzept in Hinblick auf die Sicherheit nur wenige Fragen offen ließ, beschäftigte einige Oberaudorfer viel mehr der Erhalt der Badegumpen. Denn durch den geplanten Bau würden diese zunächst komplett verloren gehen. „Das sollten wir nicht einfach beiseite wischen!“, ruft ein Oberaudorfer, dessen Grundstück direkt am Auerbach liegt, mit Nachdruck. „Diese Gumpen werden im Sommer dermaßen angenommen, die sind immer völlig überlaufen“, stimmen weitere Zuhörer zu. Ingenieur Weiß versicherte daraufhin, dass sich die Gumpen mit der Zeit wieder bilden würden. „Da werden auf natürliche Weise Kiesbänke und damit auch wieder Gumpen entstehen“, verspricht er. Vollständig zufrieden schienen alle Audorfer mit dieser Aussage jedoch nicht. 

Pläne reichen bis 2027

Nichtsdestotrotz war es für die Anwesenden „keine Frage“, dass es einen Hochwasserschutz im Bereich Reisach braucht. „Das ganze soll auch möglichst bald umgesetzt werden“, verspricht Bernhardt. Demnach gehe es jetzt darum, mit den Grundstückseigentümern am Auerbach zu sprechen und die letzten Fragen zu klären. Darauf folgt ein Planfeststellungsverfahren, ein Beschluss im Gemeinderat sowie die Finanzierung und Ausschreibung des Projekts. „Im Idealfall können wir gegen Ende des Jahres 2025 mit dem Bau anfangen“, sagt Schäble. Wieder im besten Fall gerechnet soll der Auerbach zwei Jahre später, also Ende des Jahres 2027, so sicher sein wie nie zuvor. 

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